Baugeschichte des Großen Theaters von Ephesos rekonstruiert
Die Baugeschichte des Großen Theaters von Ephesos haben Wissenschafter des Österreichischen Archäologischen Instituts (ÖAI) der Akademie der Wissenschaften (ÖAW) rekonstruiert. In einem Open Access-Buch legen sie erstmals eine genaue Chronologie der einzelnen Bauphasen eines der größten Theatergebäude der Antike vor. Diese reichen von der Errichtung in hellenistischer Zeit bis zu den Restaurierungsmaßnahmen ab dem 20. Jahrhundert.
2017 hat das ÖAI die archäologischen Befunde des Großen Theater der antiken Metropole in Buchform veröffentlicht. Im zweiten Band zu dem Monument werden nun die Ergebnisse der jüngsten Bauforschungen im Zuschauerraum des Theaters vorgestellt. Ein dritter Band zum Bühnengebäude ist derzeit in Planung.
Schon in hellenistischer Zeit zählte das ephesische Theater zu den großen Theaterbauten Kleinasiens. In weiteren Ausbaustufen ab dem 1. Jahrhundert nach unserer Zeitrechnung bis in die erste Hälfte des 2. Jahrhunderts entstand einer der größten kleinasiatischen Theaterräume der römischen Kaiserzeit mit einem Durchmesser von annähernd 150 Metern.
Theater mit 20.000 Sitzplätzen
Das Theater, das vom ÖAI schon seit dem 19. Jahrhundert untersucht wird, hatte damals eine Kapazität von mehr als 20.000 Sitzplätzen. Es wurden dort künstlerische Darbietungen ebenso geboten wie Gladiatorenkämpfe. Es war aber auch eine wichtige Station im Rahmen der Kultprozessionen für die ephesische Göttin Artemis. Zudem diente es als Ort der Volksversammlung, der sogenannten Ekklesia.
Gudrun Styhler-Aydin, Leiterin der Gruppe "Bauforschung" am ÖAI, beantwortet in dem Buch u.a. Fragen etwa nach Gestalt und Größe des hellenistischen Theaters und nach der Art und Weise, wie die römische Baukunst das "griechische Theater" adaptierte. Es zeigt auch, wie in der spätantik-frühbyzantinischen Zeit durch bauliche Maßnahmen und Umnutzungen versucht wurde, das Theater zu erhalten.
Noch in der Nutzungszeit wurden Bereiche des Baus aus Stabilitätsgründen teilweise massiv vermauert und einzelne Räume verfüllt, um die Sicherheit der Theaterbesucher nicht zu gefährden. Für die Forscher ist das ein Glücksfall, denn die im Füllmaterial enthaltenen Funde wie Keramik oder Münzen geben weitere Hinweise für die zeitliche Einordnung der Nutzungs- und Verfallsphasen.
Dokumentation durch Laserscans und Freilegung
Bis in die 1970er-Jahre war das Theater verschüttet. Erst durch die völlige Freilegung und den Einsatz von 3D-Laserscans ab den 2000er-Jahren konnte das Monument so dokumentiert werden, wie es erhalten geblieben ist. Gut sichtbar sind seither der freiliegende Unterbau der Sitzstufen, Treppen und Umgänge mit Details zur Konstruktion, aber auch Beschädigungen, etwa durch Erdbeben.
Service: Gudrun Styhler-Aydin: "Der Zuschauerraum des Theaters von Ephesos"; Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften; 248 S.; Das Buch zum Download: http://go.apa.at/XRR0uDuD