Raumfahrt-Jahr 2025: Mond, Sonnenstürme, Asteroiden und ESA-Jubiläum
Weltallmissionen und Raumfahrt erfordern Geduld - "safety comes first" gilt auch 2025 als unumstößliche Prämisse. So soll die zuletzt für September 2025 angesetzte bemannte NASA-Mondmission "Artemis 2" nun erst im April 2026 abheben. Schneller sind wohl private, unbemannte Mond-Aktivitäten. Geduld müssen auch zwei NASA-Astronauten beweisen, die auf der Raumstation ISS festsitzen. Grund zur Freude birgt 2025 wohl das 50-Jahr-Jubiläum der Europäischen Raumfahrtorganisation ESA.
Drei Männer und eine Frau sollten eigentlich schon im Rahmen der NASA-Mission "Artemis 2" eine zehntägige Umrundung des Mondes absolviert haben. Dieser ursprünglich schon für das Jahr 2024 geplante entscheidende Schritt in Richtung künftiger bemannter Landemissionen auf unserem Erdtrabant - mit "Artemis 3" sollen dann seit 1972 erstmals wieder Menschen direkt auf dem Mond landen - hat sich aber noch nicht umsetzen lassen. Und auch "Artemis 3" wurde jüngst wiederholt verschoben und soll nun frühestens "Mitte 2027" umgesetzt werden, wie die US-Raumfahrtbehörde NASA mitteilte.
Viele private Mond-Missionen
Schneller sind private - allerdings unbemannte - Mond-Aktivitäten: Nachdem der US-Firma Intuitive Machines im Februar 2024 mit dem Lander "Nova-C" die erste kommerzielle Landung auf dem Mond geglückt ist, will das Unternehmen in den ersten Monaten des neuen Jahres eine weitere Landesonde zum Südpol des Mondes schicken.
Ausgestattet ist diese mit einem Eisbohrer und einem Massenspektrometer der NASA zur Analyse von Material unter der Mondoberfläche, wie das Fachjournal "Nature" in seinem Ausblick auf 2025 schreibt. Huckepack mit dieser Mission schickt die NASA den Mondsatelliten "Lunar Trailblazer", der Wasser auf dem Erdtrabanten kartieren soll.
Erste private Venus-Sonde
Ebenfalls Anfang 2025 plant das in Tokio ansässige Unternehmen ispace - nach dem 2023 gescheiterten Versuch, die Raumsonde "Hakuto-R" auf dem Mond zu landen - seinen nächsten Versuch: Die Mission "Venture Moon" wird eine Landesonde und einen Mikrorover an Bord haben.
Anfang 2025 könnte die erste private Mission zur Venus stattfinden. Die kleine Sonde des US-Unternehmens Rocket Lab soll Moleküle der Venusatmosphäre katalogisieren.
Eine fixe Größe bei den privaten Raumfahrtunternehmungen ist Elon Musks Weltraumfirma SpaceX. Zu den - wie üblich großspurigen - Ankündigungen des Unternehmens zählt das Ziel, 25 Starts im Jahr 2025 mit seiner riesigen Starship-Rakete hinzubekommen. Diese Aktivitäten sollen wohl auch das Ziel vorbereiten, bis 2026 fünf unbemannte Raumschiffe zum Mars zu starten. Es wird sich zeigen, was davon tatsächlich realisiert wird.
Neun Monate statt acht Tage im All
Sicherheitsbedenken führen nicht nur zu Verzögerungen bei den US-Mondmissionen - sie sind auch der Grund, warum der Flug der US-amerikanischen Astronauten Barry Wilmore und Sunita Williams anders ausfiel als erwartet: Sie starteten im Juni zur ISS, kehrten aber nicht wie geplant nach einer Woche wieder zurück. Aufgrund technischer Probleme mit dem Raumschiff "Starliner" entschied die NASA, das Raumschiff leer zurück zur Erde zu holen. Ihre Rückkehr zur Erde ist nun erst Ende März geplant. Damit müssen sie nun mehr als neun Monate im All bleiben statt der ursprünglich geplanten acht Tage.
Zu den neuen Wissenschaftsmissionen der NASA zählt das Weltraumobservatorium SPHEREx, dessen Start Ende Februar geplant ist. Es wird zwei Jahre lang im Nahinfrarot-Bereich Daten zu mehr als 450 Millionen Galaxien und über 100 Millionen Sternen in der Milchstraße sammeln, um zu helfen, die Ursprünge des Universums zu verstehen.
Im März ist der Start des US-indischen Umweltsatelliten NISAR von einem Weltraumbahnhof in Indien geplant. Der Radarsatellit soll bei jedem Wetter und unabhängig von der Tageszeit Daten über Störungen des Ökosystems, von Eisschilden und dem Meeresspiegel liefern.
Weltraumwetter im Fokus von drei Missionen
Gleich drei Missionen widmen sich dem Weltraumwetter: Im Februar will die NASA die Mission PUNCH starten. Vier kleine Satelliten sollen dabei den Sonnenwind beobachten, um besser zu verstehen, wie sich Sonnenstürme bis zur Erde ausbreiten.
Die Wechselwirkung zwischen dem Sonnenwind und der Erdmagnetosphäre steht auch im Mittelpunkt der Mission SMILE. Dieses gemeinsame Vorhaben der ESA und der Chinesischen Akademie der Wissenschaften soll Ende 2025 ins All gebracht werden, beteiligt daran sind das Institut für Weltraumforschung (IWF) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) in Graz und das Institut für Astrophysik der Uni Wien, die Beiträge zum Soft X-ray Imager und Magnetometer des Satelliten lieferten.
Frühwarnsystem für Sonnenstürme
Das IWF ist auch an der von der US National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) betriebenen Sonde "Space Weather Follow On" (SWFO) beteiligt, die in der zweiten Jahreshälfte 2025 starten soll. Dieses Frühwarnsystem für Sonnenstürme wird am Lagrange-Punkt 1 platziert, der 1,5 Millionen Kilometer näher an der Sonne liegt als die Erde. Das IWF lieferte für das Magnetometer der Sonde die Messelektronik.
SWFO wird Huckepack mit der NASA-Sonde "Interstellar Mapping and Acceleration Probe" (IMAP) fliegen. Diese soll in der Heliosphäre die Beschleunigung energiereicher Teilchen und die Wechselwirkung des Sonnenwinds mit dem lokalen interstellaren Medium untersuchen.
Abschied von Jupiter-Sonde "Juno"
Abschied nehmen muss die NASA nach 14 Jahren von ihrer Jupiter-Sonde "Juno": Die zuletzt nochmals verlängerte Mission, die den Planeten Jupiter umkreist und etwa Bilder von dessen Mond Ganymed lieferte, wird spätestens September 2025 kontrolliert zum Absturz gebracht.
Auch China strebt zum Mond, eine bemannte Mondlandung wird bis 2030 angestrebt. Zuvor will das Land in etwa vier Jahren mit "Tianwen-3" Proben vom Mars zurück auf die Erde bringen. 2025 ist der Weg kürzer: Mit "Tianwen-2" nimmt die Volksrepublik einen erdnahen, etwa 40 bis 100 Meter langen Asteroiden (namens 469219 Kamoʻoalewa) ins Visier - ebenfalls u.a. mit der Absicht, Proben zur Erde zu bringen.
"Dieser Asteroid ist möglicherweise ein Stück vom Mond aus dem Giordano Bruno Krater", meinte Anneliese Haika von der Wiener Arbeitsgemeinschaft für Astronomie (WAA) gegenüber der APA. Seine Größe betrage vermutlich 100 mal 40 Meter. Die Mission - der Start ist für Mai geplant - könne vielleicht Chinas "erster Schritt zum Asteroidenbergbau" sein, stellte die Expertin den Raum.
Grazer Instrument für chinesischen Erdbeben-Satelliten
China will 2025 die zweite Sonde im Rahmen seines Seismo-Electromagnetic-Satellite-Programms starten. Ziel der chinesischen Erdbebenbehörde ist es, mit CSES-2 natürliche elektromagnetische Phänomene im erdnahen Weltraum zu untersuchen, die im Zusammenhang mit Erdbeben- und Vulkanaktivitäten auf der Erdoberfläche stehen. Das IWF steuert ein Magnetometer für die Mission bei.
Ein solches Instrument liefert das IWF auch für die finnische Mission FORESAIL-2. Der CubeSat soll die harte Strahlung im Van-Allen-Gürtel mit kostengünstigen Komponenten und einem fehlertoleranten Software-Ansatz überleben.
50 Jahre Europäische Weltraumorganisation
Die ESA feiert 2025 ihr 50-jähriges Bestehen: Seit ihrer Gründung am 30. Mai 1975 widmet sich die Europäische Weltraumorganisation der friedlichen Erkundung des Alls. Österreich ist seit 1987 mit an Bord. Mit dem Tiroler Josef Aschbacher wird die Raumfahrtagentur seit Mitte 2021 erstmals von einem Österreicher geleitet. Das Jubiläum wird u.a. auch im Rahmen von "Graz in Space" von 4. bis 5. September gefeiert, wie das IWF mitteilte. Vom 23. bis 27. Juni findet in Wien das alle drei Jahre abgehaltene "Living Planet Symposium" der ESA statt.
Nach dem abgesehen von kleineren Problemen erfolgreichen Jungfernflug der Schwerlast-Rakete "Ariane 6" mit zwei Boostern (Ariane 62) im Juli sowie dem jüngst gelungenen Start der Trägerrakete "Vega-C" - knapp zwei Jahre nach einem Fehlstart - setzt die ESA nun auf ihre neuen Trägerraketen für mehr Autonomie im All: "Ariane 62" soll im Februar 2025 zu ihrem ersten kommerziellen Flug abheben - an Bord der französische Aufklärungssatellit "CSO-3".
"Ariane 6" fliegt erstmals mit vier Boostern
Für den Sommer ist, wie die ESA der APA bestätigte, der erste Flug von "Ariane 64" mit vier Boostern und damit viel höherer Nutzungskapazität geplant. Bei den Starts von "Ariane 6" und "Vega C" waren diverse österreichische Firmen mit Know-how und Technik vertreten.
Die "Vega-C" wird geplanterweise im dritten Viertel des Jahres den ESA-"Space Rider" ins All bringen - quasi ein unbemanntes Roboter-Labor "in der Größe zweier Mini-Vans", das für rund zweimonatige Experimente im "Low-Orbit-Bereich" bestimmt ist. Mit der Rakete soll 2025 auch die durch den Klimawandel angestoßene ESA-Mission "Biomass" abheben: Aus einer Höhe von 666 Kilometern wird ein mit einem neuartigen Synthetic-Aperture-Radar ausgestatteter Satellit Daten zum Zustand der Wälder der Erde und ihre Veränderungen liefern.
Die Wiener Weltraumfirma Beyond Gravity lieferte den Navigationsempfänger und Thermalschutz für diesen ESA-Waldsatelliten. Genau diese Ausstattung kommt von Beyond Gravity auch für den europäischen Umweltsatelliten "Sentinel-1D" und den NASA-ESA-Satelliten "Sentinel-6B" zur Messung des Meeresspiegels, die beide 2025 starten sollen.
Verspätete Ankunft von "BepiColombo" am Merkur
Gleich am 8. Jänner fliegt die europäisch-japanische Mission "BepiColombo" ein letztes Mal am Merkur vorbei, bevor sie diesen wenig erforschten Gesteinsplaneten schließlich erreicht. "Nach Problemen mit den Satellitenantrieben im Frühjahr dieses Jahres erfolgt die Ankunft bei Merkur nicht wie ursprünglich geplant Ende 2025, sondern ist nun für November 2026 geplant", teilte Beyond Gravity mit. Das Unternehmen hat das Triebwerk-Steuerungssystem sowie den Thermalschutz der Raumsonde entwickelt und produziert. An Bord sind auch zwei Magnetometer, an denen das IWF federführend beteiligt ist.
Ein Launch anderer Art: Es wird ein neues "EU Space Law" für das kommende Jahr erwartet, wie die Forschungsförderungsgesellschaft FFG der APA mitteilte. Es soll Regeln für das Management des Raumfahrtverkehrs und einen Rahmen zur Sicherstellung von kritischer Weltraum-Infrastruktur liefern. Die Initiative wurde bereits 2023 von Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen vorgeschlagen. 2025 soll laut dem neuen EU-Verteidigungskommissar Andrius Kubilius der Vorschlag für eine Verordnung über einen EU-Binnenmarkt für die Raumfahrt veröffentlicht werden.