Ehemaliger KHM-Direktor Hermann Fillitz 98-jährig gestorben
Der österreichische Kunsthistoriker und ehemalige KHM-Direktor Hermann Fillitz ist tot. Laut Angaben des Kunsthistorischen Museums starb er gestern, Dienstag, nur wenige Wochen nach seinem 98. Geburtstag in Wien. Er hatte das Haus von 1982 bis 1990 geleitet.
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"Mit Hermann Fillitz verliert Österreich einen bedeutenden Kunsthistoriker von internationalem Rang, einen großartigen Universitätslehrer, wirkliches Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und einen visionären Museumsmann", so KHM-Direktorin Sabine Haag. Das Kunsthistorische Museum werde seinem früheren Ersten Direktor und langjährigem Mitglied des Hauses stets ein ehrendes Andenken bewahren. Fillitz prägte das kulturelle Leben Österreichs in der Nachkriegszeit erheblich mit: Neben seiner langjährigen Tätigkeit als Ordinarius am Institut für Kunstgeschichte der Uni Wien leitete er zwischen 1982 und 1990 das KHM.
"Mit Hermann Fillitz verlieren wir einen hochgeachteten Wissenschaftler und eine prägende Persönlichkeit des österreichischen Kulturlebens", so Kunst- und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer (Grüne). Als Erster Direktor und Leiter der Gemäldegalerie des Kunsthistorischen Museums habe er "nachhaltige Initiativen gesetzt, die bis heute nachwirken". Auch Wiens Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) würdigte Fillitz, der sich in seinem langen Leben "engagiert und leidenschaftlich für Kunst und Wissenschaft eingesetzt und stets dafür gekämpft hat, dass die Geisteswissenschaften nicht mit Parametern der sogenannten 'Nützlichkeit' bemessen werden".
Seit 1948 für das KHM tätig
Fillitz, der am 20. April 1924 in Wien geboren wurde, absolvierte in seiner Heimatstadt das Humanistische Gymnasium. Nach der Matura studierte er Kunstgeschichte, Geschichte und Archäologie an der Universität Wien, wo er 1947 auch promovierte. Im Zentrum seiner wissenschaftlichen Arbeiten standen seit Beginn seiner Tätigkeit am Kunsthistorischen Museum im Jahr 1948 die Studien zur Krone des Heiligen Römischen Reichs. Von 1958 bis 1964 leitete Fillitz die heutige Kunstkammer im KHM, zwischen 1965 und 1967 war er Direktor des Österreichischen Kulturinstituts in Rom.
Seine universitäre Laufbahn führte Fillitz, der sich vor allem mit der Kunstgeschichte des Mittelalters sowie Schatz- und Insignienkunde beschäftigte, von 1967 bis 1974 als Ordinarius an die Universität Basel. Danach wirkte er 20 Jahre lang als Ordinarius am Institut für Kunstgeschichte der Universität Wien. Parallel dazu wurde er von 1982 bis 1990 zum Ersten Direktor des KHM, dessen Renovierung und Modernisierung er in Angriff nahm.
In Fillitz' Amtszeit fielen zahlreiche internationale Ausstellungen, darunter "Von El Greco bis Goya" 1982 im Künstlerhaus, 1984 die erste große Ausstellung des KHM in Japan mit 48 Gemälden aus der Gemäldegalerie oder "Fürstenhöfe der Renaissance, Giulio Romano und die klassische Tradition" 1990 in der Neuen Burg.
Vielfache Auszeichnungen
Bekannt wurde er auch durch sein Engagement zur baulichen Sanierung der Bundesmuseen ("Museumsmilliarde"), für die Eröffnung des Museums für moderne Kunst Stiftung Ludwig Wien (nunmehr im Museumsquartier), die Ausrichtung des Internationalen Kunsthistorikerkongresses in Wien 1983 und die Herausgabe des Bandes "Geschichte der bildenden Kunst in Österreich 1998-2003".
Nach seiner Emeritierung im Herbst 1993 war Fillitz mit der Planung der Europaratsausstellung "Der Traum vom Glück - Die Kunst des Historismus in Europa" beschäftigt, die 1996 im Wiener Künstlerhaus sowie in der Akademie der bildenden Künste gezeigt wurde. 1996 wurde er schließlich vom Europarat in Straßburg mit der Goldmedaille für sein Lebenswerk ausgezeichnet. Hierzulande ehrte man ihn 1998 mit dem Großen Kardinal-Innitzer-Preis für besondere Leistungen auf dem Gebiet der Forschung und Wissenschaft und 2003 mit dem Österreichischen Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst.