Matthias Neuner untersucht die Vorhersage von quasi-spröden Versagensmechanismen von Reibungsmaterialien. Mit innovativen Kontinuumsmechanik-Ansätzen will er das Verständnis von Beton, modernen Verbundwerkstoffen und Co. revolutionieren.

Im Mittelpunkt der Forschung von Matthias Neuner steht die zentrale Frage: Wie lassen sich quasi-spröde Versagensmechanismen in kohäsiven Reibungsmaterialien mithilfe numerischer Methoden und gestützt auf experimentelle Daten vorhersagen? Seine Untersuchungen konzentrieren sich auf Materialien wie Beton, Gestein, Böden, Keramiken sowie moderne Verbundwerkstoffe und Klebstoffe. Zur Beantwortung dieser Frage greift Neuner auf moderne Kontinuumsmechanik-Ansätze zurück, Theorien also, die das Verhalten des Materials auf der Ebene kleinster Partikel beschreiben und so die sichtbare Struktur des Materials in ihrer Gesamtheit abbilden.

Bedeutung von präziser Materialprognose

"Die Relevanz meiner Forschung sehe ich vor allem darin, dass die präzise Prognose des Materialverhaltens zunehmend an Bedeutung gewinnt - sei es im Entwurf oder bei der Realisierung neuer Strukturen und Produkte", betont der Wissenschaftler. Genaue Vorhersagen des mechanischen Verhaltens ermöglichen höhere Produktsicherheit, verlängerte Lebenszyklen und damit eine verbesserte Nachhaltigkeit sowie ökonomische Vorteile. Besonders wertvoll ist die numerische Werkstoffmechanik, weil sie es erlaubt, Mechanismen quasi "in Zeitlupe" zu analysieren - also Vorgänge, die experimentell oft nur schwer oder gar nicht beobachtet werden können. Dies gilt vor allem für Mechanismen, die mit plötzlichem Versagen des Materials einhergehen.

Neuner hat sich zum Ziel gesetzt, das Anwendungsspektrum der von ihm untersuchten und entwickelten Methoden und Theorien auf unterschiedlichste Werkstoffe auszudehnen, um diese auch bei anspruchsvollen Aufgaben, wie dem strukturellen Kleben im Bauingenieurwesen, nutzbar zu machen.

Leidenschaft für die Lehre: Wissenschaftsbegeisterung weitergeben

Die Lehre ist für Neuner von besonderer Bedeutung und ein wesentlicher Bestandteil seiner akademischen Tätigkeit, die er mit großer Leidenschaft ausübt. "Den Studierenden möchte ich vor allem vermitteln, warum mich mein Forschungsgebiet so fasziniert: Kontinuumsmechanik, Festigkeitslehre und Statik sind die Werkzeuge, mit denen wir das Verhalten von Werkstoffen verstehen können. Sie erklären, warum gut konstruierte Systeme über Jahrzehnte hinweg bestehen und warum andere Systeme diesem Anspruch nicht gerecht werden", so Neuner.

Akademischer Werdegang und Habilitation

Nach seinem Masterabschluss in Mechatronik im Jahr 2014 promovierte Neuner 2018 an der Universität Innsbruck unter der Betreuung von Prof. Günter Hofstetter im Fach Technische Wissenschaften. Im Anschluss forschte er drei Jahre lang an der Universität Innsbruck, bevor er ein Jahr als Postdoc im Labor von Prof. Christian Linder an der Stanford University verbrachte. Im März 2023 erhielt Neuner die Venia Docendi für das Fach Applied and Computational Mechanics für seine Habilitationsschrift Mechanics of Cohesive-Frictional Materials: Classical and Generalized Continuum Theories, Numerical Modeling, and Experimental Characterization.

Rektorin Eva Schulev-Steindl freut sich namens der BOKU University Matthias Neuner als neuen Professor für Numerische Werkstoffmechanik zu begrüßen.

Antrittsvorlesung

„Numerische Werkstoffmechanik: Relevanz, Stand der Wissenschaft und Ausblick"
Univ.Prof. DI Dr.techn. Matthias Neuner
Institut für Konstruktiver Ingenieurbau

Montag, 04. November 2024, 17 Uhr
BOKU University, Ilse-Wallentin-Haus,
Seminarraum 29 im EG
Peter-Jordan-Straße 82, 1190 Wien

und im Live-Stream auf https://youtube.com/live/snXwxowRW8E

Begrüßung
Univ.Prof. DI Dr. Johannes Hübl
Leiter des Departments für Bautechnik und Naturgefahren

Moderation
Univ.Prof. DI DDr. Konrad Bergmeister, MSc. Ph.D.
Leiter des Instituts für Konstruktiver Ingenieurbau