Paläontologen entdeckten 150 Millionen Jahre alten "neuen" Urzeithai
In vor rund 20 Jahren an der Küste Südenglands geborgenen Fossilien fand ein Forschungsteam mit österreichischer Beteiligung einen bisher unbekannten Vertreter der sogenannten hybodontiformen Haie. Das nun auf den Namen Durnonovariaodus maiseyi getaufte Exemplar schwamm vor rund 150 Millionen Jahren durchs flache, tropisch-subtropische Meer. Da sich Skelette der Knorpelfische sonst nur selten gut erhalten, ist der relativ umfassende Fund für die Forscher eine Seltenheit.
Die Küste der Grafschaft Dorset ist einer der wichtigsten Fundorte für Fossilien u.a. der hybodontiformen Haie. Hier handelt es sich um eine der artenreichsten Gruppen urzeitlicher Haie, die auch mit den heutigen Rochen und Haien verwandt sind, jedoch mitsamt den Dinosauriern vor rund 66 Millionen Jahren verschwanden. Erstmals traten die Tiere im Devon-Zeitalter vor 361 Millionen Jahren auf.
Über eine Kooperation mit englischen Kollegen um Charles Underwood nimmt Sebastian Stumpf vom Institut für Paläontologie der Universität Wien seit einiger Zeit eine besondere Sammlung im Süden Englands unter die Lupe, wie er gegenüber der APA erklärte. In der Ortschaft Kimmeridge befindet sich nämlich ein Museum, das die "Etches-Sammlung" beherbergt. Hierbei handelt es sich um eine der bedeutendsten Kollektionen von Versteinerungen Englands und das Lebenswerk des Fossiliensammlers Steve Etches, der auch Ko-Autor der nunmehrigen Beschreibung im Fachjournal "PeerJ" ist.
Auf die neue Art stießen Stumpf und Kollegen tatsächlich in der dortigen Ausstellung. Aufgrund ihres Umfanges sei vieles aus der Sammlung noch nicht genau untersucht worden. Dass es sich bei Durnonovariaodus maiseyi um "etwas ganz Neues" handeln muss, stach den Wissenschafter relativ rasch in die Augen.
Von Urzeithaien bleibt normalerweise nicht viel übrig
Findet man sonst Überreste von Urzeithaien, sind dies oft lediglich Zähne, da von den weichen Knorpeln der Fische meist nichts die Jahrmillionen überdauert. Bereits die Zahnform ließ die Wissenschafter aufmerksam werden, erhalten blieben aber auch Schädelreste und Teile des übrigen Skeletts. Insgesamt lassen die Überreste auf ein relativ großes Tier von vielleicht um die zwei Meter Länge schließen. Am Skelett finden sich zahlreiche Merkmale "von uns bereits bekannten Arten, es zeigt jedoch ein spezifisches Mosaik von unterschiedlichen Merkmalen", sagte Stumpf.
In der "Kimmeridge Clay Formation" trat bisher eine vergleichsweise große Anzahl hybodontiformer Haie zutage, auf den nun beschriebenen Vertreter fanden sich unter den üppig vorhandenen Fossilien keinerlei Hinweise, etwa in Form einzelner Zähne. Das lässt die Forscher mutmaßen, dass das Tier möglicherweise eher tiefere Gewässer bewohnte und die Art in den dortigen einstigen flachen Gewässern vielleicht nur sehr selten auftrat. "Das ist allerdings sehr spekulativ", betonte Stumpf.
Selbst nach rund 150 Jahren ihrer Erforschung seien zur Evolution der hybodontiformen Haie noch einige Fragen offen. Welche Erkenntnisse etwa noch in der "Etches-Sammlung" schlummern, analysieren Stumpf und die britischen Kollegen weiter. Hier seien noch weitere "sensationelle Ergebnisse" zu erwarten, zeigte sich der Paläontologe überzeugt.
Service: http://dx.doi.org/10.7717/peerj.11362