Großschadenübung im Erzberg treibt Tunnelsicherheit voran
Bei einem Unfall oder Brand im Tunnel gilt es schnell zu reagieren und bei der Rettung von verletzten Menschen sollte jeder Handgriff sitzen. Damit Feuerwehr, Rettungskräfte und Polizei noch besser auf solche heiklen Einsätze vorbereitet sind, findet am 16. September in den Tunnels im "Zentrum am Berg" (ZAB) im steirischen Erzberg eine Großschadensübung statt - mit neuen Technologien und Training in der Virtual Reality.
Österreich, das "Land der Berge", ist auch ein Land der Tunnel. Da bleiben auch Unfälle nicht aus. Heikel wird es, wenn durch den Unfall Rauchentwicklung oder gar Brände im Tunnel entstehen, weil dadurch die Gefahr von Vergiftungen durch giftige Gase steigt. Oftmals kommt es auch zu Verbrennungen und mechanische Gewalteinwirkung durch Bauwerks- oder Fahrzeugteile, wo bei der Rettung der Opfer jede Sekunde zählt. Von Sicherheitsexperten wird immer wieder die Notwendigkeit von Übungen und Versuchen für möglichst realitätsnahe Verhältnisse genannt.
Trainingstage unter realen Bedingungen für Einsatzkräfte sind jedoch organisatorisch aufwendig, teuer und verursachen auch verkehrstechnisch einen großen organisatorischen Aufwand, weil Tunnel und Zufahrtstraßen gesperrt werden müssen. Letzteres entfällt beim ZAB in Eisenerz: Dort stehen vier über 400 Meter lange Tunnel für Übungs- und Forschungszwecke zur Verfügung. "Wir können hier eine Realübung durchführen, ohne die Bevölkerung im täglichen Straßen- und Eisenbahnverkehr zu beeinträchtigen. Unsere Forschungsanlage besteht aus vier Tunnelstrecken mit einer Gesamtlänge von 1.500 Metern", beschrieb ZAB-Leiter Robert Galler.
Mixed Reality-Lösung für Notfallsanitäter
Am 16. September wird es am ZAB in Kooperation mit dem AIT Center for Technology Experience eine Großschadensübung geben. Das AIT-Center hat jahrelange Erfahrungen im Bereich Extended Reality (XR), insbesondere im Trainings-Bereich für unterschiedliche Berufsgruppen. "Wir sehen XR als zentrales Element, um Einsatzkräfte gezielt und in innovativer Art und Weise auf ihren Alltag und komplexe Situationen vorzubereiten", wie AIT Forscher Helmut Schrom-Feiertag vom Center for Technology Experience im Vorfeld der Übung betonte.
Den Forschern geht es nicht nur um ein Training in der virtuellen Welt, sondern auch um Biosignal- und Stressmessung, der Kombination von virtueller und realer Welt (Verwendung von angreifbaren Gegenständen wie Stethoskop oder Beatmungsgerät) sowie ein multisensorisches "Erlebnis" beim Training - etwa durch Wärme, Wind oder Nässe. Unter der Leitung des AIT Center for Technology Experience wurde mit Partnern aus neun Ländern eine Mixed Reality-Lösung für Notfallsanitäter entwickelt, um komplexe Unglücksfälle in virtueller Umgebung im Team zu trainieren. Im Zuge der Großschadensübung wird der Prototyp getestet werden. "Ein Vergleich beider Trainingsmethoden gibt Aufschluss über zukünftige Verbesserungspotenziale", erklärte Schrom-Feiertag.
Für die medizinische Versorgung bei Ereignissen unter Tage sind spezifische nationale, aber auch internationale Notfallkapazitäten nötig. Unter der Leitung des ZAB wurde gemeinsam mit der Med-Uni Graz und weiteren Partnern eine Applikation zur Erhebung und Evaluierung der verfügbaren Notfallkapazitäten entwickelt. Sie soll ebenfalls im Rahmen der Großschadensübung getestet werden. Daraus sollen Daten generiert werden, die optimierte Prozesse für die medizinische und psychosoziale Versorgung bei Katastrophen unter Tage zulässt.
Simuliert wird ein Busunfall mit einer hohen Zahl an Verletzten. Johanniter Österreich, die Freiwillige Feuerwehr Inzersdorf sowie die Polizei Gleinalm werden dabei gemeinsam in den Tunnelanlagen des ZAB beim steirischen Erzberg trainieren.
Service: https://www.zab.at/, https://www.ait.ac.at/ueber-das-ait/center/center-for-technology-experience