Alpbach: Smart City - Wege zur urbanen Mobilität von morgen
Das rasante Wachstum urbaner Ballungsräume ist eine der großen globalen Herausforderungen unserer Zeit. Gleichzeitig sind es aber auch die Städte selbst, die über das nötige Potenzial an Wissen, Kreativität und Innovationskraft verfügen, um nachhaltige Lösungen zu entwickeln und Transformationsprozesse einzuleiten. Besonders gefragt sind Ideen, Konzepte und Modelle zur Mobilität der Zukunft – Schlüsselthema für die Gestaltung des komplexen Organismus einer smarten City von morgen, in der die individuelle Lebensqualität der Menschen ebenso gesichert ist wie die ökonomische Standortqualität im internationalen Wettbewerb.
„Staus gab es schon im alten Rom“ - die Zukunft der Mobilität in Smart Cities Städte sind der Motor für Innovationen. Seit 2012 leben mehr Menschen in Städten als auf dem Land und verbrauchen bereits 75% der Ressourcen. „Herausforderungen wie der Klimawandel können nur in Städten bewältigt werden.“ (Murauer)
Vorrangiges Ziel ist die „Erhaltung der hohen Lebensqualität in der urbanen Region“. (Engleder) Davon abgeleitet besteht die Aufgabe für die öffentliche Verwaltung in der zukunftsweisenden Organisation von Verkehrskonzepten, welche diese Lebensqualität sichern. Verkehrsprobleme werden zukünftig in einer smarten City nicht mehr durch den Ausbau von Infrastruktur, sondern durch die verbesserte optimale Nutzung der bestehenden Services vorangetrieben werden. Intermodale Mobilitätskonzepte schaffen einen hohen Vernetzungsgrad der Verkehrssysteme. „Eine Smart City, ist eine lebenswerte Stadt die es dem Bürger – ohne Verzicht auf Komfort - ermöglicht, sich leicht und einfach fortzubewegen.“ (Payr) Mobilität ist das zentrale Thema einer Smart City. Smarte Mobilität braucht Mut und Kooperation. BürgerInnen, Politik, Wirtschaft und Medien müssen gemeinsam Ziele umsetzen. „Als langfristiges Ziel kann eine autofreie Stadt zukunftsweisend sein“. (Payr)
Städte müssen sich entscheiden, welche Rolle sie neuen Mobilitätsangeboten wie der Elektromobilität bieten wollen. Einstellungen – wie der Besitz des eigenen Autos haben sich grundlegend geändert „für die unter 30-jährigen ist ein eigenes Autos weniger Statussymbol als früher.“ (Verhoef)
Im Bereich Mobilität wird es in Zukunft weniger um privaten Besitz als um die Bereitstellung von öffentlichen Mobilitätsangeboten gehen. „Mobilitätsanbieter müssen ihre Kernangebote neu definieren“ (Knie). „Kooperationsmodelle der Zukunft im Bereich urbaner Mobiltät funktionieren nur vernetzt. Die smarte Region spielt hier eine bedeutende Rolle“. (Russ)
Um das Konzept einer Smart City zu verwirklichen müssen die BürgerInnen einbezogen werden. Dies ist oft nicht ganz einfach. Fragen wie die der zukünftigen Energiegewinnung stehen hier im Mittelpunkt: „Die Energie soll dort erzeugt werden wo sie gebraucht wird“ (Knie). Die Anwendung von neuen Technologien wie Smart Meters ist essentiell: „BürgerInnen müssen von der Anwendung überzeugt sein“ (Murauer). „Mobilitätskonzepte müssen öffentlich sein“. (Knie) Elektromobilität kann eine moderne innovative Speichertechnologie sein und so ein effizientes System zur Speicherung von Strom schaffen. Allerdings muss dazu das individuelle Besitzen eines Autos aufgebrochen werden.
Der Unterschied zwischen Stadt und Land bleibt weiterhin bestehen. Im ländlichen Raum wird die Bedeutung von Autos – allerdings nicht im Privatbesitz – steigen. Das Auto wird nur mehr gemeinschaftlich verwendet werden. Im urbanen Raum werden Carsharingmodelle in naher Zukunft das Stadtbild prägen.
Eine Smart City kann nur im Kontext einer smarten Region betrachtet werden. Es sind weniger die technologischen als die organisatorischen Herausforderungen. „Kontinuierliches Wachstum, aus den Erfahrungen lernen – diese Prämissen müssen gestärkt werden“ (Russ).
Ein gutes Beispiel ist die ITS Vienna Region – ein intermodales Verkehrsinformationssystem zur Stärkung der nachhaltigen Mobilität in den Ländern Wien, Niederösterreich und Burgenland. „Dieses System der Verkehrsauskunft wird bereits jetzt im Durchschnitt 1 Mio. Mal pro Monat aufgerufen“. (Engleder)
Ein Beispiel für eine gelungene Kooperation im Forschungsbereich ist in diesem Zusammenhang die Aspern Smart City Research GmbH. Die Stadt Wien, Siemens und Wien Energie starteten ein europaweit einzigartiges Forschungsprojekt. Ziel ist die Erforschung von Lösungen zu erhöhter Energieeffizienz. „Aspern will erforschen, was die BürgerInnen brauchen.“ (Murauer) Das Forschungsprojekt beinhaltet 572 Wohneinheiten, einen Schulcampus und Gewerbebetriebe. In dieser Größe wurde das noch nicht getestet. „Im Jahr 2030 werden wir in urbanen Bereichen in das öffentliche Autonetz am Morgen einchecken und am Abend auschecken.“ (Knie) Die Industrie muss ihren Beitrag dazu leisten, allerdings gestaltet sich die Umstellung oftmals schwierig, da sich „die Zukunft der Autoindustrie vor allem am asiatischen Markt zeigen wird“ (Verhoef). Die Chance liegt darin – bereits hier innovative zukunftsweisende Carsharingmodelle zu positionieren und nicht alte Modelle zu exportieren. „Um neue Mobilitätskonzepte umzusetzen sind vor allem mutige politische Initiativen notwendig“. (Verhoef)
Hierzu braucht es vor allem auch Regulierungsnormen die eine gewisse Flexibilität zulassen. Die Europäische Ebene kann hier die notwendige Plattform bieten, sodass ein echter Erfahrungsaustausch zwischen den Smart Cities Europas stattfinden kann. Auch Know How und Wissenstransfer zwischen den Europäischen Städten müssen gestärkt werden, jedoch „jede Stadt ist anders“. (Verhoef)
Neue Services brauchen Daten. Die sichere Verwendung von Daten ist eine der strategischen Herausforderung. Es gilt kluge Rahmenbedingungen zu schaffen, sodass aus gewonnen Daten auch entsprechende Folgeleistungen geschaffen werden können. Manchmal wäre ein Paradigmenwechsel wünschenswert denn „Datenaustausch bedeutet Mehrwert“. (Russ) Die Vernetzung zwischen öffentlichen und individuellen Datensätzen ist oft sinnvoll.
Thesen für die smarte Mobilität der Zukunft
- Kein privates Auto in Stadtzentren
- funktionierende, flächendeckende Carsharingmodelle
- Neue Logistik für den Wirtschaftsverkehr (CO2 frei, intelligente Verkehrskorridore, City Maut)
- Planwertabgabe (neue Widmungsvorgaben um das Abwandern von Handelsbetrieben an den Stadtrand zu verhindern)
- Zusätzliche Serviceeinrichtungen (Service für die letzte Meile – z.B. Elektroautos)
- Forcierung von Urban Gardening aufgrund von Freiwerden des öffentlichen Raumes
- Smarte Arbeitsmodelle, smarte Schulmodelle – azyklische Zeiten (Stoßzeitenmanagement)
- Stadtklima verbessern, z.B. Fassadenbegrünung.
- Starke strategische Planungsinstrumente verwenden
- Sicherheit – cero mortality. Smart Cities tragen mit intelligenten technischen Lösung zur Sicherheit bei
- Smart Cities schaffen Anreize für eine gesundheitsfördernde Mobilität (Emission)
- Smart Cities schaffen ein leistbares Mobilitätsangebot und eine gerechte Kostenaufteilung für die vorhandene Infrastruktur
- Smart Cities tragen mit einem intelligenten System dazu bei, Mobilitätsangebote über die Grenzen hinaus bedarfsgerecht zu verwenden
- Smart Cities stellen die Partizipation in den Mittelpunkt und ermöglichen die Selbstorganisation.
- Smart Cities fördern die Stadt der kurzen Wege
- Smart Cities haben ein multimodales Angebot und ermöglichen rasch von A nach B zu kommen.
- Smarte Verkehrskonzepte sind leicht zu bedienen und barrierefrei, auch im Sinne der technischer Bedienung.
TeilnehmerInnen des Arbeitskreises 3 in Alpbach:
Paul Tesarek (Arbeitskreisleitung), Editor-in-Chief, Vienna Regional Studio, Austrian Broadcasting Corporation, Vienna
Bernhard Engleder, Head, Municipal Department 28 – Road Management and Construction (MA 28); Chairman, ITS Vienna Region, Vienna
Andreas Knie, Managing Director, Innovation Centre for Mobility and Societal Change; Head of Business Development, DB FuhrparkServices, Berlin
Gerald Murauer, Head of Corporate Technology Central Eastern Europe (CEE), Siemens AG Österreich, Vienna
Gabriele Payr, Director General, Wiener Stadtwerke Holding AG, Vienna
Martin Russ, Managing Director, AustriaTech – Federal Agency for Technological Measures Ltd., Vienna
Paul Verhoef, Head of Unit, New and renewable energy sources, Directorate General for Research and Innovation, European Commission, Brussels
Veronika Haunold (Arbeitskreisbetreuung), Chief Executive Officer, TINA Vienna Urban Technologies & Strategies GmbH, Vienna
Quelle: Wiener Stadtwerke