Mehr Transparenz in der Forschung
Laut der Transparenzvorschriften der EU sollten alle Ergebnisse von klinischen Studien innerhalb eines Jahres nach Beendigung der Studie im europäischen Register veröffentlicht werden. Ein neuer Bericht von TranspariMED, Cochrane Österreich und Health Action International zeigt die Medizinische Universität Wien an der Spitze europäischer Universitäten. Insgesamt lässt sich eine positive Entwicklung hin zu mehr Transparenz beobachten.
Die Medizinische Universität Wien liegt mit der Veröffentlichung von 96 Prozent der Ergebnisse vor der Charité-Universitätsmedizin Berlin mit 81 Prozent, dem Universitätsklinikum Odense mit 80 Prozent und der KU Leuven mit 69 Prozent. Die Medizinische Universität Graz legte 64 Prozent der Studien offen und liegt damit auf dem sechsten Rang innerhalb europäischer Universitäten.
Alle Studien, bei denen Patient_innen beteiligt sind, sollten nach deren Fertigstellung innerhalb eines Jahres in das Register der EU Clinical Trials Register (EudraCT-Datenbank) hochgeladen werden. Zumindest sieht das eine Richtlinie der Europäischen Union vor. Nicht alle Forschungseinrichtungen kommen dem entsprechend nach. Der aktuelle Bericht von TranspariMED und Cochrane Österreich sieht jedoch klare Fortschritte in Hinblick auf die Transparenz medizinischer Forschung an europäischen Universitäten. Insgesamt wurden 28 Prozent aller Studienergebnisse, die laut Richtlinie fällig sind, bislang in der Datenbank hochgeladen. Das ist eine wesentliche Verbesserung im Vergleich zum vergangenen Jahr.
Wille zu mehr Transparenz ist da
Univ.-Prof. Dr. Gerald Gartlehner, MPH, Leiter des Departments für Evidenzbasierte Medizin und Evaluation und Co-Direktor von Cochrane Österreich, ist über die europaweite, besonders jedoch über die Entwicklung in Wien, erfreut: "Die Medizinische Universität Wien hat als eine der größten medizinischen Universitäten in Europa bewiesen, dass mit dem entsprechenden Willen und Einsatz eine Veränderung hin zu mehr Transparenz und Exzellenz in der Forschungsarbeit möglich ist."
Till Bruckner, PhD, Autor des Berichts und Gründer von TranspariMED, eine Plattform, die sich für transparente Berichterstattung in der medizinischen Forschung engagiert, mahnt trotzdem weitere Verbesserungen ein: "Es ist großartig, dass viele prominente Institutionen, angeführt von der Medizinischen Universität Wien, Fortschritte machen und Evidenz-Lücken schließen. Dennoch: Die Ergebnisse tausender Studien, die von kleineren Pharmaunternehmen und Universitäten durchgeführt werden, fehlen nach wie vor."
Sanktionen möglich
Werden die Ergebnisse aus klinischen Studien wie vorgesehen innerhalb eines Jahres der Öffentlichkeit zugänglich gemacht, beschleunigt das den medizinischen Fortschritt. Der Prozess der Publikation im akademischen Bereich ist langsamer und verzögert den Zugang. Das Hochladen in der Datenbank ist auch kein Hindernis für eine Veröffentlichung in akademischen Journals. Ab dem 31. Jänner 2022 geht die EU-Richtlinie zur Registrierung in der EudraCT-Datenbank in nationales Recht über. Nationale Regulatoren haben dann die Möglichkeit, Institutionen zu sanktionieren, wenn sie dieser Vorgabe nicht nachkommen.
Weitere Informationen: https://www.transparimed.org/single-post/groningen-leiden
Rückfragen Univ.-Prof. Dr. Gerald Gartlehner, MPH Leiter des Departments für Evidenzbasierte Medizin und Evaluation Donau-Universität Krems Tel. +43 (0)2732 893-2910 gerald.gartlehner@donau-uni.ac.at www.donau-uni.ac.at/ebm
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