Schadstoffe und Lebensraumverlust bedrohen heimische Fledermäuse
Schadstoffe und der Verlust von Lebensraum bedrohen Fledermäuse. In einer Studie zu Beständen der Kleinen Hufeisennase - der kleinsten in Europa heimischen Fledermausart - im Bayerisch-Tiroler Alpenraum haben Forscher aus der Region erhöhte Konzentrationen von Cadmium und Blei sowie von schwer abbaubaren organischen Schadstoffen im Kot der Tiere festgestellt, teilte die Uni Innsbruck mit. Zusätzlich engen Urbanisierung und der Rückgang von Laubwäldern ihren Lebensraum ein.
Die Kleine Hufeisennase ist so groß wie ein Daumen und lebt bis zu drei Jahrzehnte lang. Ihre Bestände haben - so wie jene anderer Fledermausarten - zwischen 1950 und 1980 extrem abgenommen. Ein Forscherteam um Birgit Schlick-Steiner und Florian Steiner vom Institut für Ökologie der Universität Innsbruck hat die Ursachen dafür näher untersucht und dafür Kotproben der Tiere analysiert.
Schwermetalle verursachen Koordinationsprobleme
Dabei zeigten sich teils deutlich erhöhte Werte der Cadmium- und Bleikonzentration. Den Wissenschaftern zufolge gibt es einen starken Zusammenhang zwischen dem Aussterben von Kolonien und den erhöhten Bleiwerten. "Die Schwermetalle verursachen bei Fledermäusen Koordinationsprobleme, die den Jagderfolg reduzieren oder sogar zur Flugunfähigkeit führen können", erklärte Schlick-Steiner. Sie stammen laut Aussendung vermutlich aus inzwischen verbotenen Treibstoffbeimischungen, aus der Industrie sowie manchen Lacken und Verunreinigungen von Kunstdünger in der Landwirtschaft.
Weiters fanden sich an einigen Standorten schwer abbaubare organische Schadstoffe, die aus mittlerweile verbotenen Holzschutzmitteln stammen, im Kot der Fledermäuse. Diese Umweltgifte mindern die Fortpflanzung und werden in den Fettreserven der Tiere gespeichert.
Die Untersuchung der Siedlungsgebiete der Fledermäuse zeigte auch, dass ein Rückgang von Laubwäldern den Lebensraum der Tiere einschränkt. Dasselbe gilt für die generell geschlossene Bauweise von Gebäuden. Der Schwund vielfältiger Lebensräume gilt gepaart mit Umweltgiften zudem als Hauptursache für das Insektensterben, das wiederum das Nahrungsangebot der Fledermäuse einschränkt.
Schadstoffbelastung reduzieren
Die Wissenschafter plädieren dafür, die Schadstoffbelastung in der Umwelt zu reduzieren, um den Erhalt der heimischen Fledermauskolonien sicherzustellen. "Wir sollten auf hoch toxische Holzschutzmittel verzichten und keinesfalls Altbestände aufbrauchen", so Schlick-Steiner. Auch schwermetallhaltige Produkte wie manche industriell produzierte Düngemittel und Lacke sollten nicht mehr eingesetzt und behandeltes Altholz nicht verbrannt, sondern fachgerecht entsorgt werden, um eine Freisetzung schädlicher Schwermetalle zu vermeiden.
Notwendig wären den Forscher zufolge zudem frei zugängliche, unbeleuchtete Ein- und Ausflugsmöglichkeiten in Dachstühlen, speziell im ländlichen Raum und ein höherer Anteil von Laubbäumen in den Wäldern.
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