Auf der Spur der Amphibien in Österreich
Das Citizen-Science-Projekt „Frosch im Wassertropfen“ untersuchte im vergangenen Jahr mit tatkräftiger Unterstützung der Bevölkerung die Amphibienvielfalt in Österreich anhand ihrer DNA-Spuren. Nun präsentieren die Forscherinnen der Universität Innsbruck, wie es um den Bestand heimischer Arten steht und wie weit der Amphibienpilz „Bd" bereits verbreitet ist.
Naturnahe Gartenteiche, mit Wasser gefüllte Mulden und Stillgewässer im Wald und auf dem Feld haben eines gemeinsam: Sie sind Laichgewässer für Amphibien. Leider gehen die Bestände von Fröschen, Kröten, Molchen und Co. in Österreich dramatisch zurück. Gründe dafür sind der Verlust von Lebensraum, der Einsatz von Pestiziden, die Fragmentierung der Landschaft und auch Amphibienkrankheiten.
Mit dem Ziel, erstmalig die Artenvielfalt der Amphibien in Österreich anhand ihrer DNA-Spuren zu erfassen, schickten Forscherinnen des Instituts für Zoologie im April 2024 über 1000 Beprobungssets auf die Reise zu naturbegeisterten Hobbyforscher:innen aus allen Ecken und Enden des Landes. Zu den Teilnehmenden zählten neben Familien und Privatpersonen jeden Alters auch Schulen und Vereine, sowie Naturparks, Naturschutzvereine und Behörden - einzige Voraussetzung: Der Zugang zu einem Teich oder einem anderen kleinen Gewässer.
Die Analyse von Umwelt-DNA stellt eine Verbindung von High-Tech und Naturschutz dar und soll in Zukunft verstärkt zum Einsatz kommen. „Von den 1.120 Beprobungskits haben wir großartiger Weise 97 % retour bekommen“, freut sich Projektkoordinatorin Martina Nindl-Kaplenig. „Unsere Citizen Scientists haben begeistert Wasserproben aus Gartenteichen, Hochgebirgsseen, Schutzgebieten und Kleinstgewässern entnommen, gefiltert und an uns zurückgesendet. Wir haben außerdem zahllose Emails und Fotos bekommen. Unser methodisches Vorgehen hat sich als erfolgreich gezeigt und ist zukunftsweisend."
Die Amphibienvielfalt ist bedroht
Im Labor angekommen, wurden die Wasserproben mittels eines kombinierten Ansatzes untersucht. „Jede Amphibienart hinterlässt über Ausscheidungen, Eier oder Gewebereste DNA-Spuren im Wasser, die sogenannte eDNA (environmental DNA). Mithilfe des Metabarcodings haben wir in jeder Wasserprobe zunächst das Artenspektrum der vorkommenden Amphibien identifiziert – und zwar ganz ohne die Tiere sehen oder gar fangen zu müssen“, erläutert Projektleiterin Corinna Wallinger die erste Analysemethode.
Die Auswertung liefert ein erfreuliches Ergebnis: DNA-Spuren von 18 der 21 heimischen Amphibien konnten nachgewiesen werden. Die Ergebnisse wurden mithilfe von Expert:innen der Österreichischen Gesellschaft für Herpetologie (ÖGH) überprüft. „Die angewandte Methode kann zwar aktuell die jeweils drei Wasserfrosch- und Kammmolcharten nicht sicher unterscheiden, hat sich aber trotz des Weiterentwicklungspotentials als sehr vielversprechend erwiesen“, sagt Corinna Wallinger. Manche der beprobten Gewässer waren mit bis zu acht verschiedenen Arten sogar besonders artenreich. „Von Fadenmolch, Kreuzkröte und Alpensalamander haben wir keine DNA-Spuren finden können. Das ist aber nicht überraschend, da diese Arten entweder sehr selten sind, oder keine Laichgewässer zur Fortpflanzung benötigen.“
Über das Verfahren der diagnostischen PCR suchten die Forscherinnen außerdem gezielt nach molekularen Hinweisen des eingeschleppten Töpfchenpilzes „Bd“. Dieser Pilz kann bei Amphibien eine Krankheit verursachen, die die Tiere schwächt und auch tödlich verlaufen kann. Eine Weiterverbreitung sollte daher unbedingt verhindert werden. „Der Amphibienpilz wurde in ca. 11% der Proben nachgewiesen und hier insbesonders im Osten und ganz im Westen Österreichs. Eine mögliche Ursache dafür könnte sein, dass dort das Klima wärmer und die Gewässer mitunter sehr vernetzt sind. Wenn Flüsse, Bäche und Seen in einer Region stark miteinander verbunden sind, wandert auch ein Erreger einfacher von einem ins andere Gewässer“, erklärt Corinna Wallinger.
Aber auch Menschen selbst tragen zur Ausbreitung des Amphibienpilzes bei. „Um eine Übertragung auf weitere Gewässer zu vermeiden und Amphibien zu schützen, sollte man darauf achten, Wasser, Pflanzen, Tiere oder Sedimente nicht zu verschleppen – zumal die Entnahme von Amphibien aus dem angestammten Lebensraum naturschutzrechtlich verboten ist. Hände, Ausrüstung und Schuhwerk sollten desinfiziert werden, bevor sie erneut mit Gewässern in Kontakt kommen“, betont Andreas Maletzky, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Herpetologie.
Ein Lebensraum für Frösche und Co.
Anders als oft vermutet, verbringen Amphibien den Großteil ihres Lebens an Land und wandern zur Paarungszeit im Frühling zu ihren Laichgewässern. „An vielen Straßen werden im Frühjahr Amphibienzäune aufgestellt, um den Tieren eine sichere Querung in Richtung Laichgewässer und zurück zu ermöglichen. Dort werden immer Helfer:innen gesucht“, empfiehlt Andreas Maletzky Amphibien-Freund:innen.
Aber auch die Gestaltung des eigenen Gartens zu einem Rückzugsort für die Tiere kann maßgeblich zu ihrem Schutz und Arterhalt beitragen. „Ein Garten sollte zumindest in Teilbereichen wild und unaufgeräumt sein und im besten Fall ein Laichgewässer aufweisen - die Größe ist hier nicht so wichtig. Blühwiesen, Laubhaufen, Steinmauern oder Gemüsegärten bieten Nahrungs- und Versteckressourcen für Amphibien und viele andere Tierarten.“
Finanziert wurde das Projekt vom Bund und der EU über die LE 1420 und das BML, mit Unterstützung des BMK und des Landes Tirol. Die Ergebnisse werden in den kommenden Monaten breit wissenschaftlich publiziert.
Auf der Projektseite von „Frosch im Wassertropen“ finden sich weiterführende Informationen: https://www.uibk.ac.at/projects/frosch-im-wassertropfen/
Und wer die Amphibien schützen will, findet in dieserBroschüre hilfreiche Handlungsempfehlungen zum Umgang mit Amphibienkrankheiten:
https://www.dght.de/wp-content/uploads/2024/03/Amphibienpathogene_ok.pdf