Wie demokratisch die Digitalisierung ist
Über politische Zukunftsfragen der Demokratie und darüber, wieviel Spielraum es in sozialen Medien für Desinformation, digitale Manipulation und Hatespeech gibt, wird im Rahmen der internationalen Konferenz "Digital, direkt, demokratisch? - Technikfolgenabschätzung und die Zukunft der Demokratie" von 10. bis 12. Mai auf Einladung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften diskutiert.
Haben die sozialen Netzwerke die Medienlandschaft demokratisiert - oder sind sie dabei die Demokratie zu untergraben? Ein lebendiger politischer Diskurs ist fundamentaler Bestandteil einer funktionierenden Demokratie. Die öffentliche Diskussion in den sozialen Medien hingegen wird von algorithmischen Prozessen befeuert, indem sie bestimmte Tweets und Postings massiv teilen. Soziale Medien haben Desinformation und Hatespeech nicht erfunden. Aber dank der Digitalisierung können sie sich mit rasanter Geschwindigkeit weltweit verbreiten. Und von Zuspitzung über Wut zu Hasspostings ist es oft nur ein virtueller Steinwurf. Aber: Wer bestimmt eigentlich die Regeln im virtuellen Diskursraum von Milliarden Menschen?
Digital, direkt, demokratisch?
Das deutschsprachige Netzwerk Technikfolgenabschätzung (NTA) und das Institut für Technikfolgen-Abschätzung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) werfen im Rahmen der Konferenz "Digital, direkt, demokratisch? - Technikfolgenabschätzung und die Zukunft der Demokratie", die coronabedingt online stattfindet, unterschiedliche Schlaglichter auf die Rolle, die soziale Netzwerke in politischen Debatten spielen.
"Extreme Ungleichheiten in Zeiten des Überwachungskapitalismus paaren sich mit Gefahren der Manipulation des politischen Wettbewerbs und erhöhter Verführbarkeit sowie häufiger Irreführung der Menschen im Cyberspace", sagt Gerda Falkner, ÖAW-Mitglied und Leiterin des Centre for European Integration Research der Universität Wien. Sie ist eine der Keynote-Speaker auf der Konferenz. Die digitale Revolution sieht sie als ernsthafte Herausforderung für demokratische Systeme.
Künstliche Intelligenz, Social Media und Fake News
Einen kritischen Blick auf politische Meinungsbildung in Europa im Zeitalter von künstlicher Intelligenz, Social Media und Fake News wird auch Keynote-Speaker Philip N. Howard von der University of Oxford werfen. Er hat im vergangenen Jahr das Buch "Lie Machines: How to Save Democracy from Troll Armies, Deceitful Robots, Junk News Operations, and Political Operatives" veröffentlicht und koordiniert das Projekt "Computational Propaganda".
Für eine Debatte über ethische Fragen im Zeitalter der Künstlichen Intelligenz tritt Julian Nida-Rümelin in seinem Buch "Digitaler Humanismus" ein. Der ehemalige Politiker und Professor an der Ludwig-Maximilians-Universität München gilt als einer der wichtigsten Philosophen und Ethiker der Gegenwart und wird ebenfalls eine Keynote auf der Konferenz halten.
Digitalisierung und Partizipation
Wie Digitalisierung die politische Partizipation stärken kann, wird Moritz Leuenberger in seiner Keynote beleuchten. Er ist Vorsitzender des Lenkungsausschusses der Schweizer Technikfolgenabschätzung und war bis 2010 Schweizer Regierungsmitglied. In der Schweiz sollen sogenannte "Civic Techs" politische Instrumente digitalisieren, um u.a. die Beteiligung der Bürger/innen an der Politik zu fördern.
Eröffnet wird die Online-Veranstaltung von ÖAW-Präsident Anton Zeilinger. Das Programm hat ÖAW-Soziologe Alexander Bogner gemeinsam mit dem Team des Instituts für Technikfolgen-Abschätzung entworfen. In seinem aktuellen Buch „Die Epistemisierung des Politischen“ ist er der Frage nachgegangen, wie die Macht des Wissens die Demokratie gefährdet und warum Verschwörungsnarrative und Fake News unter diesen Vorzeichen in völlig neuem Licht erscheinen.
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