Tiroler Forscher: Kleine Eiszeit brachte neben Kühle auch Trockenheit
Bis vor 5.000 Jahren waren die Sommer in den Alpen feuchter als heutzutage, berichtete der Dendrochronologe Kurt Nicolussi vom Institut für Geografie der Universität Innsbruck. Seitdem gebe es einen langfristigen Trend zu weniger nassem Klima. Die "Kleine Eiszeit" von 1260 bis 1860 brachte neben Kühle sogar eine "ausgeprägte Trockenphase", erklärte er mit Kollegen in der Fachzeitschrift "Science Advances".
Ein Team um Tito Arosio von der Universität Bern (Schweiz) inspizierte die Sauerstoff-Verhältnisse in den Jahresringen von Tothölzern und Proben lebender Bäume von insgesamt 192 Lärchen und Zirben aus den Hochalpen. "Die bei der Holzbildung eingebauten Sauerstoffisotope (Varianten von Sauerstoff mit unterschiedlicher Atomkern-Masse, Anm.) zeigen empfindlich die Verdunstungsverhältnisse während des Wachstums an und sind daher Indikatoren für saisonale klimatische Bedingungen", heißt es in einer Mitteilung der Uni Innsbruck: "Verdunstet in einem Sommer über die Blätter eines Baumes viel Wasser, lassen sich später im zeitgleich gebildeten Jahrring vorwiegend schwere Sauerstoffisotope finden." Demnach spiegelten die Mengenwerte des schweren Sauerstoffs die Feuchtigkeitswerte während der Sommermonate wider.
Mehrtausendjähriger Austrocknungstrend
"Die frühe bis mittlere Periode der Nacheiszeit von circa 9.000 bis 5.000 Jahren vor heute war geprägt von relativ feuchten Sommern", so Nicolussi: "Seit 5.000 bis 4.500 Jahren zeichnet sich wiederum ein mehrtausendjähriger Austrocknungstrend ab." Die Daten würden außerdem "ausgeprägte Trockenphasen" während der Kleinen Eiszeit dokumentieren. Dies stünde im Widerspruch mit gängigen Beschreibungen, dass es damals neben kühl auch feucht war.
Anhand der Sauerstoffisotopen-Auswertung in den Wachstumsringen der Bäume könne man nur "ein über mehrere Jahre gemitteltes Bild" zeichnen, schränkte Nicolussi gegenüber der APA ein. Kurzfristige Extremereignisse, die aktuell laut Experten durch die von Menschen verursachte Klimakrise häufiger werden, würde man damit nicht sehen.
Service: www.science.org/doi/10.1126/sciadv.adr4161