Precision Farming: EU-Projekt macht Traktoren intelligenter
Im Rahmen des ECSEL EU-Projektes Aggregate Farming in the Cloud (AFarCloud) wurde ein virtuelles Terminal entwickelt, mit dessen Hilfe vorhandene Traktoren zu smarten Maschinen aufgerüstet werden können, die in der Lage sind, teilautonom zu arbeiten. Durch die Innovation soll Landwirtschaft nachhaltiger gemacht und dem Fachkräftemangel entgegengewirkt werden.
Mit dem Laptop aufs Feld
Die Aufgabe der Landwirtinnen und Landwirte beginnt am PC: über ein sogenanntes Farm Management System erstellen sie eine "Mission" für ihren Traktor. Sie überlegen sich: Wollen wir ernten, bewässern, Krankheiten behandeln oder Schädlinge bekämpfen? Die fertige Mission wird dann digital auf den Traktor geladen damit dieser weiß, was zu tun ist. Er fährt über das Feld und bestimmt anhand von Bodenanalysen, wo beispielsweise heute gedüngt werden muss. Jene Flächen, die bereits über ausreichend Nährstoffe verfügen, werden einfach übersprungen. Dadurch können neben Dünger auch andere Ressourcen wie Wasser oder Pestizide eingespart oder nur dort geerntet werden, wo die Feldfrüchte bereits reif sind. Das hat das Potenzial, die Landwirtschaft nicht nur ertragreicher, sondern auch grüner zu machen.
Um all das zu ermöglichen, braucht man zuerst einen modernen Traktor, der mit dem Kommunikationsstandard ISOBUS ausgerüstet ist. Im Rahmen des vor kurzem abgeschlossenen EU-Projekts AFarCloud wurde eine Lösung entwickelt, die an den Standard andockt und mit deren Hilfe es möglich sein soll, Traktoren fit für Precision Farming zu machen.
Nachhaltigere Präzisionslandwirtschaft für alle
Insgesamt waren ca. 60 europäische Unternehmen an dem Projekt beteiligt, das von der europäischen Kommission und nationalen Förderern wie der FFG mit insgesamt 28 Millionen Euro gefördert wurde. In drei Jahren entwickelten sie zusammen eine Plattform für autonome Landwirtschaft und testeten diese in insgesamt elf Demonstratoren in Finnland, Spanien, Schweden, Italien, Lettland und Tschechien. Die herstellerunabhängige "Plug-and-Play" Lösung ermöglichte es in allen Fällen, bereits vorhandene Traktoren zu präziseren Manövern zu bewegen.
"Die finanzielle Investition für Landwirtinnen und Landwirte könnte durch unsere Plattform im Vergleich zu einer Neuanschaffung deutlich geringer gehalten und nachhaltige Landwirtschaft für mehr Betriebe zugänglich gemacht," erklärt Martijn Rooker, Innovation Projects and Funding Manager beim Wiener High-Tech-Unternehmen TTTech. Gemeinsam mit den anderen Projektpartnern hat er die digitale Plattform erfolgreich in Italien getestet. Die Technik im italienischen Demonstrator kam unter anderem von AVL und von TTControl, einem Joint Venture der TTTech und HYDAC International, welches auf Hardware- und Softwareplattformen für mobile Maschinen spezialisiert ist.
Im Rahmen des Projektes wurde von TTControl eine Benutzerschnittstelle entwickelt, mit dessen Hilfe die Lenkerin oder der Lenker den Überblick über alle Vorgänge behalten kann. Zusätzlich stellte TTControl dem Projekt einen IoT Gateway zur Verfügung, der es dem Traktor ermöglicht, Informationen mit der Cloud auszutauschen. Nach getaner Arbeit werden die neu gewonnenen Daten dort gespeichert und können in Zukunft weiterverwendet werden, um einen ständigen Überblick über Pflanzengesundheit, Wasserverbrauch oder den Zustand des Traktors zu bewahren. In letzterem Fall können so zum Beispiel Schäden am Fahrzeug im Voraus erkannt und teuren Reparaturen vorgebeugt werden, Stichwort Predictive Maintenance.
Autonomie gegen Fachkräftemangel
Ihren Weg findet die Maschine über GPS, die Bäuerin oder der Bauer kann den Fortschritt über ein OnBoard-Terminal mitverfolgen, muss aber nur noch in den seltensten Fällen einschreiten.
"Rein technisch wäre es bereits möglich, dass die Maschine auch selbstständig übers Feld fährt, die Gesetzeslage ist aber derzeit noch unklar", so Martijn Rooker. "Irgendwann werden Traktoren bestimmt autonom fahren, bis dahin muss aber immer ein Mensch mit an Bord sein." Lt. Rooker wäre es auch denkbar, dass autonome Traktorengeschwader irgendwann nur noch für Stoßzeiten vermietet werden, zum Beispiel um die Ernte punktgenau einzubringen. Das würde dem akuten Arbeitskräftemangel im ländlichen Bereich entgegenwirken.
Aber auch wenn die Landwirtschaft nach wie vor den Menschen braucht, die Anforderungen an diesen haben sich durch die Digitalisierung deutlich verändert. Rooker: "Bäuerinnen und Bauern sind heutzutage fitter in IT als man glaubt. Wer mithalten will, muss up-to-date bleiben und sich digitale Kenntnisse aneignen." Die Innovation des AFarCloud Projekts dürfte also bei modernen Landwirtschaftsbetrieben auf großes Interesse stoßen, auch wenn sie sich derzeit noch im Prototypstadium befindet.
Rückfragehinweis: Eva HASLAUER - Communications Expert TTTech Computertechnik AG Schoenbrunner Strasse 7, 1040 Vienna, Austria Phone: +43 1 585 34 34-4767 Fax: +43 1 585 34 34-90 Cell: +43 676 8493724767 pr@tttech.com www.tttech.com