#CoronaAlltag: Nuklearmedizinische Forschung mal anders
Das Ludwig Boltzmann Institut Applied Diagnostics (LBI:AD) befindet sich nun seit fünf Wochen im home office - ein Zustand, den sich vor einigen Monaten bei uns im Institut noch niemand hätte vorstellen können. Als translatorische und interdisziplinäre Forschungseinrichtung der Ludwig Boltzmann Gesellschaft (LBG) mit dem Ziel eine verbesserte Tumordiagnostik zu entwickeln, sind wir natürlich auf die Erhebung experimenteller Daten angewiesen. Unsere radiochemischen Arbeiten führen wir normalerweise in den Räumlichkeiten der Klinischen Abteilung für Nuklearmedizin (Medizinische Universität Wien) durch, welche sich im fensterlosen Untergeschoss des Allgemeinen Krankenhauses befinden. Zum Schutz der Patienten ist uns die Durchführung von praktischen Experimenten im Labor derzeit nicht möglich.
Interessanterweise haben sich die letzten Wochen dennoch als äußerst produktive und kreative Zeit erwiesen. Viele Schreibarbeiten und die Aneignung der Theorie durch das Lesen von Literatur kommen im Laboralltag ohnehin meist zu kurz. Unser wöchentliches progress report meeting haben wir in den virtuellen Raum verlegt - denn auch ohne Experimente gibt es messbaren Fortschritt: zum Beispiel bei der Auswertung von Daten und deren Interpretation oder bei der Verfassung von Manuskripten und Forschungsanträgen. Auch bevorstehende Experimente und Studien müssen überlegt und detailliert geplant werden. All dies verlangt Hingabe und Konzentration, was für viele von uns zu Hause sogar besser funktioniert als während des stressigen Laboralltags.
Die regelmäßige Abhaltung von online meetings erachte ich auch aus sozialen Gründen als sehr wertvoll. Schließlich sind wir nach wie vor ein Team und niemand soll mit seinen Gedanken alleine gelassen werden. So hat sich beispielsweise die Abhaltung von gemeinsamen Kaffeepausen im virtuellen Raum für den Gedankenaustausch bewährt. Die Pflege von Kontakten zu Kooperationspartnern ist in der derzeitigen Situation ebenso essentiell wie sonst - die enge Zusammenarbeit innerhalb des Instituts aber auch mit anderen Forschungsgruppen macht einen großen Teil unseres Erfolgs aus, denn Forschung ist keine "one-man show".
Ich persönlich genieße die Ruhe und das Tageslicht an meinem Schreibtisch zu Hause und hoffe, dass die derzeitige Situation zu einem gewissen Umdenken in unserem Institut führt: ein bisschen home office wäre auch in Zukunft wünschenswert. Gleichzeitig vermisse ich die Arbeit im Labor und meine KollegInnen - ich kann es kaum erwarten bis wir wieder voll durchstarten können!
Zur Person: Mag. Dr. Theresa Balber ist Radiopharmazeutin und wissenschaftliche Mitarbeiterin am LBI:AD.
Service: Dieser Gastkommentar ist Teil der Rubrik "Corona - Geschichten aus dem Krisen-Alltag" auf APA-Science: http://science.apa.at/CoronaAlltag. Die inhaltliche Verantwortung liegt beim Autor/der Autorin.