Perspektiven des Überlebens: Wird alles gut? Österreichs Universitäten erfüllen ihren Auftrag zur nachhaltigen Entwicklung
Im Jänner 2020 hat die uniko ein Manifest für Nachhaltigkeit veröffentlicht. Darin sehen sich Universitäten in Anbetracht der globalen Klimakrise und der Gefährdung lebenswichtiger Ressourcen als Vordenkerinnen, die durch ihre umfangreiche wissenschaftliche Expertise einen wesentlichen Beitrag zu einer nachhaltigen Entwicklung leisten. Dass dieses Manifest nicht nur eine Erklärung am Papier ist, sondern von den Universitäten mit Leben erfüllt wird, zeigen deren zahlreiche Aktivitäten in ganz unterschiedlichen Handlungsfeldern:
So gibt es Studienrichtungen, die sich explizit Nachhaltigkeitsthemen widmen, wie zum Beispiel Umwelt- und Bioressourcenmanagement, Nachhaltige Stadt- und Regionalentwicklung oder Gobal Challenges and Sustainable Developments. Vielleicht noch wichtiger aber ist, dass immer mehr Curricula Lehrinhalte zur Nachhaltigkeit als Pflichtveranstaltungen oder Wahlfächer enthalten, wodurch gesichert ist, dass das Thema in seiner gesamten Breite immer mehr Studierende erreicht.
Ressourcenschonung. Nicht weniger breit repräsentiert ist das Thema Nachhaltigkeit in der Forschung. Dass diese auch über die Grenzen der scientific community hinaus in die Gesellschaft getragen wird, um Bewusstsein und Wirkung zu entfalten, zeigen Projekte wie die Lectures4future oder k.i.d.Z.21-Austria - kompetent in die Zukunft, das Jugendliche anspricht. Auf die enge Zusammenarbeit mit Industriebetrieben ausgerichtet ist zum Beispiel das Future Energy Lab, um praktikable Lösungen zur Ressourcenschonung zu finden.
Universitäten setzen die aus der Forschung gewonnenen Kenntnisse aber auch in ihrem eigenen Wirkungsbereich um: Eigene CO2-Kompensationssysteme und Anreizsysteme für nachhaltiges Reisen gehören ebenso dazu wie eine Green Office Zertifizierungsinitiative für einen nachhaltigen Büroalltag. Mensen-Betreiber werden verpflichtet, Produkte aus nachhaltiger Landwirtschaft und Bio-Menüs anzubieten. Vorreiterinnen sind Universitäten bei Bauprojekten und der Campus-Gestaltung. Unigebäude werden nach überdurchschnittlich hohen Qualitätsstandards im Hinblick auf Energieeffizienz und Nachhaltigkeit gebaut und saniert und zeigen damit, dass innovatives Bauen wirtschaftlich realisierbar ist, wenn man neue Wege im Planungsprozess beschreitet.
Problemlösung. Das alles machen Universitäten nicht nebenbei und als Draufgabe, sondern sie entsprechen damit ihrem eigentlichen Auftrag, wie er in Paragraph 1 des Universitätsgesetzes definiert ist. Und der Gesetzgeber weist an dieser Stelle auch auf etwas hin, das gerade dieser Tage von der Politik ignoriert wird, nämlich, dass nicht nur die Wissenschaft, sondern auch die Kunst berufen ist, "zur Lösung der Probleme des Menschen sowie zur gedeihlichen Entwicklung der Gesellschaft und der natürlichen Umwelt beizutragen."
Deshalb ist ein Besuch der gerade wieder kurz geöffneten Museen alles andere als "Kunstgenuss für Kulturverliebte". In der Ausstellung Beethoven bewegt im Kunsthistorischen Museum ist ein Video von Guido van der Werve zu sehen, in dem ein Mensch alleine durch eine mit Eis bedeckte polare Einöde geht. Dicht hinter ihm, aber von ihm scheinbar unbemerkt, arbeitet sich ein riesiges Schiff durch das Eis. Der Mensch schreitet davon unbeirrt und gelassen weiter in dieser überwältigenden, bedrohlichen und zugleich bedrohten Natur, in absoluter Isolation, in einer Endlosschleife ohne räumliche oder zeitliche Orientierung. Die Szene entzieht sich einer eindeutigen Einschätzung: Wohin geht der Mensch? Ist er bedroht? Kommt er von der Stelle? Wird er gerettet?
Obwohl schon 2007 gedreht, könnte kaum eine Szene unsere aktuelle, durch Klimakrise und Pandemie geprägte Verfasstheit besser auf den Punkt bringen. In der Kunst werden immer auch die Perspektiven unseres Zusammen- und Überlebens verhandelt, sie ist daher ein Gut, das der Gesellschaft gerade in Zeiten der Krise zugänglich bleiben muss. Das Video trägt übrigens den Titel: Everything is going to be alright.
Kommentar von Generalsekretärin Elisabeth FIORIOLI
Österreichische Universitätenkonferenz
Quelle: uniko-Newsletter 08/Dezember 2020