Olympische Winterspiele in Innsbruck 1964
INNSBRUCK ALS OLYMPIA-STADT
56. IOC-Session 1959 in München: Innsbruck feierte bei der Vergabe der Olympischen Winterspiele 1964 mit 59 Stimmen (neun für Calgary und keine für Lahti) einen überragenden Sieg. Eine verspätete Genugtuung für die Enttäuschung von Paris 1955, als die Tiroler für Olympia 1960 Squaw Valley/Kalifornien im entscheidenden Durchgang überraschend und knapp mit 30:32 unterlegen waren. Zum haushohen Erfolg der Österreicher für 1964 hatte wohl auch die makellose Durchführung der alpinen Ski-Weltmeisterschaften 1958 in Bad Gastein beigetragen.
Das traf auch für die Spiele in Innsbruck zu, für deren Organisation der damalige IOC-Präsident Avery Brundage (der Amerikaner wurde acht Jahre später wegen des Ausschlusses von Karl Schranz von Olympia in Sapporo zum Buhmann der Österreicher) im Rahmen der Schlussfeier am 9. Februar auf Deutsch u.a. mit den Worten "großen Leistung, die im Dienste der Olympischen Idee vollbracht wurde" dankte.
Am 29. Jänner 1964 erfolgte mit der Eröffnung im Berg Isel-Stadion der Startschuss zu den 9. Olympischen Winterspielen. Slalom-Weltmeister Josl Rieder war der letzte Fackelläufer, der Bobsportler Paul Aste sprach den Olympischen Eid. Bundespräsident Adolf Schärf erklärte vor 60.000 Zuschauern die Spiele für eröffnet. 12 Tage lang kämpften insgesamt 1.350 Aktive aus 36 Ländern um Gold, Silber und Bronze.
Insgesamt 936.000 Zuschauer, darunter auch der Schah von Persien, die niederländische Königin Juliane, etliche weitere Angehörige aus europäischen Königshäusern und viel Prominenz aus aller Welt, wohnten den Spielen bei. Die Alpinen zogen verständlicherweise mit 281.000 am meisten an, 270.000 waren in das Eisstadion und in die Eishalle gepilgert, 113.000 zu den Nordischen Bewerben in Seefeld, zum Bergisel-Springen 70.000, Bob und Rodel 85.000, Eröffnungs-und Schlussfeier 71.000...
Die Gesamtausgaben (u.a. auch für Olympiabauten und Olympisches Dorf) lagen mit 107,84 Millionen Schilling um 24,11 Millionen über den Einnahmen, die 83,73 Millionen betrugen. 1.164 Journalisten aus insgesamt 34 Ländern sowie 346 Techniker wurden akkreditiert.
ÖSTERREICHISCHE ERFOLGE
Große Leistungen boten auch die Athleten und Athletinnen in insgesamt 34 Disziplinen (in Salt Lake City 2002 standen bereits 78 Entscheidungen auf dem Programn).
Der Abfahrtslauf der Herren stand dann im Zeichen des Voralbergers Egon Zimmermann, bei den Damen in der Axamer Lizum gingen durch Christl Haas, Edith Zimmermann und Traudl Hecher sogar alle drei Abfahrtsmedaillen an Österreich. Mit den Siegen in der Königsdisziplin waren die Spiele für die Gastgeber praktisch schon gerettet. Gold durch Pepi Stiegler im Slalom, obwohl der Lienzer in der Qualifikation durch einen Sturz seinem Konkurrenten Egon Zimmermann unterlegen und zunächst gar nicht nominiert worden war, und Olympiasieg für Josef Feistmantl/Manfred Stengl im Doppelsitzer der Rodler schraubten die Goldausbeute der Österreicher auf vier Stück. Das bedeutete hinter der UdSSR (11 Mal Gold) in der Medaillenwertung Rang zwei. In der Punktewertung wurden die Gastgeber als Vierte auch von Norwegen und Deutschland überholt.
Fünf mal durften sich die Heimischen über Silber freuen: Karl Schranz im Riesentorlauf, Edith Zimmermann in der Abfahrt, Regine Heitzer im Eiskunstlauf, Helmut Thaler/Reinhold Senn im Rodel-Doppelsitzer und Erwin Thaler/Adolf Koxeder/Josef Nairz/Reinhold Durnthaler im Viererbob. Bronze wurde drei Mal errungen (Traudl Hecher/Abfahrt, Pepi Stiegler/Riesentorlauf und Helene Thurner/Rodeln). Enttäuschend nur, dass damals die ÖSV-Adler flügellahm auftraten, was sich zwölf Jahre später bei den Winterspielen Innsbruck II ändern sollte. Neben dem Abfahrtstriumph von Franz Klammer sorgte 1976 Karl Schnabl mit seinem Sieg auf der Großschanze für das zweite Gold, während der grenzenlos enttäuschte Toni Innauer Silber holte und Schnabl auf der Normalschanze noch Bronze erkämpfte. Mit nur insgesamt sechs Medaillen (2/2/2) hingen die Trauben 1976 für die Gastgeber viel höher als 1964 (4/5/3). Den Rekord sollte es übrigens 1992 in Albertville mit insgesamt 21 Medaillen, davon sechs aus Gold, sieben aus Silber und acht aus Bronze geben.
WEITERE ERFOLGE
Star der Spiele wurde die sowjetische Eisschnellläuferin Lidia Skoblikowa, die sich vier Titel (500m, 1.000, 1.500, 3.000) der Damen sicherte. Ihre Landsfrau Klawdija Bojarskich stand ihr mit drei im Skilanglauf nicht viel nach, sie gewann die Rennen über 5 und 10 km und mit der Staffel. Bei den Herren sicherten sich zwei Langläufer jeweils zwei Mal Gold: der Finne Eero Mäntyranta (15 und 30 km) und der Schwede Sixten Jernberg (50km, 4x10km). Zwei Entscheidungen brachten keine olympischen, dafür aber WM-Medaillen. Die Dreier-Kombination aus Abfahrt, Riesentorlauf und Slalom gewann bei den Herren der Deutsche Luki Leitner aus dem Kleinwalsertal vor dem Österreicher Gerhard Nenning, bei den Damen die Französin Marielle Goitschel vor Christl Haas und Edith Zimmermann.
TÖDLICHER UNFALL ROSS MILNE
Überschattet wurden die Spiele allerdings von dem Todessturz des 19-jährigen Australiers Ross Milne im Training für den Abfahrtslauf der Herren am Patscherkofel.