Geschichtsprofessor und Berlusconi-Kritiker Ginsborg gestorben
Der britische Geschichtsprofessor Paul Ginsborg ist am Mittwoch im Alter von 76 Jahren in Florenz gestorben. Der eingebürgerte Italiener war Professor für Europäische Geschichte der Neuzeit an der Universität Florenz. In den vergangenen Jahren hatte er mehrere Bücher über die jüngste Geschichte Italiens geschrieben. Er war wegen seiner Kritik am viermaligen italienischen Premierminister Silvio Berlusconi bekannt.
Ginsborg lehrte an der Fakultät für Sozial- und Politikwissenschaften am Churchill College in Cambridge. Weitere Lehrtätigkeiten folgten an der Universität Siena und der Universität Turin. Danach wechselte er nach Florenz. In Italien ist Ginsborg dem breiten Publikum durch seine politische Aktivität im Rahmen der sogenannten Bewegung "Girotondi" im Jahr 2002 bekannt geworden. Diese Bewegung erlebte ihre Blüte als Opposition zur Regierung von Silvio Berlusconi und dessen Politik.
Ginsborgs Werke zur Geschichte Italiens nach 1945 und zu Berlusconi haben wegen ihrer methodischen Herangehensweise, der Breite der behandelten Aspekte und der Originalität Maßstäbe gesetzt. "Salviamo l'Italia" (Retten wir Italien), heißt der historische Ratgeber, der 2010 in Italien herausgekommen und auf Deutsch bei Wagenbach erschienen ist.