"Aqua Repono" soll Weinstöcke im Traisental vor Austrocknen schützen
"Aqua Repono" - lateinisch für "Wasserspeicher" - heißt das Projekt, das künftig Rebstöcke im Traisental vor dem Austrocknen bewahren soll. Mit einer kilometerlangen Leitung soll Wasser von der Donau zu den Weingärten transportiert werden. Der Baubeginn für das millionenschwere Vorhaben ist für Spätherbst geplant, die Fertigstellung 2026. Ziel sei, "mit den vorhandenen Ressourcen besser umzugehen", sagt Winzer Markus Huber, Obmann der Wassergenossenschaft Unteres Traisental.
"Aktuell gibt es keine freien Wasserreserven im Traisental", berichtet Huber, der das Bio-Weingut Reichersdorf in der Gemeinde Nußdorf ob der Traisen (Bezirk St. Pölten-Land) führt. Durch den Klimawandel ist mit einer Verschärfung der Situation zu rechnen. Wegen höherer Temperaturen benötigen die Pflanzen mehr Wasser. Allerdings gebe es zunehmend Starkniederschläge, also viel Regen innerhalb kurzer Zeit, erläutert Michaela Griesser, stellvertretende Leiterin des Instituts für Wein- und Obstbau an der Universität für Bodenkultur (BOKU). Ein Teil des Wassers fließt ab, weil es der Boden nicht aufnehmen kann, das Eindringen in tiefere Schichten wird somit schwieriger. "Wasser ist willkürlich da, nicht dann, wenn man es braucht", so Huber.
Rund 200 Hektar sollen im Traisental bewässert werden
"Aqua Repono" hat zum Ziel, Wasser langfristig in der Region zu halten und den lokalen Obst- und Weinbau auch in Zukunft zu ermöglichen. Rund 200 Hektar sollen im Traisental bewässert werden können. Das Gebiet, in dem vor allem Riesling und Grüner Veltliner angebaut werden, wird dazu in Sektoren aufgeteilt. Im Umfeld der Donau werden Brunnen gesetzt. Über eine rund acht Kilometer lange Hauptleitung und anschließende Verteilleitungen soll Wasser von der Donau bis in die Weingärten gebracht werden. Die Reben werden dort über Schläuche tröpfchenweise bewässert. Die Pumpen sollen mit Sonnenstrom betrieben werden.
Wann bewässert wird, soll der Vorstand der Genossenschaft entscheiden. Anhand von Sensoren soll erhoben werden, ob Trockenstress droht. "Der Zyklus wird zehn Tage dauern, bis der letzte Weingarten bewässert wird", erklärt Huber.
Die Wassergenossenschaft Unteres Traisental gilt laut eigenen Angaben mit 181 Mitgliedern als größte Bewässerungsgenossenschaft Österreichs. Nach jahrelangen Vorbereitungen sollen nach einer Ausschreibung bald die Aufträge für das "Riesenprojekt" vergeben werden, sagt Huber. Um die nötigen Leitungen zu verlegen, müssen etwa auch Straßen aufgegraben werden. Für das LEADER-Projekt sind Investitionen im höheren einstelligen Millionenbereich geplant. 50 Prozent der Kosten für die Hauptleitung werden gefördert. Das Projekt ist bereits genehmigt, eine Umweltverträglichkeitsprüfung war nicht notwendig.
Zunehmende Trockenheit befeuert die Nachfrage nach Bewässerung
Aktuell werden rund fünf bis zehn Prozent der österreichischen Rebfläche bewässert, schätzt Josef Glatt, Direktor des Österreichischen Weinbauverbandes: "Aufgrund der zunehmenden Trockenheit wird die Nachfrage nach Bewässerung natürlich weiter steigen." Limitierender Faktor sei die Verfügbarkeit von Wasser.
Huber sieht einen Wettbewerbsvorteil: "Auf lange Sicht wird es einen Unterschied machen, ob bewässert werden kann oder nicht", ist der 45-Jährige, der das Weingut in zehnter Generation führt, überzeugt. Eine Bewässerung in Regionen mit wenig Niederschlag sei "sinnvoll", auch um den Ertrag zu sichern, sagt Griesser. Wichtig sei es, die Maßnahme gezielt einzusetzen. Dann könne die Entwicklung der Trauben und die Bildung der Inhaltsstoffe "optimal unterstützt werden".
Trauben können einen Sonnebrand bekommen
"Weinreben können aufgrund ihrer tiefen Wurzeln auf Wasserressourcen aus tieferen Bodenschichten zugreifen", sagt Griesser. Trockenheit und Hitze setzen die Pflanzen aber unter Stress. Das kann das Wachstum und die Vitalität des Rebstocks, den Ertrag, die Qualität der Trauben und den Geschmack des Weins beeinträchtigen. "Trauben können Sonnenbrand bekommen, sodass die Beeren austrocknen", erklärt Griesser. Bei andauernder Trockenheit schließen Weinstöcke ihre Stomata (Spaltöffnungen an Blättern), dadurch erhöht sich aber die Temperatur auf der Blattoberfläche, was zum Absterben von Pflanzenteilen führen kann. "Es dient der Vitalität der Pflanze, wenn sie nicht leidet", betont Huber. Bei Stress werden mehr Gerbstoffe erzeugt - zu viel davon wird beim Trinken als bitter empfunden.
"Aqua Repono" wurde bereits ausgezeichnet - in der Kategorie "Wasser" erhielt die Wassergenossenschaft Unteres Traisental den Energy Globe Österreich 2023. Einen Zusatznutzen hat das Projekt noch: Im Fall eines Waldbrandes kann das Wasser aus den Leitungen zum Löschen verwendet werden.