Diskriminierung an Schulen vor allem aufgrund ethnischer Herkunft
Ethnische Herkunft bleibt in Österreich der häufigste Grund für Diskriminierung an Bildungseinrichtungen. Das zeigt der Jahresbericht 2020 der Initiative für ein diskriminierungsfreies Bildungswesen (IDB). Konsequenzen haben die gemeldeten Übergriffe kaum: In nur einem Prozent der Fälle gab es solche für die Täterin oder den Täter. Auch Zivilcourage ist selten: In nur sechs Prozent der Fälle griffen Dritte oder indirekt involvierte Personen ein.
Insgesamt wurden dem gemeinnützigen Verein 2020 über diverse digitale Kanäle und Partnerorganisationen 186 Diskriminierungsfälle gemeldet. Das ist um mehr als die Hälfte weniger als im Jahr davor, was vor allem auf die mangelnde Präsenz an den Bildungseinrichtungen aufgrund der Coronapandemie zurückgeführt wird.
In 74 Prozent der gemeldeten Fälle wurden im Vorjahr Menschen wegen ihrer ethnischen Herkunft diskriminiert. 15 Prozent betrafen Islamophobie, jeweils vier Prozent Sexismus oder Heterosexismus (Diskriminierung etwa von Homo- oder Bisexuellen), zwei Prozent Antisemitismus und ein Prozent die Diskriminierung von Behinderten. Erneut waren in knapp zwei Drittel der Fälle Lehrkräfte die Täter, bei 20 Prozent die Mitschüler, der Rest verteilte sich auf Leiter (sieben Prozent) und strukturelle Diskriminierung (zehn Prozent).
Erschreckende Beispiele
In einem Jugendbildungszentrum, wo Pflichtschulabschlüsse nachgeholt werden können, meldete etwa ein Mitarbeiter Aussagen eines Trainers wie "Hazara (Ethnie v.a. in Afghanistan, Anm.) gehören getötet, weil sie von den Mongolen abstammen und sie sind das Ergebnis, weil Dschingis Khan zu viel gefickt hat". Auch diskriminierende Unterlagen wurden gemeldet: Im ABC-Heft von Schülern sei etwa ein Blatt mit dem Buchstaben "N" gewesen, auf dem Gegenstände mit entsprechenden Anfangsbuchstaben aufgedruckt waren: Neben Nase, Nuss und Nagel war auch ein dunkelhäutiges Männchen abgebildet. Oder ein Arbeitsblatt aus einer Grazer Volksschule: "Graz wurde von drei Landplagen heimgesucht: Heuschrecken, Türken und Pest."
Ort des Geschehens waren laut Meldungen am öftesten Schulen (43 Prozent) und dort am häufigsten Mittelschulen und AHS, gefolgt von Erwachsenenbildungseinrichtungen (18 Prozent) und Hochschulen (neun Prozent). In einem knappen Drittel der Fälle gab es keine Angaben zum Ort.
Die IDB hat einen 11-Punkte-Plan vorgelegt, um Diskriminierung im Bildungssystem zurückzudrängen. Die Vorschläge umfassen u.a. eine Erhebung, wo und wie Diskriminierung an den Schulen vorkommt sowie die Schaffung einer unabhängigen Melde- und Beschwerdestelle nach Wiener Vorbild in allen Bundesländern. Außerdem sollten mehr Lehrkräfte und Direktoren mit Migrationshintergrund aufgenommen werden.