Zweimal Fisch pro Woche schützt Herzkranke
Zweimal Fisch pro Woche - 175 bis 350 Gramm - verringert bei Personen mit Herz-Kreislauf-Erkrankung das Risiko eines weiteren derartigen Ereignisses um 14 Prozent. Das hat eine Studie mit Daten aus 58 Staaten der Welt ergeben, die jetzt in der US-Fachzeitschrift JAMA Internal Medicine erschienen ist. Laut einer anderen epidemiologischen Untersuchung mit österreichischer Beteiligung ist das Herz-Kreislauf-Risiko besonders bei Diabetikern enorm hoch.
Fischkonsum und Herz-Kreislauf-Erkrankungen stehen seit vielen Jahren in der Debatte. Das führte bis zum werbemäßigen Propagieren des Schluckens von Fischölkapseln als Nahrungsergänzung. Schützende Effekte haben sich aber kaum nachweisen lassen.
Daten von 191.558 Studienteilnehmern in 58 Staaten ausgewertet
Andrew Mente vom Population Health Research Institute der McMaster University in Hamilton (Ontario/Kanada) und die Co-Autoren versuchten den Einfluss von Fischkonsum via Ernährung auf die Häufigkeit von Herz-Kreislauf-Erkrankungen mit einem riesigen Datenpool aus vier internationalen Studien mit 191.558 Teilnehmern herauszufiltern.
Als erstes verwendeten sie die Informationen aus der seit 2017 heiß diskutierten PURE-Studie mit 147.645 Teilnehmern aus 21 Ländern. Dabei hatten sich sogar Hinweise ergeben, dass hoher Konsum von Kohlenhydraten mit einer höheren Sterblichkeit verbunden war, höherer Konsum von rotem Fleisch mit einer geringeren Sterberate. Möglicherweise war das aber auf die Durchführung der Untersuchung per Fragebögen und Fehleinschätzungen des eigenen Ernährungsverhaltens der Teilnehmer zurückzuführen. Jedenfalls zeigte sich in der PUR-Datenbank-Auswertung und einer Beobachtungszeit von 9,1 Jahren kein positiver Effekt von Fischkonsum. Zum überwiegenden Teil hatten die Probanden keine Herz-Kreislauf-Erkrankungen aufgewiesen.
Die Wissenschafter versuchten es deshalb auch mit anderen Daten. Sie werteten drei klinische Studien mit Herz-Kreislauf-Kranken bzw. Hochrisikopatienten neu aus. In jeder von ihnen waren die Teilnehmer direkt im persönlichen Kontakt über ihr Ernährungsverhalten befragt worden. In der ONTARGET-Studie war primär der Effekt eines Blutdrucksenkers (Ramipril) auf vorhandene Herz-Kreislauf-Erkrankungen untersucht worden. In der TRANSCEND-Studie waren Herz-Kreislauf-Patienten auf die Wirkung eines anderen Blutdruckmedikaments (Telmisartan) getestet worden. Bei der ORIGIN-Untersuchung hatte es sich offenbar um eine Studie mit Diabetikern (Medikament: Insulin glargin) gehandelt. Insgesamt wurden die Informationen von 43.000 Studienteilnehmern ausgewertet.
Eindeutig positiver Effekt
Bei den bereits Herz-Kreislauf-Kranken zeigte sich eindeutig ein positiver Effekt von Fischkonsum. "In allen drei Studien konnte Mente für die Teilnehmer, die häufiger Fisch konsumierten, ein vermindertes Risiko auf weitere Herz-Kreislauf-Erkrankungen nachweisen. In der Gesamtschau (...) ermittelt Mente eine protektive Assoziation bereits ab einem Fischverzehr von 175 bis 350 Gramm pro Woche, was in etwa zwei wöchentlichen Fischmahlzeiten entspricht. Das Risiko auf ein weiteres Herz-Kreislauf-Ereignis war um 14 Prozent vermindert. Ein noch höherer Fischkonsum erzielte (...) keine stärkere Wirkung", hieß es vor wenigen Tagen in einer Zusammenfassung der Ergebnisse im deutschen Ärzteblatt.
Offenbar sind solche Ergebnisse am besten bei den am meisten von Herz-Kreislauf-Erkrankungen gefährdeten Personen zu erzielen bzw. nachzuweisen. Dazu gehören auch besonders Diabetiker. Im European Journal of Preventive Cardiology, eine wissenschaftliche Zeitschrift der europäischen Kardiologengesellschaft (ESC), ist erst vor wenigen Tagen (7. April) eine Registerstudie erschienen, die das eindeutig belegt. "Fast 30 Prozent der Patienten mit einer Koronargefäßerkrankung haben Diabetes (...). Im Vergleich dazu liegt die Häufigkeit von Diabetes in der Allgemeinbevölkerung bei neun Prozent", teilte die ESC mit. Das bedeutet, dass laut dieser Auswertung das Herz-Kreislauf-Risiko von Diabetikern insgesamt beim Dreifachen der Nicht-Diabetiker liegt.
Das erhöhte Risiko gilt auch für den Krankheitsfall: Zuckerkranke mit einer stabilen Koronargefäßerkrankung weisen demnach innerhalb von fünf Jahren ein um 38 Prozent höheres Sterberisiko als solche Herzpatienten ohne Diabetes auf. Der Anteil der Zuckerkranken an den Herz-Kreislauf-Patienten schwankt laut der Studie mit den ausgewerteten Daten von fast 33.000 Kranken zwischen 20 Prozent in Nordeuropa und mehr als 50 Prozent in der Golfregion.
Sieht man sich den Anteil der Diabetiker an den Koronargefäß-Kranken aus dem Register länderweise an, fallen zum Beispiel Dänemark (16 Prozent) und die Niederlande (16,5 Prozent) mit besonders niedrigen Werten auf. Im Gesamtdurchschnitt unter den 45 Staaten sind es 29,1 Prozent. Österreich liegt mit 28,5 Prozent in etwa im Durchschnitt, in Deutschland sind es 26,6 Prozent, in der Schweiz 19,6 Prozent. Saudi-Arabien liegt mit 67,2 Prozent am negativen Ende.
In Österreich leiden rund 800.000 Menschen an Diabetes. Die Sterblichkeit an den Folgen der "Zuckerkrankheit" ist in Österreich seit dem Jahr 2000 laut OECD/EU-Zahlen um etwa 70 Prozent gestiegen.