Klima-Glossar: Torf
Seit jeher werden Moore trockengelegt, um land- und forstwirtschaftliche Flächen zu gewinnen. Aber in den Mooren lagert über Jahrtausende gebundener Kohlenstoff in Form von Torf. Sie zu entwässern setzt binnen kürzester Zeit große Mengen an klimaschädlichem CO2 frei, das dem Kohlenstoff-Kreislauf bisher entzogen war. Eine nicht zu unterschätzende Zeitbombe für das Klima sind auch die tropischen Moore, über deren Existenz man noch gar nicht so lange Bescheid weiß.
Wenn Pflanzen absterben, werden die Reste normalerweise von Mikroorganismen unter Zuhilfenahme von Sauerstoff abgebaut und so CO2 freigesetzt. Es entweicht in die Atmosphäre und wird im Idealfall wieder von anderen Pflanzen aufgenommen und mittels Photosynthese verwertet. Dadurch entsteht ein Kreislauf. In Mooren herrschen aber andere Voraussetzungen. Hier sammeln sich die organischen Abfälle im gestauten Wasser unter Luftabschluss. Da kein Sauerstoff dazukommt, erfolgt kaum mikrobieller Abbau und der Kohlenstoff reichert sich im Laufe von Jahrhunderten an. Es bildet sich Torf, erklärt der Moor-Experte Harald Zechmeister vom Department für Botanik und Biodiversitätsforschung der Uni Wien den Entstehungsprozess.
Torfschichten als "tickende Zeitbomben"
Entwässert man Moore, kommt hingegen Sauerstoff an den Torf und es setzt der rasche Abbau ein. Kohlenstoff, der über Jahrhunderte oder gar Jahrtausende eingelagert wurde, entweicht als CO2 in die Atmosphäre, so Zechmeister. Die unter so gewonnenen landwirtschaftlichen Böden lagernden Torfschichten seien also "tickende Zeitbomben". Das Wiederherstellen entwässerter Moore sei schwierig. "Aber man versucht es. Denn man erreicht damit zumindest, dass das Moor nicht noch mehr CO2 freigibt." In unseren Breiten seien heute wohl nur mehr zehn Prozent der ursprünglich vorhandenen Moore noch da, schätzt der Experte, und davon "sind nur mehr zehn Prozent intakt". Laut Greenpeace machen Moore zwar nur etwa drei Prozent der weltweiten Landfläche aus, speichern aber doppelt so viel Kohlenstoff wie alle Wälder zusammen.
Es gibt unterschiedliche Typen von Mooren - so werden etwa Niedermoore vom Grundwasser gespeist, Hochmoore vom Niederschlag. Bei Hochmooren spielen Torfmoose eine große Rolle bei der Torfbildung. Diese führen dazu, dass sich die Oberfläche uhrglasartig aufwölbe, schildert Zechmeister, daher komme der Begriff Hochmoor. In Österreich seien diese aus Moosen gebildeten Lagerstätten bis zu 10.000 Jahre alt, die Haupttorfbildung erfolgte vor etwa 4.000 Jahren. Heute würden sie aber kaum mehr nachwachsen, erklärt er. Moore seien darüber hinaus besonders wichtig für die Biodiversität, weil dort Pflanzen gedeihen, die sonst nirgends vorkommen - wie etwa der Sonnentau, das Scheidige Wollgras, die Moosbeere oder die Rosmarinheide in Hochmooren.
Raubbau in tropischen Mooren
Global ist der Raubbau an den riesigen tropischen Mooren ein Klima-Problem, das in den vergangenen Jahren aufgrund neuer Forschungsergebnisse verstärkt in den Fokus gerückt ist. Diese Flächen werden im großen Stil etwa für Palmölplantagen trockengelegt. Bisher sei das vor allem in Indonesien passiert, nun aber auch in Afrika, so Zechmeister. "Das Kongobecken ist eines der größten Moor weltweit." Man wisse zwar seit rund 30 Jahren über die Existenz tropischer Moore Bescheid, aber von jenen im Kongobecken erlangte man erst vor wenigen Jahren Kenntnis, berichtet er von aktuellen wissenschaftlichen Arbeiten. Lange habe man nur von tropischem Regenwald gesprochen, aber unter dessen Boden lagere oft eine Torfschicht - und damit ein gewaltiger Kohlenstoffspeicher.
Torf wurde lange Zeit auch als Brennmaterial verwendet. Vor allem in waldarmen und moorreichen Gebieten griff man gerne darauf zurück oder wenn etwa für die Salz- oder Glasgewinnung das Holz knapp wurde. In Österreich ist das Verheizen von Torf heute kein Thema mehr, aber beispielsweise in Irland wird es nach wie vor praktiziert. Allerdings hat auch dort in den vergangenen Jahren eine Bewegung zum Schutz der Moore eingesetzt.
Bei Hobbygärtnern beliebt
In unseren Breiten ist Torf vor allem in Gartenbau sehr beliebt. Torf ist leicht, was den Transport für den Profi- wie den Hobbygärtner komfortabler macht, und er kann in seinem Poren viel Wasser speichern, ohne dass die Wurzeln der Pflanzen durch die Staunässe Sauerstoffmangel erleiden. Der pH-Wert ist niedrig und kann durch Zugabe von Kalk individuell für diverse Zwecke skaliert werden. Vor allem sogenannte Moorbeetpflanzen, die einen sehr sauren Boden bevorzugen, fühlen sich in torfreicher Erde wohl - beispielsweise Rhododendren oder Heidelbeeren.
Dennoch wäre Torf gerade im Gartenbau leicht zu ersetzen. Es existieren ausreichend Alternativen, die die geschätzten Eigenschaften des Torfs substituieren: Kompost für den Nährstoffgehalt, Holzfasern zur Verhinderung von Staunässe und Nadelholzmulch, wenn saures Substrat gebraucht wird. Theoretisch wäre auch Kokosnussfaser ein guter Ersatz, sie hat aber aufgrund des Transportweges einen großen ökologischen Fußabdruck, gibt auch Zechmeister zu bedenken.
Wissen: Ibmer Moor
Das Ibmer Moor, benannt nach dem Ortsteil Ibm in der oberösterreichischen Gemeinde Eggelsberg, bildet gemeinsam mit dem Bürmoos und dem Weidmoos in Salzburg die größte zusammenhängende Moorlandschaft Österreichs. Auf rund 2.000 Hektar findet man die wichtigsten Moortypen nahe beieinander. Das Moor selbst ist streng geschützt, Besucher müssen auf einem Steg durch das Gebiet gehen, um die empfindliche Pflanzen- und Tierwelt, aber auch sich selbst nicht zu gefährden.
Der Torfstich und die Entwässerung in früheren Jahrhunderten haben dem bis zu 12.000 Jahre alten Moor Schaden zugefügt, vor allem in den Salzburger Teilen Bürmoos und Weidmoos sind die Torflager weitgehend abgebaut, erfährt man in den Moorführungen von Maria Wimmer. Im Weidmoos wurde allerdings eine rund 35 Hektar große Wasserfläche geschaffen, die sich zum Vogelparadies entwickelt hat.