"Talent", "Begabung", "Expertise", "Intelligenz" - Eine Begriffsklärung
Im alltäglichen Sprachgebrauch wird oft kaum zwischen Begriffen, wie "Talent", "(Hoch-)Begabung", "Expertise" oder "Leistungsexzellenz" und "Intelligenz" unterschieden. In der Wissenschaft, in Bildungsinstitutionen oder in der Beratung werden sie jedoch schärfer voneinander abgegrenzt.
Das Österreichische Zentrum für Begabtenförderung und Begabungsforschung (ÖZBF) hat zum Thema Begabung wissenschaftlich fundierte grundlegende Informationen zusammengetragen und stellt diese frei zugänglich zur Verfügung. APA-Science versucht sich auf Basis dessen an einer Begriffsklärung:
"(Hoch-)Begabung": Darunter wird das Potenzial eines Menschen zu außergewöhnlichen Leistungen in verschiedensten Gebieten verstanden, dessen Entwicklung stark vom Zusammenspiel von Persönlichkeitsfaktoren wie Motivation, Konzentrationsfähigkeit, Selbstbewusstsein oder Ausdauer, und Umweltfaktoren, wie dem Familienklima, dem wirtschaftlichen oder kulturellen Umfeld, dem Zugang zu Bildung, usw. abhängt. Hochbegabung wird also nicht unbedingt anhand des Erreichens eines bestimmten Ergebnisses in einem Intelligenztest festgemacht.
Eine Schlüsselrolle in der Entwicklung von Hochbegabung spielt das Vorhandensein einer anregenden Umwelt, vor allem in der frühen Kindheit. Begabung äußert sich nicht immer in messbarer Leistung: Außergewöhnliche Gedächtnismerkmale, schnelle Auffassungsgabe, besondere Interessen oder eine spezielle Kritikfähigkeit und Fragehaltung geben allerdings Hinweise auf hohe Leistungsfähigkeit.
"Talent": Ist definiert als das Potenzial für besondere Leistungen in einem bestimmten Bereich. Im Gegensatz zur "Begabung" spricht man von "Talent" eher dann, wenn in einem Gebiet schon ein bestimmtes Leistungsniveau erreicht wurde.
"Expertise" oder "Leistungsexzellenz": Davon spricht man, wenn eine Person herausragende Leistungen in einem bestimmten Betätigungsfeld über längere Zeit hinweg auch tatsächlich zeigt. Was eine solche Leistung ausmacht, hängt stark von dem Gebiet ab, in dem sich die Person bewegt. Als Indikatoren dafür gelten etwa Preise, Patente oder erbrachte Rekorde.
"Intelligenz": Dafür gibt es keine einheitliche Definition. Die Intelligenzforschung hat in ihrer über 100-jährigen Geschichte eine Unzahl von Modellen und Theorien herausgearbeitet. Im Zentrum vieler Theorien steht die Fähigkeit zum Schlussfolgern, zum Planen oder zum abstrakten Denken.
"Intelligenztests" und "Intelligenzquotient" (IQ): Verschiedene Intelligenztests wurden auf Basis diverser Intelligenztheorien entwickelt und messen daher unterschiedliche Aspekte mit unterschiedlichen methodischen Zugängen. Im Intelligenzquotienten werden die verschiedenen Ergebnisse einer Person aus den einzelnen Teilen eines Intelligenztests in einer Maßzahl zusammengefasst und in Bezug zum durchschnittlich erreichten Wert der jeweiligen Referenzgruppe (meist nach Alter) gesetzt.
Der Mittelwert innerhalb einer solchen Gruppe wird als IQ-Wert von "100" definiert. Personen mit IQ-Werten von mindestens 130 (diese erreichen statistisch lediglich 2,1 Prozent der Getesteten) werden als "hochbegabt" bezeichnet. Das Zusammenfassen aller Aspekte von Intelligenz, die ein Test misst, in lediglich einer Maßzahl wird vielfach kritisch betrachtet.
"Begabungsförderung" vs. "Exzellenzförderung": Unter Ersterer versteht man eine pädagogische Haltung mit dem Ziel, Kinder und Jugendliche bei ihrer Potenzial-Entwicklung bestmöglich zu unterstützen (Stichwort: Breitenförderung). Exzellenzförderung baut wiederum auf der Begabungsförderung auf, und verfolgt das Ziel, Menschen, die bereits überdurchschnittliche Leistungen gezeigt haben, bei der Weiterentwicklung ihrer Fähigkeiten zu unterstützen (Stichwort: Spitzenförderung).