"Ich schwöre": Studie mit JKU Beteiligung hat Wirksamkeit von Eiden untersucht
Im Jänner 2025 wird der oder die neue amerikanische Präsident*in einen Eid auf die Verfassung ablegen. Auch Ärzt*innen schwören den hippokratischen Eid. Aber: Werden Eide überhaupt eingehalten? Erhöhen sie die Chance auf regelkonformes Verhalten? Das hat eine internationale Studie mit Beteiligung der Johannes Kepler Universität Linz untersucht.
Auf einen Schwur muss man sich verlassen können - so die Theorie. Allerdings sind Eide - mit wenigen Ausnahmen - rechtlich nicht verbindlich. Eine Bestrafung haben Eidbrecher*innen daher meist nicht zu befürchten. Wodurch sich die Frage stellt: Erhöhen Eide die Bereitschaft, das gegebene Versprechen auch tatsächlich einzuhalten?
Versuch mit 21.000 Personen
Um das herauszufinden, haben die Forscher*innen unter der Leitung von Janis Zickfeld (Aarhus University, Dänemark) und mit Beteiligung von Univ.-Prof. Ulrich Glogowsky (Institut für Volkswirtschaftslehre der JKU) sowie 40 weiteren Autor*innen ein Experiment durchgeführt. Mehr als 21.000 Teilnehmer*innen aus den USA und dem Vereinigten Königreich nahmen an einem Experiment teil, bei dem es um die richtigen Angaben zur Steuervorschreibung ging. Ein Teil leistete zuvor einen Eid, wahrheitsgemäß zu antworten, die Kontrollgruppe musste nicht schwören.
Im Rahmen dieses Experiments erwirtschafteten die Teilnehmer*innen Einkommen durch eine Sortieraufgabe, bei der Zahlen nach gerade oder ungerade geordnet werden mussten. Basierend auf ihrer Leistung verdienten sie dann Geld und waren verpflichtet, ihre Einnahmen zu melden, da darauf eine Steuer von 35 Prozent erhoben wurde. Durch bewusste Falschangaben des erwirtschafteten Einkommens konnten die Teilnehmer*innen ihre Steuerlast senken. Falschangaben führten also zu einer höheren endgültigen Auszahlung, da das erwirtschaftete Einkommen tatsächlich ausbezahlt wurde.
Das Ergebnis: Mit 25,1 Prozent gab rund ein Viertel das Einkommen niedriger an, als es tatsächlich war. Noch mehr (28,1 Prozent) behaupteten gleich, gar nichts verdient zu haben.
Auf die Formel kommt es an
Grundsätzlich erhöhten Eide die Wahrscheinlichkeit die Wahrheit zu sagen, jedoch um nur 3,9 Prozent. Allerdings: Nicht alle Teilnehmer*innen schwörten auf denselben Eid. Insgesamt wurden 20 Eidesformeln verwendet, die über Crowdsourcing ausgewählt worden waren. Dazu reichten Expert*innen, die zum Thema "Vertrauen" geforscht haben, ihre Vorschläge für die Eidesformel ein. Und hier zeigten sich eklatante Unterschiede. Die erfolgreichste Formel verringerte den Verlust durch Steuerhinterziehung um 47 Prozent, also fast die Hälfte. "Diese Ergebnisse widersprechen der Annahme, dass das Ablegen eines Eides nur symbolisch ist. Sie legen vielmehr nahe, dass die Ermutigung zur Ehrlichkeit signifikant vorteilhaft sein kann", so Glogowsky. Warum das so ist, erklärt der JKU Forscher so: "Beim Experiment hatte der Bruch des Eides keine negativen Konsequenzen. Wir glauben daher, dass der Eid den Wunsch der Menschen verstärkt, ein positives Image zu bewahren."
Das Paper wurde nun in der renommierten Fachzeitschrift "Nature - Human Behavior" veröffentlicht.
zum Paper:
Effectiveness of ex ante honesty oaths in reducing dishonesty depends on content | Nature Human Behaviour
Rückfragen: Univ.-Prof. Dr. Ulrich Glogowsky JKU Institut für Volkswirtschaftslehre Tel.: 0732 2468 7380 ulrich.glogowsky@jku.at