Große Zysten in der Lunge: Team des LKH Graz rettete Baby das Leben
Am LKH Graz ist es gelungen, das Leben eines Babys durch mehrere Eingriffe vor und nach der Geburt zu retten. Bei Baby Erik waren noch im Mutterleib lebensbedrohlich große Zysten in der Lunge gefunden worden. "Der Verlauf und die interdisziplinäre Teamarbeit waren besonders. Alles hat wie bei einem Schweizer Uhrwerk ineinandergegriffen", sagte Holger Till, Vorstand der Klinik für Kinderchirurgie, bei der Pressekonferenz am Mittwoch. Das Baby erwarte ein "normales Leben".
"Ich konnte ihnen nicht allzu viel versprechen", erinnerte sich Philipp Klaritsch, stellvertretender Leiter der Klinischen Abteilung für Geburtshilfe. Das Elternpaar aus Maribor hatte sich ans Grazer Klinikum gewandt, da die Ärzte in Slowenien keine Lebenschance gesehen hätten. Ein Ultraschallbild des Fötus hatte gezeigt, "dass sich in allen Körperhöhlen Flüssigkeit befunden hat", erklärte Klaritsch. Die "Riesenzysten" in der Lunge verdrängten das Herz - ein höchstkritischer Zustand. Noch am selben Tag wurde ein "Shunt" verlegt - eine kleine Verbindung, über welche die Flüssigkeit aus der Zyste in die Fruchthöhle der Mutter abfließen konnte.
Nach der Geburt sei das Baby direkt auf die Intensivstation verlegt worden, schilderte Till. Die linke Lunge wurde so stark von der rechten zusammengedrückt, dass der Säugling nicht selbstständig ohne Drainage atmen konnte. Darum erstellte die Kinderradiologie ein dreidimensionales Modell von Eriks Lunge, um festzustellen, welche Teile der Lunge genau betroffen waren. "Das ist bei Neugeborenen nicht an der Tagesordnung. Es war eine logistische und technische Herausforderung", unterstrich Leiter Sebastian Tschauner. Es zeigte sich, dass die zwei oberen der drei Lappen, aus denen die rechte Lunge besteht, betroffen waren.
Erste derartige Operation in Graz
Es sei das erste Mal gewesen, dass in Graz gleichzeitig der Ober- und Mittellappen der Lunge eines Neugeborenen entfernt wurden. Laut Till habe man sich akribisch mit internationaler Expertise auf die Operation vorbereitet, alles sei problemlos abgelaufen. Nach knapp acht Wochen konnte Erik die Intensivstation verlassen. Grundsätzlich reiche eine Lungenhälfte zum Leben aus, das Baby verfügt noch über drei von insgesamt fünf Lappen. Man erwarte, dass der verbliebene Teil der rechten Lunge noch deutlich wächst.
Das Ärzteteam rechnete damit, dass Erik ein "normales Leben" ohne besondere Einschränkungen bevorstehe. Mutter Nina zeigte sich mit dem kleinen Erik in den Armen zutiefst dankbar. "Wir haben das gesamte Spektrum an Gefühlen durchlebt. Jetzt sind wir erleichtert, entspannt und einfach glücklich", so Vater Tadej.
Bei Erik wurde schon vor der Geburt CPAM (Congential Pulmonary Airway Malformation) diagnostiziert. Es handelt sich um eine angeborene Fehlbildung der Lunge, die in etwa einer von 3.000 Schwangerschaften auftritt. Laut LKH werden jährlich drei bis fünf Fälle behandelt. Üblicherweise handle es sich aber nicht um so große Zysten, hieß es.