Klima-Glossar: Fleischkonsum
Ein Schnitzel am Teller hat große Auswirkungen auf das Klima: Ganze 15.500 Liter Trinkwasser werden für die Produktion eines Kilogramms Rindfleisch benötigt. Bei Schweinefleisch sind es laut Statistikportal "Our World in Data" 4.800 Liter, bei Geflügel etwa 3.600 Liter Wasser. Die hohe Umweltbelastung durch die Fleischproduktion lässt einen Teufelskreis entstehen. Sinkende Grundwasserspiegel und somit ein Rückgang von Trinkwasser ist nur einer von vielen Negativeffekten.
Die immense Nutzung landwirtschaftlicher Flächen für Futteranbau und Haltung der Tiere setzt der Natur ebenfalls zu. Wald wird oft gerodet, um Weizen, Mais oder andere Getreidesorten als Futtermittel anzubauen. Auf der gesamten Welt gibt es laut "Our World in Data" 104 Millionen Quadratkilometer bewohnbares Land. Davon werden derzeit circa 40 Millionen Quadratkilometer als Nutzfläche für Tiere für die Fleisch- und Molkereiproduktion verwendet.
Für die Produktion einer Tonne Fleisch werden derzeit rund 1,7 Tonnen Soja zur Fütterung erzeugt und 6.600 Quadratmeter Regenwald gerodet, wie der "Fleisch-Atlas" der Umweltschutzorganisationen Global 2000 und Vier Pfoten in Kooperation mit der Heinrich-Böll-Stiftung zeigte. Ein Schwein muss laut einer Studie etwa mit mindestens 2,5 Kilogramm Nahrung gefüttert werden, um ein Kilogramm an Gewicht zuzulegen - ein Rind verwertet sein Futter sogar noch schlechter. Über 40 Prozent der Getreideernte in den EU-Ländern landet so nicht am Esstisch, sondern in den Futtertrögen der Nutztiere. Und auch der weltweite Konsum hat sich in den vergangenen 20 Jahren mehr als verdoppelt und erreichte 2018 bereits 320 Millionen Tonnen, wie im "Fleisch-Atlas" angeführt wird.
Ein Mitverursacher der Klimakrise ist zudem das von den Wiederkäuern ausgestoßene Methan, das ein 25 bis 30 Mal klimaschädlicheres Treibhausgas als CO2 ist und so maßgeblich zur Erderhitzung beiträgt. Die weltweite Fleischproduktion ist in Summe für mehr klimaschädliche Treibhausgase verantwortlich als der gesamte Transportsektor der Welt zusammen, wie Wissenschaftlr berichten. All das macht Rindfleisch zu einem der größten Klimasünder in der Lebensmittelbranche.
Fleischverzehr hängt vom Einkommen ab
Besonders viel Fleisch wird in reichen Ländern gegessen. Die Statistik zeigt, dass der Verzehr stark mit dem Einkommen zusammenhängt. So lag der Verbrauch des durchschnittlichen Österreichs im Jahr 2019 laut "Fleisch-Atlas" jährlich im Schnitt bei 93,8 Kilogramm. Gegessen wurden davon 62,6 Kilogramm, der Rest sind Schlachtabfälle wie Knochen und Sehnen. Teile werden auch als Tierfutter weiterverwendet. Am beliebtesten bei den Österreicherinnen und Österreichern ist das Schweinefleisch, von dem im Jahr 2019 im Schnitt 36,4 Kilogramm konsumiert wurde. An zweiter Stelle liegt Geflügel mit 12,4 Kilogramm pro Kopf, gefolgt von Rind und Kalb mit durchschnittlich 11,9 Kilogramm pro Kopf. Prinzipiell essen in Österreich deutlich mehr Männer - über alle Altersgruppen hinweg - als Frauen täglich Fleisch- und Wurstprodukte, wie Zahlen der Statistik Austria zeigen. Mit diesem Konsum liegt Österreich im europäischen Spitzenfeld. In Äthiopien etwa werden als Vergleich im Schnitt nur fünf Kilogramm Fleisch pro Jahr und Person gegessen.
Um die Pariser Klimaziele zu erreichen, müssten also vor allem wohlhabende Staaten den Konsum zurückschrauben. Dies hätte auch gesundheitlich positive Folgen, weil übermäßiger Fleischkonsum mit zahlreichen Krankheiten in Verbindung gebracht wird.
Treibhausgase durch derzeitiges Ernährungssystem
Das weltweite Ernährungssystem ist jedes Jahr für 26 Prozent der menschgemachten Treibhausgase verantwortlich, wie eine Studie im Fachmagazin "Nature Food" 2022 aufzeigte. Selbst wenn die ganze Welt ab sofort keine fossilen Brennstoffe mehr nutzen würde, wären demnach allein die Emissionen aus dem Ernährungssystem für die Erderhitzung um 1,5 Grad und bis Ende des Jahrhundert sogar bis zwei Grad verantwortlich. Dabei entstehen bei der Produktion von Fleisch- und Molkereiprodukte besonders viele klimaschädliche Treibhausgase.
Eine deutliche Reduktion des Verzehrs von Fleisch würde laut Studie gleich mehrere positive Folgen mit sich bringen. Neben dem geringeren Bedarf an Trinkwasser kann die dadurch frei werdende Nutzfläche anders eingesetzt werden - etwa für den reinen Gemüse- oder Getreideanbau für die menschliche Ernährung. Eine natürliche Bepflanzung dieser Felder würde zudem der Biodiversität helfen und Ökosysteme wieder in Balance bringen.