Die Kraft des Selbermachens
Erfinder und technikaffine Tüftler, die gerne basteln, löten, schrauben, programmieren und technische Probleme im Do-It-Yourself-Verfahren lösen, werden heute gerne mit dem Attribut "Maker" bezeichnet. In Österreich wächst die Maker-Szene stetig, was sich in zahlreichen neu gegründeten "Makerspaces" und "FabLabs" zeigt, aber auch die Industrie setzt bereits auf Maker als unkonventionelle Problemlöser und Innovationstreiber.
Als Begründer und Vordenker der Szene gilt Neil Gershenfeld, ein Physikprofessor, der im Jahr 2002 am Massachusetts Institute of Technology (MIT) ein "FabLab" für Studenten einrichtete. Die Grundidee: bisher nur aus dem industriellen Umfeld bekannte Maschinen auch der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Die Frage sei nicht, wie Gershenfeld einst in einem CNN-Interview erklärte, "das zu machen, was man in Geschäften kaufen kann, sondern das, was man dort nicht kaufen kann." Es gehe darum, die Fabrikation zu personalisieren.
Damit war die Initialzündung für eine weltweite Bewegung gegeben. Im Laufe der Zeit schossen entsprechende offene Werkstätten aus dem Boden, die sich FabLab, Hack(er)space oder Makerspace nennen - die Übergänge sind je nach Ausrichtung und Ausstattung fließend. Seit der Gründung dieser ersten offenen Werkstätte am MIT sind laut Elisabeth Unterfrauner vom Zentrum für Soziale Innovation (ZSI) mittlerweile weltweit rund 1.700 FabLabs entstanden (siehe Gastkommentar), "wobei die Anzahl von Makerspaces allgemein und von verwandten Einrichtungen wie Hacker Spaces oder Repair Cafés nicht erfasst ist und höchstens grob geschätzt werden kann."
Allein im deutschsprachigen Raum schätzt Maker-Faire.de die Anzahl all jener Orte, an denen Maker sich treffen und gemeinsam Werkzeuge und Wissen teilen, auf rund 250. Wobei auch diese Zahl eine konservative Schätzung sein dürfte, sind in der entsprechenden Karte etwa neuere Einrichtungen in Österreich, wie die Grand Garage in Linz oder der Makerspace Carinthia, noch nicht verzeichnet. Eine ungefähre Vorstellung über die Größe der Community lässt sich auch über deren zentralen, jährlichen Treffpunkt erahnen. Mit 900 Ausstellern und 12.000 Besuchern im Vorjahr gilt die Maker Faire Vienna laut den Veranstaltern als eine der größten Maker Faires Europas.
Maker in Österreich
Es besteht jedenfalls kaum Zweifel daran, dass die Community stetig wächst. Zu den ersten und bekanntesten Makerspaces in Österreich zählt das 2008 gegründete und mittlerweile knapp 2.000 aktive Mitglieder zählende Happylab mit Standorten in Wien, Salzburg und Berlin. Für die Happylab-Gründer Roland Stelzer und Karim Jafarmadar ist das Erstarken der Maker-Szene somit kein ganz neues Phänomen, das sich aber trotz vieler nicht eindeutiger Definitionen auf einen einfachen Punkt bringen lässt: "Es ist eine Renaissance des Selbermachens", sagt Stelzer.
Wer in das Happylab oder einen ähnlichen Verein geht, den erwartet ein Sammelsurium an Geräten und Werkzeugen, die vom Inventar einer klassischen Werkstatt mit Hammer und Bohrer bis zu hoch spezialisierten Instrumenten reicht. In wöchentlich angebotenen Schnupperkursen können Interessierte die Gerätschaften kennenlernen und ausprobieren. Mit einer Mitgliedschaft ist der Zutritt zur Werkstatt gegeben und man kann sofort an eigenen Projekten arbeiten - ob das eine selbst designte Kinderschaukel eines Jungvaters ist oder ein Drohnen-Prototyp für ein Hightech-Startup.
Das Handwerkszeug der Maker
Zum Standardrepertoire zählen Lasercutter, CNC-Fräsmaschinen, 3D-Drucker oder Schneideplotter. Mit diesen Geräten lassen sich Materialien nach selbst entworfenen Vorlagen zuschneiden (Lasercutter), Werkstoffe bearbeiten und daraus dreidimensionale Gegenstände formen (CNC-Fräse), Material Schicht für Schicht auftragen und daraus Werkstücke erzeugen (3D-Drucker) oder eigene Designs auf T-Shirts drucken (Schneideplotter). "Was sich aber in den letzten zehn Jahren geändert hat und was das Prägende dieser neuen Maker-Szene ist, ist der Einsatz der digitalen Technologien zum einen und die Vernetzung zum anderen", erklärt Stelzer den Unterschied zu den Anfangszeiten des Happylab. "Wenn jemand in Japan in einem Makerspace etwas Cooles designt und das online stellt, kann das jemand im Happylab runterladen, modifizieren, zweckentfremden und seinen Bedürfnisse anpassen und nachbauen."
Eben diese Philosophie der "Open-Source-Hardware" habe die Maker-Szene noch einmal zusätzlich belebt, erklärte Sandra Stromberger, Gründerin der Plattform "Industry Meets Makers" (IMM) gegenüber APA-Science. Bei entsprechenden Online-Marktplätzen könne man unkompliziert Hardware-Komponenten bestellen und Baupläne herunterladen. Kombiniert man diese Elemente noch mit Mini-Rechnern wie Arduino und Raspberry Pi, dann sind fortgeschrittenen Makern in ihrer Schaffenskraft kaum Grenzen gesetzt. Damit lassen sich Roboter zum Fahren und Leuchtdioden zum Blinken bringen, Entfernungen messen oder Musikstücke komponieren.
Industry Meets Makers
Ob dieses geballte kreative Potenzial schon für die nächste industrielle Revolution reicht, mit der die Maker-Szene schon vor einigen Jahren immer wieder in Zusammenhang gebracht wurde, ist noch offen. Fest steht, dass die Industrie bereits auf die Kreativität der Selbermacher aufmerksam geworden ist. Das "unmögliche Manöver", diese unterschiedlichen Kulturen, Interessen und Geschwindigkeiten zu verheiraten, hat sich die Initiative "Industry Meets Makers" zur Aufgabe gemacht. Das heuer in seiner vierten Auflage befindliche Format baut darauf, dass Industrieunternehmen konkrete "Briefings" ausschreiben, für die eine technologische Problemlösung gesucht wird.
Maker können sich mit ihren Vorschlägen bewerben und arbeiten dann im Rahmen einer ungefähr sechsmonatigen Kollaboration direkt mit dem Unternehmen an möglichen Prototypen oder Folgeprojekten. In der aktuellen Ausschreibung (siehe "'Maker' tüfteln für Unternehmen an Zukunftsfragen") werden etwa neue Ideen zum Einsatz von Licht im Zeitalter des autonomen Fahrens gesucht, für innovative und sichere IoT-Prototypen (IoT=Internet of Things; Anm.) oder für neue Digital-Konzepte für Mietshäuser. Die besten Prototypen oder Projekte werden dann jeweils im Rahmen der "Digital Days" in Wien hergezeigt - dieses Jahr am 4. und 5. November.
Überstrapazierte Maker
"2014 musste ich noch bei jeder Präsentation erklären, was unter einem Maker zu verstehen ist. Mittlerweile ist die Bezeichnung auch in unseren Breitengraden in aller Munde", erinnert sich Stromberger an die Anfänge ihres Projekts. "Im Lauf der Zeit haben wir den Begriff aber total überstrapaziert", räumt die selbstständige Unternehmerin lachend ein. Was von außen manchmal kritisiert werde, dass eben nicht mehr nur klassische oder immer weniger Maker mitmachen würden, sei in Wahrheit einfach ein Signal der Öffnung, dass sich quasi jeder mit guten Ideen beteiligen könne - ob Einzelperson, KMU oder Start-up.
Der Grundgedanke erwuchs für Stromberger aus einer Industriemarktrecherche heraus, und er verfestigte sich darin, die Möglichkeiten von Robotik, 3D-Druck und Co für individuelle Produktion zu nutzen: "Eine der vier Geschäftsideen, die ich damals präsentiert habe, ist ein digitaler Produktentwicklungsmarktplatz, der über Schnittstellen mit Mikrofabriken verknüpft ist, die in Losgröße 1 und Kleinserie schnell produzieren und liefern können." Der Billiglohnfaktor, so die Idee, verliere so als Wettbewerbskomponente an Bedeutung. "Ab diesem Zeitpunkt haben wir in Europa die Chance, die Wertschöpfung bei uns zu behalten, weil wir dann einen Vorteil haben, wenn die Fabrik naheliegend ist." Bevor man jedoch an Marktplätze und Absatzzahlen denken könne, brauche man zuerst eine Community: "Das war für mich der Startpunkt, warum ich begonnen habe, Industry Meets Makers zu entwickeln", so Stromberger über das "Open Innovation Community Building Format".
Einige Jahre und zahlreiche aus IMM hervorgegangene Projekte später - von einem "Solar-Hochbeet" über eigens entwickelte Drohnen bis zu einer smarten Wasseraufbereitungsanlage - ist für die Gründerin die Ausgangsmotivation unverändert geblieben. Die Beweggründe für die Unternehmen zu partizipieren, seien unterschiedlich gelagert, einige wollen vor allem Talente gewinnen, andere Ideen, oder beides.
Clash der Kulturen
Einige Großunternehmen wie Magna Steyr sind seit Beginn dabei und über das Projekt voll des Lobes, wenn man sich dort und da wohl auch erst zusammenraufen musste, wie Franz Mayr, Leiter des Innovations-Managements bei Magna Steyr, zu Protokoll gibt (siehe Gastkommentar): "Die echten Maker sind eigenwillig, nicht bereit die Community zu verlassen oder ihre Stellung darin aufzugeben und auch nachtragend, wenn die Unternehmen bei hohem Potenzial nicht in dem Maße reagieren können, wie es gewünscht wird. Das nachträgliche Hadern mit der gemeinsamen Inflexibilität führt vereinzelt zu einem Beigeschmack. Großunternehmen sind einfach keine Start-ups. Sie entscheiden unter dem Einfluss wesentlich massenhafterer Faktoren und damit zeitverzögert."
Das Gesamtbild und der Ausblick sind jedoch eindeutig positiv. Für Mayr ergeben sich durch die erstmalige regionale Ausweitung des Programms in den Westen und Süden Österreichs (#IMMgoesWEST und #IMMgoesSOUTH) neue Potenziale. Ebenso habe sich das Spektrum der Möglichkeiten erweitert, da sich die Community nicht mehr auf klassische Maker beschränke, sondern auch Studenten, Start-ups und viele andere inkludiere.
Ähnlich gab es anfangs auch in dem von der Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) im Rahmen des Programms "Innovationswerkstätten" geförderten Projekts Factory Hub Vienna zunächst durchaus Reibungspunkte, als unterschiedliche Kulturen aufeinanderprallten: "Ein Bündnis zweier Parteien, die heterogener kaum sein könnten, birgt Konfliktpotenzial. Herausforderungen - besonders bei Themen die das gemeinsame Arbeiten unter einem Dach oder individuelle Wünsche betreffen - waren vorprogrammiert."
Das Fazit über das Abenteuer, einen Co-Working-Space für Hardware-Maker und Start-ups direkt an ein Unternehmen (Tele Haase) anzudocken, ist laut der Projektverantwortlichen Melanie Ruff (siehe Gastkommentar) aber eindeutig: "Es zahlt sich aus." Im Vordergrund stand der Gedanke des voneinander Lernens: "Start-ups ohne Industrieerfahrung erhalten von erfahrenen Hardware-Produzenten Unterstützung beim Produktdesign für die erste Serie - formlos und unkompliziert, etwa am Kaffeeautomaten oder direkt an den Maschinen. Das erfordert aufseiten des Unternehmens ein konsequentes Commitment aller Mitarbeiter und die räumliche Nähe zwischen Makern und Hersteller."
FFG sieht Bedarf an Innovationswerkstätten
Die FFG sieht sich schon durch die anhaltende Nachfrage nach den einschlägigen Förderungen bestätigt, wie die Programmverantwortliche für das Innovationswerkstätten-Programm, Silvia Laimgruber, gegenüber APA-Science anmerkte: "Es gibt einen immer größer werdenden Bedarf solche Räume zu schaffen, wo einfach jeder hingehen kann, egal ob man KMU ist oder ein Lehrer, der mit seinen Schülern Projekte bearbeitet."
Die Förderung, die aus der Open Innovation Initiative der Bundesregierung hervorgegangen ist, läuft über fünf Jahre, wobei die Betreiberorganisationen 50 Prozent der Gesamtkosten gefördert bekommen. Über die im Frühjahr 2017 gestartete erste Ausschreibung wurden aus zehn Einreichungen vier Projekte mit rund 3,2 Mio. Euro gefördert - neben dem Factory Hub Vienna die Grand Garage in Linz, der Maker Space Carinthia in Klagenfurt und der Innovation Campus in Wattens. Die soeben gestartete zweite Ausschreibung ist mit insgesamt 1,8 Mio. Euro etwas niedriger dotiert, soll aber auch eher kleinere Vorhaben ansprechen, so Laimgruber.
Akademische Maker
Neben Forschungskooperationen wie "Industry Meets Makers" gibt es zahlreiche direkte Berührungspunkte von Makern in die Welt der Wissenschaft (siehe "Basteln auf hohem Niveau - Exzellenzforschung im Makerspace"). FabLabs an den Hochschulen sind mittlerweile keine Seltenheit mehr, solche Werkstätten findet man an Fachhochschulen und Unis im ganzen Land - etwa an der FH Joanneum oder wie bei dem gemeinsamen Smart Lab Carinthia der FH Kärnten und der Universität Klagenfurt. Den nach eigenen Angaben größten akademischen Makerspace Österreichs hat soeben die Technische Universität (TU) Graz eröffnet, der auf mehr als 800 Quadratmetern "eine Plattform für Austausch und Vernetzung von Maker-Community, Industrie und universitärer Forschung und Lehre" bietet.
Am Austrian Institute of Technology (AIT) wiederum beschäftigt man sich im Rahmen mehrerer Projekte mit dem Ansatz des "Critical Making", der 2008 von Mark Ratto formuliert wurde. Die Grundidee erklärt Georg Regal vom Center for Technology Experience des AIT mit der Kombination von "Critical Thinking" und "Physical Making", wodurch man die Lücke zwischen kreativer, physischer und theoretisch konzeptioneller Erforschung schließt. Indem man zusammen entwickle, werde klarer, welche Probleme auftreten könnten und welche Auswirkungen das hätte (siehe "Critical Making - Tüfteln mit Verantwortung").
Selbst an Schulen besteht immer größeres Interesse am Thema Making. "Das große Schlagwort ist Digitalisierung, darum sind 3D-Drucker und Lasercutter so reizvoll", sagt Gerlinde Heil, Leiterin des Vereins Science Pool, der unter anderem Workshops in Schulen und Kindergärten durchführt (siehe "Was junge Menschen 'machen' können"). Eltern würden natürlich auf diesen Trend aufspringen. "Sie wollen, dass ihre Kinder nicht zurückbleiben und die Fertigkeiten aufweisen, die sie selbst in ihrer Jugend ja noch nicht vermittelt bekommen haben. Es ist neu, toll und cool."
Spaß und Demokratisierung
Die meisten Tüftler und Erfinder gehen in erster Linie in einen Maker Space, weil es ihnen Spaß macht, "gänzlich neue Sachen zu bauen und zu erfinden oder bereits bestehende Dinge zweckzuentfremden", wie es Arno Aumayr, Gründer und Leiter von Maker Austria, formuliert (siehe Gastkommentar). Oft spielen aber auch gesellschaftlich-politische Motive eine Rolle, wie das Teilen von Wissen und Instrumenten und die Unabhängigkeit vom Kapitalismus. "Ich sehe als wesentliche Merkmale die Demokratisierung der Produktionsmittel genauso wie das Teilen und das voneinander Lernen", sagt etwa Roland Stelzer. "Man ist nicht dazu verdammt, nur der Konsument zu sein, sondern ich kann einfach machen was ich will."
Was treibt Maker sonst an? Die Motive könnten unterschiedlicher nicht sein: Hobby, Bastellaune, Start-up-Gründung oder die Erhaltung eines alten Handwerks. Nur die wenigsten können allerdings von dieser Passion leben. Clemens Mayer, seines Zeichens einer der wohl ganz wenigen Profi-Maker in Österreich, ist einer von ihnen. Der gelernte Weinhauer, der zuvor in einem Raiffeisen Lagerhaus gearbeitet hat, konnte sein Hobby nach und nach zum Beruf machen. In seinem von einem US-Elektronikhändler gesponserten Youtube-Kanal stellt er wöchentlich neue Projekte und Tipps vor und arbeitet außerdem für ein 3D-Druck-Unternehmen.
In seiner Werkstatt im Keller eines Reihenhauses in der Nähe von Wien ist alles, was das Maker-Herz begehrt und was man sonst wohl nur in öffentlichen Makerspaces findet, von mehreren 3D-Druckern über Fräsen und Lötgeräten bis zum Lasercutter. Kleine Druckformen und ausgefeilte über WLAN gesteuerte Modellautos sind dort ebenso zu sehen wie der Prototyp eines "Streitroboters", ein Modell eines menschlichen Schädels mit einem Computer darin, das künftig via Chatbot mit seinem Erfinder debattieren soll ("Ich brauche jemanden zum Streiten").
"Collaboration Fast Lane"
Sein umfassendes Szene-Wissen gibt Mayer nun erstmals auch in Workshops im Rahmen von "Industry Meets Makers" weiter. Die Idee der "Collaboration Fast Lane" ist es, mögliche Missverständnisse in der Zusammenarbeit innerhalb von ein, zwei Tagen auszuräumen und die Kooperation von vornherein ganz klar zu regeln, anstatt Wochen und Monate aneinander vorbeizureden und zu -arbeiten. Der Prozess soll die Transparenz und Effizienz der Zusammenarbeit erhöhen, wobei eine Art "Moral Code" mögliche strittige Fragen abklärt.
Dazu gehören meist Bedenken wegen des geistigen Eigentums, wenn etwa ein junger Maker fürchtet, nur als Ideenlieferant für einen mächtigen Konzern zu dienen, ohne dafür gerecht entlohnt zu werden. Diese Einwände hört Sandra Stromberger oft, sie haben sich aber in all den Jahren nie bewahrheitet: "Was ein bisschen schützt bei IMM ist die Öffentlichkeit. Die Briefings werden öffentlich ausgeschrieben, viele Ideen werden öffentlich oder in Gruppen diskutiert und am Ende werden die Ergebnisse auf der Bühne präsentiert."
Wenig geregelt ist oft auch der Status von Makern und Makerspaces. Die meisten der Werkstätten sind als Vereine angemeldet, lediglich das Happylab ist mittlerweile eine GmbH. Für den einzelnen Maker würde es schon helfen, wenn man diese Tätigkeit auch als Gewerbe anmelden könnte, wünscht sich Mayer: "Damit würde es den Leuten viel leichter gemacht, einfach diesen Tätigkeiten nachzugehen." Als Youtuber müsse er sein Unternehmen derzeit als Werbeagentur führen, um es korrekt versteuern zu können.
Psychologische Effekte
Über die technischen und rechtlichen Rahmenbedingungen hinaus dürfe man die soziale Funktion einer Community, die sich in vielen Dingen austauscht und gegenseitig weiterhilft, nicht vergessen. "Was ich schon extrem oft gesehen habe ist, dass das Basteln und die Beschäftigung damit und auch der daraus resultierende soziale Kontakt - auch wenn es nur übers Internet ist - die Leute aus einem irrsinnigen Loch rausholt", erzählt Mayer. Man merke, dass das einen psychologischen Effekt auf Menschen habe, die nicht rausgehen, keine Sozialkontakte pflegen und vielleicht an Depressionen leiden: "Denen tut es sehr gut, etwas Kreatives zu schaffen, vielleicht auch Feedback zu bekommen, etwas Nützliches zu tun und dann auch soziale Kontakte mit Leuten zu bekommen, die ähnlich sind."
Den Blick auf das Ganze stellt auch Arno Aumayr in den Vordergrund: "Für uns ist es wichtig, das Maker Movement nicht auf einzelne Maschinen wie Laser oder 3D-Drucker zu reduzieren oder im Movement nur ein Biotop der nächsten Gründerwelle zu sehen. Das Maker Movement könnte einen gesellschaftlichen und ökonomischen Wandel einläuten, der in Zukunft eventuell sogar den Kapitalismus alt aussehen lassen könnte."
Von Mario Wasserfaller / APA-Science