Effekt von Dürre auf Ökosysteme viel stärker als bisher angenommen
Wie stark Dürre den Ökosystemen zusetzt, hat ein internationales Wissenschaftsteam mit Innsbrucker Beteiligung untersucht. Dabei stellte sich heraus, dass die Produktivitätsverluste, die mit Trockenheit einhergehen, um 50 Prozent stärker sind als bisher angenommen. Der Grund dafür liegt in der Art der Untersuchung: Experimente würden die Problematik nicht im selben Ausmaß abbilden wie das in der Realität der Fall ist, teilte die Universität Innsbruck am Mittwoch mit.
"Im Experiment können wir die Mechanismen der Dürrereaktion gut und detailliert erforschen. Unsere 80 Studien und knapp 160 Messpunkte umfassende Metaanalyse zeigt aber auch, dass das Ausmaß der Produktivitätsverluste bei Dürre im Vergleich zu Beobachtungsstudien um durchschnittlich etwa 50 Prozent unterschätzt wird", sagte Michael Bahn, Leiter der Arbeitsgruppe Funktionelle Ökologie am Institut für Ökologie der Uni Innsbruck. "Für die Metaanalyse wurde die oberirdische Biomasse herangezogen, die in Graslandsystemen ein guter Indikator für die Produktivität ist", erklärte er.
Ein Vergleich sei wichtig gewesen, "da die Auswirkungen von Dürre von einer Reihe von Standortparametern wie Boden, Vegetation und Hintergrundklima abhängen", sagte Bahn. Die Problematik bei Feldexperimenten sei, dass hier "eine Art 'Insel-Effekt'" entstehen könne, "da der Boden zwar trocken, aber die Temperatur entsprechend der Umgebungsluft meist geringer und die Luftfeuchtigkeit höher als bei einer natürlichen Dürre ist. Das wird von den Pflanzen wahrgenommen und wirkt sich auf ihre Produktivität aus", so Bahn. Allerdings können Forschende nicht das Wetterextreme abwarten, nachdem diese schließlich auch schwer vorhersagbar seien.
Es sei also wichtig, "Ergebnisse von Dürreexperimenten mit den verfügbaren Daten von natürlichen Trockenereignissen abzugleichen, um das mögliche Ausmaß der Auswirkungen dieser Wetterextreme auf den landwirtschaftlichen Ertrag abzuschätzen", resümierte der Wissenschafter.
Die Studie wurde von einem internationalen Team mit dem ungarischen Lead-Autor György Kröel-Dulay vom Centre for Ecological Research in Vácrátót durchgeführt. Die Untersuchung wurde im Fachmagazin "Nature Ecology & Evolution" publiziert.