Forscher bringen Licht in Historie von mittelalterlichen Toren
Ein Team um die Archäologin und Materialwissenschafterin Marianne Mödlinger vom Institut für Realienkunde des Mittelalters und der frühen Neuzeit der Uni Salzburg hat in bisher ungekannter Genauigkeit drei Bronzetore aus dem 12. Jahrhundert an italienischen Kathedralen unter die Lupe genommen. Die drei kunstvoll gearbeiteten Türen stammen von dem Bildhauer Barisano da Trani und befinden sich im apulischen Trani, in Monreale nahe der sizilianischen Hauptstadt Palermo und in Ravello an der Amalfiküste. Insgesamt sind heute nur rund 30 solche reich mit Heiligendarstellungen und Bibelszenen bebilderten Metallarbeiten erhalten.
Durch moderne Analysen, auch von einer vierten, dem Bildhauer zugeordneten, heute aber nicht mehr erhaltenen Tür in Bari, konnte das Team neue Details zum Entstehungszeitpunkt und Herstellungsverfahren der kunsthistorisch bedeutenden Arbeiten liefern. Demnach ist die Trani-Tür die älteste unter den dreien. Sie muss vor dem Jahr 1179 entstanden sein - jenem Jahr, das auf der Ravello-Arbeit vermerkt ist. Als spätestes Werk entpuppte sich das Monreale-Tor, so die Wissenschafter. Sie konnten im Rahmen ihrer Analysen u.a. an digitalen Abbildern der Arbeiten auch nachvollziehen, welche der verschiedenen, mit Figuren versehenen Tür-Elemente Originale waren und welche später mittels Wachsabgüssen andernorts repliziert wurden. Tatsächlich zeigt die Studie, dass die Einzelelemente auf Basis der Wachsmodelle jeweils am Ort der neu entstehenden Kathedralen aus Metallen gegossen wurden, die die jeweiligen Stifter der aufwendig gestalteten Tore vermutlich zur Verfügung gestellt hatten, heißt es in der Arbeit.
Service: https://doi.org/10.1371/journal.pone.0319697