Unwetter - Vb-Tiefdruckgebiete oft mit Hochwasser verbunden
Ziehen Tiefdruckgebiete vom westlichen Mittelmeer über Italien, Österreich und Ungarn weiter nach Polen, ist von einer Vb-Wetterlage (gesprochen: 5b) die Rede. Vb-Lagen sind laut Geosphere Austria für 45 Prozent der extremen Niederschlagsereignisse in Österreich und Tschechien verantwortlich. Oft kam es in der Vergangenheit bereits deshalb zu Hochwassersituationen. Vor allem Temperaturunterschiede begünstigen solche Wetterlagen, die in Zukunft extremer auftreten könnten.
"Wenn polare Kaltluft vom Norden über die Alpen strömt und auf warme feuchte Luft aus dem Süden trifft, entwickelt sich ein Tiefdruckgebiet", sagte Klimaforscher Marc Olefs von der Geosphere Austria zur APA. Kommt es zu Vb-Tiefs schrillen bei den Experten oft die Alarmglocken. Schließlich seien die Jahrhundertflut im August 2002 in Österreich genauso wie das Hochwasser vom Juni 2013 durch diese Art von Wetterphänomen verursacht worden, heißt es von der Geosphere.
Für mögliche Hochwasserlagen weiter förderlich und daher problematisch ist zudem das häufige Auftreten in Clustern von Vb-Tiefdruckgebieten. Bereits in einer 2019 präsentierten Studie kamen Hydrologe Günter Blöschl vom Institut für Wasserbau und Ingenieurhydrologie der Technischen Universität (TU) Wien und der Klimaforscher Michael Hofstätter (damals ZAMG) zum Schluss, dass das Phänomen solcher Vb-Tiefs nicht zunehme, sie jedoch gerne gehäuft auftreten würden.
Anzahl solcher Wetterlagen nimmt zu
Die Anzahl solcher Wetterlagen nimmt laut Geosphere aufgrund der Klimakrise sogar etwas ab. "Allerdings werden die Ereignisse intensiver, denn je wärmer Luft ist, desto mehr Feuchte kann sie aufnehmen, die dann als Regen wieder herunterkommt", erklärte Olefs.
Im Winterhalbjahr sind Vb-Wetterlagen laut Geosphere etwas häufiger als im Sommerhalbjahr. Zwischen September und April traten sogenannte Vb-Zyklone im Beobachtungszeitraum der Studie von 1959 bis 2015 öfter auf als in den wärmeren Monaten von Mai bis Oktober. Blöschl und Hofstätter identifizierten in ihrer Studie zwischen 1959 und 2015 insgesamt exakt 557 Vb-Tiefs und damit neun bis zehn pro Jahr.
Der Name solcher Vb-Tiefs geht auf den deutschen Meteorologen Wilhelm Jacob van Bebber zurück und hat dabei keine konkrete Bedeutung. Bebber kategorisierte 1891 die Zugbahnen von Tiefdrucksystemen und ordnete ihnen bestimmte Codes zu. Die römische Ziffer V (5) identifiziert dabei laut Geosphere das Entstehungszentrum des Tiefs über dem westlichen Mittelmeer und unterscheidet zum Beispiel Zyklonen, die über Frankreich und Spanien nach Norden ziehen (Va) von jenen, die nach Osten in Richtung Balkan weiterziehen (Vc).