Malariamittel Chloroquin: Nichts als Nebenwirkungen
Das Faible des Ex-US-Präsidenten Donald Trump für das Uralt-Malariamittel Hydroxychloroquin zur Verhinderung von Covid-19 ist höchstens schädlich. Die Anwendung bringt nichts als Nebenwirkungen. Das hat jetzt eine groß angelegte Studie aus der spanischen Provinz Katalonien ergeben: Das Mittel verursacht fast zehnmal häufiger gesundheitliche Probleme als sie ohne es auftreten würden. Die Untersuchung wurde jetzt im New England Journal of Medicine (4. Februar) publiziert.
Oriol Mitja (Hospital Germans Trias i Pujol/Barcelona) und die Co-Autoren haben zwischen 17. März und 28. April 2020, also in der ersten Phase der großen Verbreitung von SARS-CoV-2, versucht, das Malariamittel in der Prophylaxe von Covid-19-Erkrankungen bei engen Kontaktpersonen von Infizierten einzusetzen. Insgesamt wurden durch Contact Tracing 2.314 Gesunde mit hohem Risiko einer Ansteckung durch Verbindungen zu einem der 672 Indexfälle identifiziert. 1.116 Menschen bekamen sofort eine einmalige Dosis von 800 Milligramm Hydroxychloroquin und weitere sechs Tage je 400 Milligramm des Malariamittels. 1.198 Personen wurden per Zufall der Vergleichsgruppe ohne Chloroquin zugeordnet.
Kein Effekt auf Erkrankung
Auf die Erkrankungen hatte die medikamentöse Prophylaxe überhaupt keinen Effekt: 5,7 Prozent der Personen, die das Arzneimittel bekommen hatten, entwickelten eine labormäßig bestätigte symptomatische Covid-19-Erkrankung. In der Vergleichsgruppe lag die Häufigkeit einer Erkrankung bei 6,2 Prozent. Mit 18,7 Prozent (Hydroxychloroquin) bzw. 17,8 Prozent Infektionsrate bei den engen Kontakten war auch bei der Häufigkeit der Übertragung von SARS-CoV-2 de facto gleich.
"Außer Spesen (vor allem Nebenwirkungen; Anm.) nichts gewesen", könnte man zu den weiteren Ergebnissen formulieren. "Die Häufigkeit von Nebenwirkungen war in der Gruppe mit Hydroxychloroquin höher als unter sonstiger Betreuung (56,1 Prozent versus 5,9 Prozent)", schrieben jetzt die Autoren. Bei der Häufigkeit schwerer gesundheitlicher Probleme hätte es zwischen den Gruppen aber keinen Unterschied gegeben.
Jedenfalls kam es bei den Personen, die Chloroquin erhalten hatten, mit einer Frequenz von 0,4 Prozent zu viermal mehr Herzproblemen als in der Vergleichsgruppe (0,1 Prozent). Durchfall, Bauchschmerzen und Erbrechen gab es bei 42,6 Prozent der Hydroxychloroquin-Benutzer, hingegen nur bei 2,5 Prozent der Menschen aus der Vergleichsgruppe. Hydroxychloroquin sorgte auch bei 21,7 Prozent für Kopfschmerzen, Geschmacksveränderungen und Schwindel (Vergleichsgruppe: 2,5 Prozent). Muskelschmerzen, Abgeschlagenheit und Übelkeit traten bei 8,6 Prozent der Personen unter medikamentöser Prophylaxe auf, hingegen klagten darüber nur 0,8 Prozent der Menschen ohne diese Intervention.
Das Malariamittel wird von Tropenreisenden gerade wegen seiner häufigen Nebenwirkungen seit Jahrzehnten nur ungern verwendet. Durch den Wirkstoff hervorgerufene Herzrhythmusstörungen können sogar lebensgefährlich sein. Die Studie wurde über Crowd-Funding in Spanien finanziert.