Biodiversität: "Welt nicht am Weg zum Leben im Einklang mit Natur"
"Die Welt ist nicht auf dem richtigen Weg, die Vision eines Lebens im Einklang mit der Natur zu erfüllen." Davor warnt ein internationales Forscherteam, darunter Wissenschafter der Uni Wien, im Fachjournal "Conservation Letters". Sie fordern einen Neustart der internationalen Bemühungen zum Schutz der Biodiversität und schlagen dafür einen Rahmenplan für die nationale Erfüllung globaler Biodiversitätsziele vor.
Im Frühjahr 2022 treffen einander Vertreter der 200 Vertragsstaaten der UNO-Konvention für Biodiversität in Kunming (China), um neue globale Biodiversitätsziele auszuhandeln. Um diese Ziele zum Erhalt der biologischen Vielfalt zu erreichen und um die sich verschlechternden Biodiversitätstrends zu stoppen und umzukehren, müsse die Umsetzung auf nationaler Ebene deutlich verbessert werden, betonen die Forscher. Unter Leitung des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) hat dafür das Wissenschafterteam, darunter Franz Essl und Bernd Lenzner vom Department für Botanik und Biodiversitätsforschung der Universität Wien, einen drei Stufen umfassenden Rahmenplan vorgeschlagen.
Verbindliche Maßnahmen und Verhaltensänderungen
In der ersten Stufe sollten die internationalen Ziele in verbindliche nationale Maßnahmen und Aktionspläne übersetzt und verantwortliche Akteure klar definiert werden. Diese Aktionspläne sollten von den Verantwortlichen aus den verschiedenen Sektoren mitentwickelt werden, um so die gemeinsame Verantwortung dafür zu stärken.
In Stufe zwei müssten verschiedene Instrumente genutzt werden, um Verhaltensänderungen zu fördern. So sollten etwa biodiversitätsschädliche Subventionen beispielsweise in der Landwirtschaft gestrichen werden. Andererseits würden Mechanismen benötigt, um die notwendigen ehrgeizigen Renaturierungsmaßnahmen von Ökosystemen zu finanzieren und damit die Biodiversitätsverluste der Vergangenheit wiedergutzumachen.
Schließlich geht es in Stufe drei darum, die erzielten Fortschritte zu evaluieren. Dazu schlagen die Forscher nationale Monitoring-Systeme der Vertragsstaaten vor. Mit ihnen könnten Veränderungen der biologischen Vielfalt verfolgt und den verschiedenen Sektoren zugeordnet werden.
"Es gibt einen Fehler, den wir nicht wiederholen dürfen. Wir müssen diesmal sehr konkrete Zielergebnisse vereinbaren und auch die verantwortlichen Akteure genau definieren", so Henrique Pereira vom iDiv in einer Aussendung. Ein neuer Rahmenplan, der keine Rechenschaftspflicht vorsieht, sei zum Scheitern verurteilt.
Service: https://doi.org/10.1111/conl.12848