COP27 - Weltemissionsuhr offenbart Ambitions- und Umsetzungslücken
Gemeinsam mit der Wirtschaftsuniversität Wien (WU) hat das World Data Lab (WDL) am Freitag auf der COP27 in Ägypten den Start der Weltemissionsuhr bekanntgegeben. Das statistische Prognosemodell bildet die Entwicklung der Treibhausgasemissionen von 180 Ländern, fünf Sektoren und bis zu 24 Untersektoren bis 2050 ab. Ebenso werden die "Ambitionslücke" und die "Umsetzungslücke" berechnet. Laut der Uhr hat die Welt gerade die Marke von 50 Gigatonnen Emissionen überschritten.
Bis Ende des Jahres werden es fast 58 Gigatonnen werden. Das ist die höchste jemals verzeichnete Menge an jährlichen Emissionen. Während die "Ambitionslücke" (ambition gap) die Differenz zwischen den versprochenen Emissionseinsparungen und den für das Pariser Abkommen nötigen Einsparungen zur Erreichung des 1,5-Grad-Ziels angibt, zeigt die "Umsetzungslücke" (implementation gap) die Differenz zwischen den von einem Land versprochenen und den tatsächlichen Emissionseinsparungen auf.
Bereits dieses Jahr gibt es im Vergleich zu den derzeitigen Verpflichtungen im Rahmen des 1,5-Grad-Ziels weltweit eine Ambitionslücke von 5,3 Gigatonnen, die Umsetzungslücke wird auf 2,6 Gigatonnen geschätzt, da die derzeitigen Emissionen hinter den formellen Verpflichtungen der meisten Länder zurückbleiben. Somit liegt die Welt gegenwärtig fast acht Gigatonnen hinter den Verpflichtungen des Pariser Abkommens zurück, lautet die Berechnung in einer Aussendung der WU.
Diese Schätzungen basieren auf einem neuartigen statistischen Modell, das von Forschern und Forscherinnen der Wirtschaftsuniversität Wien und des World Data Lab in Zusammenarbeit mit dem International Institute of Applied Systems Analysis (IIASA) in Laxenburg entwickelt wurde. Es zielt darauf ab, realistische Projektionen der Treibhausgasemissionen unter verschiedenen klimapolitischen Annahmen zu erstellen.
Jesús Crespo Cuaresma, Professor an der Wirtschaftsuniversität Wien und wissenschaftlicher Berater des World Data Lab, hat die Entwicklung des statistischen Modells geleitet, das die Treibhausgasemissionen unter der Annahme einer sich nicht weiter verändernden Klimapolitik prognostiziert. "Durch den Einsatz modernster ökonometrischer Methoden ist die Weltemissionsuhr eines der leistungsfähigsten, evidenzbasierten Instrumente, die zur Bewertung der Herausforderungen des weltweiten Klimaschutzes zur Verfügung stehen", so der Forscher.
Die Daten der Weltemissionsuhr zeigen auch Hoffnungsschimmer auf, wie etwa, dass Wohlstand auch auf einem emissionsarmen Pfad möglich ist: "Ein/e durchschnittliche/r Weltbürger*in emittiert 7,4 Tonnen Treibhausgase pro Jahr. Die Spannweite ist allerdings groß: In den USA sind es 18,6 Tonnen, in Ägypten 4,1 Tonnen", heißt es in der Aussendung dazu. Kombiniere man jedoch bewährte Praktiken entwickelter Volkswirtschaften, wie z. B. das niederländische Verkehrswesen mit der südkoreanischen Flächennutzung und der schwedischen Gebäudeisolierung, dann könnte dies den Fußabdruck der fortgeschrittenen Länder auf weniger als fünf Tonnen pro Kopf und Jahr senken.
Service: Weltemissionsuhr: https://worldemissions.io; Videoeinführung: https://youtu.be/2_Umq8Uo1CQ