25 Jahre Ars Electronica Futurelab: Vom bunten Hund zur Institution
Das Ars Electronica Futurelab wurde 1996 als Forschungslabor im Spannungsfeld zwischen Kunst, Technologie und Gesellschaft gegründet. Waren am Anfang zwei Mitarbeiter - einer davon Langzeit-Chef Horst Hörtner - am Werk, wurden es bis 2011 über 70. Damals wurde der Bereich "Solutions" ausgelagert, der Entwicklungen bis in den Markt hinein begleitet.
Was vor 25 Jahren als "ein Haufen bunter Hunde" begann, feiert heuer als Institution mit einem "weltweit eigenen Namen in der Medienlandschaft" Geburtstag, zeichnete Hörtner den Weg im APA-Gespräch nach. Für das Festival 1996, das vom Futurelab abgewickelt wurde, habe es vorübergehend 55 Mitarbeiter gehabt. Dann pendelte es sich bei zwölf bis 20 Leuten ein, so um 2011 vor der Teilung in Futurelab und Solutions seien es aber über 70 gewesen. Die Teilung entstand, weil das Futurelab seinem Gründungsgedanken treu bleiben wollte, im Spannungsfeld von Kunst, Technologie und Gesellschaft zu forschen, andererseits aber Projekte eine höhere Marktorientierung verlangten. Diesen Teil übernahm Solutions, das Produkte bis in den Markt hinein begleitet.
Futurelab zieht Talente an
Hörtner sieht den Erfolg des Futurelab auch in den daran arbeitenden Menschen begründet. 430 Leute waren es über die 25 Jahre, die mehr oder weniger lang Teil des Labors waren und immer noch ein großes Netzwerk mit teilweise persönlichem Naheverhältnis bilden. Es sei durchaus eine Talentschmiede, "wobei ich glaube viele Talente kommen zu uns, finden da einen bestimmten Ansatz sich mit Inhalten und Themen auseinanderzusetzen wie zum Beispiel Martina Mara, die Robopsychology als Schwerpunktthema entwickelt hat, was extrem günstig als Professur in der Nachbaruni aufgeschlagen hat". Als weitere Beispiele nannte Hörtner stellvertretend Dietmar Offenhuber am MIT in Boston, Mahir Yavuz, Mitgründer von Topos in New York, und Manuela Naveau, Professorin an der Linzer Kunstuni.
Abgänge sehe er mit einem weinenden, aber auch lachenden Auge, weil sich das Netzwerk vergrößere, so der langjährige Leiter. Neue Leute zu finden sei "wie bei jedem anderen abhängig von den Höhen und Tiefen des Arbeitsmarktes", wobei man durch Ausstellungen an Unis und Lehraufträgen - Hörtner selbst ist conjoint professor an der Uni Newcastle/Australien - international ganz gut an der "Quelle" präsent sei. Einige Talente seien aber auch durch Initiativbewerbungen ins Labor gekommen. Im Idealfall jemand, "der drei Herzen in der Brust trägt, ein künstlerisches, ein technisches und ein kaufmännisches". Damit kämen die wenigsten und die sprachlichen Barrieren zu überwinden, sei ein wesentlicher Teil der Teamarbeit. Jemand mit akademischer künstlerischer Ausbildung, ein Softwarearchitekt und ein Betriebswirt, "die reden ja von völlig unterschiedlichen Dingen, wenn sie dieselben Worte verwenden", erörtert Hörtner. Dieses Zusammentreffen beschreibt er als "kreative Kollision". Dabei gehe es nicht darum, einen Kompromiss oder den kleinsten gemeinsamen Nenner zu finden, sondern die "Funken, die inspirierend weitertragen". Genau in den daraus resultierenden Fragestellungen liege der Humus für die Saat der Ideen.
Diese Saat ging auch wirtschaftlich auf. Da das Futurelab komplett neu war, gab es keine Kennzahlen, "wir haben unsere eigenen Erfolgskriterien schnitzen dürfen". 2019 erwirtschaftete man laut kaufmännischem Geschäftsführer Markus Jandl vier Millionen Euro im Futurelab und 2,6 Millionen Euro in Solutions. Das entspreche 60 Prozent des selbst erwirtschafteten Umsatzes der Ars Electronica, die eine 100-Prozent-Tochter der Stadt Linz ist. Im Coronajahr 2020 waren es mit 3,5 Mio. Euro im Futurelab und 2,6 Mio. in Solutions 80 Prozent.
Service: Infos zum Futurelab unter http://ars.electronica.art/futurelab