UG-Novelle - SPÖ verlangt Rücknahme
Die SPÖ verlangt das Zurückziehen der geplanten Novelle zum Universitätsgesetz (UG). Diese stoße auf breiten Widerstand an den Unis, sei in vielen Punkten rechtswidrig und verstärke die soziale Selektivität im Studium, kritisierte Wissenschaftssprecherin Andrea Kuntzl bei einer Pressekonferenz. Stattdessen sollten ein Teilzeitstudium eingeführt, ein Beurlaubungsgrund für Berufstätigkeit geschaffen, Beihilfen erhöht und die Regelstudienzeit verlängert werden.
Die Novelle sieht unter anderem die Einführung einer Mindeststudienleistung von 24 ECTS für Studienanfänger in den ersten beiden Studienjahren vor. Außerdem wandern Kompetenzen von den Senaten zu den Rektoraten bzw. Uniräten. Besonders umstritten dabei ist etwa die mögliche erste Wiederbestellung von Rektoren nur mit Zwei-Drittel-Mehrheit des Unirats. Bisher war dafür auch die gleiche Mehrheit im Senat nötig.
Milde statt Härte
In der Coronakrise würde es eigentlich Unterstützung brauchen, meinte Kuntzl. Vielfach seien den Studierenden oder deren Eltern Jobs weggebrochen, sowohl Lehrende als auch Studenten hätten ihre Tätigkeiten von Grund auf neu organisieren müssen. "Es kommt jetzt aber genau das Gegenteil", monierte Kuntzl. Stattdessen sollte eigentlich das gelten, was Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) im Schulbereich den Lehrern nahegelegt habe: "Jetzt ist die Zeit der Milde und nicht der Härte."
Mit der Novelle würde dagegen auf ein Bild von Universität hingearbeitet, "das die Quantität vor die Qualität setzt und Effizienz vor Exzellenz". "In den Mittelpunkt gestellt wird ein Vollzeitstudium, das mit maximaler Effizienz zu betreiben ist", so Kuntzl. Man reduziere das Studium damit auf absolvierte ECTS-Punkte und einen schnellen Abschluss. Tempo gehe dabei vor Wissen, Reflexion und Kritikfähigkeit. Außen vor blieben damit jene Studierenden, die arbeiten müssen oder Betreuungspflichten haben.
Mindeststudienleistung "grausam"
"Besonders grausig" ist für die Vorsitzende des Verbands Sozialistischer StudentInnen (VSStÖ), Dora Jandl, die geplante Mindeststudienleistung. Diese Maßnahme gehe an der Lebensrealität vieler Studierender mit Jobs und/oder Kindern vorbei. "Die ECTS, die wir absolvieren müssen für das Ministerium oder die Unis, zahlen uns die Miete nicht."
Dazu kämen Vorschriften für elektronische Prüfungen, die etwa vielfach den Einsatz von Kameras zur Selbstüberwachung der Prüflinge vorsehen. Dahinter stehe vielfach der Gedanke: "Wie kann ich sicherstellen, dass Studierende nicht schummeln." Stattdessen solle man sich darüber Gedanken machen, wie solche Prüfungen gestalten werden können, ohne dass man sein Privatestes herzeigen müsse.