Österreich für Spitzen-Polarforschung "nicht zu fern oder zu klein"
Geht es nach dem "Austrian Polar Research Institute" (APRI), ist "Österreich nicht zu fern oder zu klein", um Spitzenforschung nahe dem Nord- oder Südpol zu betreiben. Das erklärte APRI-Vorstand Peter Schweitzer vor Journalisten anlässlich des zehnjährigen Bestehens der Vereinigung. Für die Vertretung der heimischen Polarforschung wünscht man sich eine Basisfinanzierung durch die öffentliche Hand. Denn: "Die Arktis wird nicht weniger wichtig."
Im Rahmen des APRI kooperieren die Universitäten Wien, Innsbruck und Graz sowie die Universität für Bodenkultur (Boku) Wien und das in Korneuburg (NÖ) ansässige Erdbeobachtungsunternehmen b.geos. Die 2013 gegründete Vereinigung kümmert sich um die Bündelung der Aktivitäten österreichischer Wissenschafter in der Arktis und Antarktis und engagiert sich in diversen wissenschaftlichen Gremien, wie dem "International Arctic Science Committee", wie es am Mittwoch in Wien hieß.
Das tue man momentan auf Basis von Mitteln, die die APRI-Mitgliedsorganisationen stemmen. Für die mit viel Reisetätigkeit verbundene Vertretungs- und Vernetzungsarbeit und vor allem für die laut APRI-Direktor Wolfgang Schöner "herausragende Forschungsergebnisse" produzierende heimische Community sollte es durchaus mehr Unterstützung seitens der öffentlichen Hand geben.
Zum Glück könne man auch heute - 150 Jahre nach der großteils privat finanzierten, wegweisenden "Payer-Weyprecht-Expedition" mit der Entdeckung von Franz-Josef-Land - immer wieder auf Unterstützung von privaten Gönnern zurückgreifen. So wurde erst vor kurzem die erste österreichische Forschungsstation auf Grönland, die Sermilik-Station, eröffnet - auf Initiative und mit finanzieller Unterstützung von Christian Palmers. Dementsprechend würde man sich auch von Seiten der Forschungspolitik "mehr Commitment für die Relevanz" der heimischen Polarforschung wünschen, die sich zu rund 80 Prozent in der Arktis und zu 20 Prozent in der Antarktis abspielt, wie der am Institut für Geographie und Raumforschung an der Uni Graz tätige Schöner erklärte.
Hochdotierte Förderungen zuerkannt
Als Qualitätsmerkmal könne man die Zuerkennung hochdotierter Förderungen für Forscher und Projekte durch den Europäischen Forschungsrat (ERC) bzw. den START-Preis für die an der Universität Innsbruck arbeitende Geologin und Höhlenforscherin mit Grönland-Spezialisierung, Gina Moseley, anführen. Einen "Advanced Grant" des ERC konnte Peter Schweitzer im Jahr 2020 einwerben. Er erforscht mit seinem Team von der Abteilung für Sozial- und Kulturanthropologie der Uni Wien nun die Rolle der Transportinfrastruktur für die Zukunft der Arktis.
Die Region sei seit dem Ukraine-Krieg ein Stück weit in den russischen und "westlichen" Teil aufgespalten. Auch angesichts des gerade dort extrem durchschlagenden Klimawandels und sich öffnender potenzieller neuer Handelsrouten steige das wirtschaftliche und politische Interesse am hohen Norden und seinen Bodenschätzen. Als neutrales Land könnte sich Österreich etwa um den Beobachterstatus im "Arktischen Rat" bemühen, meinte Schweitzer. So könne man vielleicht ein Stück weit mitgestalten, wie sich das Spannungsfeld zwischen Ressourcenhunger und notwendigem Umweltschutz in der verletzlichen, einzigartigen Region auflösen lasse.
Gerade hier könnten auch junge Wissenschafter mit Interesse an den Polarregionen viele Beiträge liefern, erklärte auch Helena Bergstedt von b.geos. Das niederösterreichische Unternehmen ist durch Firmengründerin und -Chefin, Annett Bartsch, auch an einem mit bis zu zehn Millionen Euro dotierten ERC-"Synergy Grant" beteiligt. Seit 2020 arbeitet man daran, den Treibhausgasausstoß der Polarregionen u.a. auf Basis Satellitenfernerkundungsdaten genauer in Klimamodelle einzuarbeiten.
Service: www.polarresearch.at
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