Spielen und Entfalten: Forscher für umfassenderen Tierschutz-Begriff
Ein Team aus Wissenschafterinnen und Wissenschaftern stellt im Fachmagazin "Biology Letters" ein neues Rahmenkonzept für Tierschutz vor: In ihrer Definition zum "Positiven Tierschutz" (Positive Animal Welfare, kurz PAW) gehe es um deutlich mehr als lediglich die Minderung von Leid. Demnach braucht es zur gedeihlichen Entwicklung eines Tieres "die Erfahrung überwiegend positiver Geisteszustände und die Entwicklung von Kompetenz und Widerstandsfähigkeit".
Unter der Leitung von Jean-Loup Rault vom Zentrum für Tierernährung und Tierschutzwissenschaften der Veterinärmedizinischen Universität (Vetmed) Wien waren an der Ausarbeitung des Konzepts zahlreiche Forscherinnen und Forscher beteiligt, heißt es in einer Aussendung der Uni. Für Rault geht "positives Tierwohl über gute physische Gesundheit und die Linderung von Leiden hinaus. Es geht darum, die Fähigkeit von Tieren zu fördern, sich durch lohnende Erfahrungen, Wahlmöglichkeiten und die aktive Verfolgung von Zielen zu entfalten", wird er zitiert.
Damit setze man deutlich höhere Standards als in bisherigen Herangehensweisen an Tierschutz. Einlösen könne man dies etwa, indem man Kälbern Möglichkeiten zum Spielen gewährt, da das Ausleben dieses Verhaltens für sie wichtig sei. Schweine sollten etwa mit genügend Stroh gehalten werden, da sie so besser ihren natürlichen Entdeckungstrieb ausleben könnten, heißt es. Der neue Ansatz soll als Ergänzung für bisherige Tierschutz-Definitionen dienen und zur "Verbesserung des Wohlergehens von Tieren in landwirtschaftlichen Betrieben, Heimen und Zoos" beitragen, so Margit Bak Jensen von der Universität Aarhus (Dänemark).
Service: https://doi.org/10.1098/rsbl.2024.0382