Klima-Glossar: Großwärmepumpe
Wärmepumpen werden immer häufiger als Alternative zu herkömmlichen Heizsystemen eingesetzt. Das ist angesichts des Grundprinzips nicht weiter verwunderlich. Für die Strommenge, die zum Betrieb benötigt wird, erhält man ein Mehrfaches in Form von Wärme zurück. Das Einsatzspektrum ist umfassend, es reicht von Wohnhäusern über Betriebe bis hin zu Energieversorgern. Eine der größten Anlagen Europas ist am Dienstag in erster Ausbaustufe in Simmering in Betrieb gegangen.
Die Großwärmepumpe nutzt geklärtes Abwasser aus der Hauptkläranlage der ebs-Wien sowie Strom aus dem Kraftwerk Freudenau. Normalerweise fließt das Abwasser nach der Reinigung in den Donaukanal, ab sofort steht aber ein Umweg an. Er führt über eine Großwärmepumpenanlage. Dort werden laut Wien Energie im Vollausbau sechs Wärmepumpen stehen, die mit Wärmetauschern dem gereinigten Wasser rund sechs Grad Celsius entziehen.
Diese geringe Temperatur wird in der - laut den Betreibern - hochkomplexen Anlage genutzt, um Wärme mit mehr als 90 Grad Celsius zu erzeugen. Diese wird in das Netz der Fernwärme geleitet. In der ersten Projektphase wird von einer Wärmeeinspeisung von zumindest 95 Gigawattstunden pro Jahr ausgegangen.
Ob groß, ob klein: gleiches Prinzip
Egal, ob für den Heimgebrauch oder als Infrastrukturprojekt: Das Prinzip ist bei großen und kleinen Wärmepumpen dasselbe. Sie bestehen im Wesentlichen aus einem Verdampfer, einem Kompressor, einem Kondensator und einem Expansionsventil. Das Kältemittel im geschlossenen Kreislauf der Wärmepumpe verdampft bei niedriger Temperatur im Verdampfer und nimmt dabei Wärme aus der Umgebung auf.
Der Kompressor erhöht den Druck und damit auch die Temperatur des Kältemittels, das dann im Kondensator wieder kondensiert und dabei seine Wärme abgibt. Das Kondensat durchläuft anschließend das Expansionsventil und der Kreislauf beginnt von vorne. Das Prinzip ist das gleiche wie bei einem Kühlschrank, dem Wärme entzogen wird, mit der an der Rückseite des Kühlschranks ein Wärmetauscher aufgeheizt wird.
Obwohl Wärmepumpen als effiziente und umweltfreundliche Technik gelten, gibt es auch einige Kritikpunkte. Dazu zählen vor allem die hohen Anschaffungskosten, die je nach Art, Größe und Hersteller stark variieren können. Eine durchschnittliche Luft-Wasser-Wärmepumpe für ein Einfamilienhaus kann zwischen 8.000 und 15.000 Euro kosten. Eine Erd-Wasser-Wärmepumpe oder eine Wasser-Wasser-Wärmepumpe können deutlich teurer sein und bis zu 30.000 Euro oder mehr kosten, abhängig von den spezifischen Anforderungen.
Die Anlage in Simmering spielt ohnehin in einer anderen Kategorie: 70 Mio. Euro werden investiert, wobei ein Teil davon aus Mittel der Umweltförderung des Bundes finanziert wurde. Auch sonst sind die Dimensionen der in Frankreich erzeugten Maschinen gewaltig: Jede der rund zwölf Meter langen, neun Meter breiten und sieben Meter hohen Wärmepumpen bringt ein Betriebsgewicht von rund 205 Tonnen auf die Waage.