"Es ist nicht alles Gold, was glänzt"
Die Möglichkeiten von ChatGPT & CO machen auch vor dem Finanzbereich nicht Halt. Fabian Altendorfer, Forschungsmitarbeiter des Projekts Fincom, hat im Rahmen der Eröffnung des FH OÖ DigiSpace am Campus Steyr die potenziell bahnbrechenden Möglichkeiten von Large Language Modellen wie ChatGPT für Finanzentscheidungen präsentiert. Ein eigens entwickeltes Finance Tool ermöglicht es Finanzexpert*innen, in natürlicher Sprache mit digitalen Assistenten zu kommunizieren und dadurch Auskünfte über Finanzinformationen zu erhalten.
"Um sicherzustellen, dass die Sprachmodelle korrekte Antworten im Zusammenhang mit Finanzentscheidungen liefern, wurden sie gezielt auf diesen Bereich hin optimiert. Durch das sogenannte Finetuning sind die Modelle in der Lage, in standardisierter Form, Daten von externen und internen Datenquellen abzufragen und anschließend die Informationen in ihren Antworten zu verarbeiten", so Fabian Altendorfer, Student im Studiengang Controlling, Rechnungswesen und Finanzmanagement (CRF) über sein digitales Beratungstool.
Die Revolution des Finanzwesens durch Künstliche Intelligenz?
Das Finance Tool von Fincom greift auf die Finanzticker von etablierten Plattformen wie Bloomberg oder Yahoo Finance zu. Diese Integration ermöglicht es Finanzmitarbeiter*innen auf aktuelle Markttrends und Finanzinformationen zuzugreifen, ohne dabei verschiedene Quellen manuell durchsuchen zu müssen.
Das Tool soll einen ersten möglichen Anwendungsfall repräsentieren und als Ausgangspunkt für weitere Forschungsarbeiten in diesem Bereich dienen. Denn es ist nicht alles Gold was glänzt, betont Fabian Altendorfer: "Sprachverarbeitungsmodelle sind tendenziell schwächer in der Verarbeitung strukturierter Daten, die im Finanzbereich eine wichtige Rolle spielen. Wie gut die Modelle im Umgang mit internen Finanzinformationen sind, müssen Studien erst noch zeigen. ChatGPT und Co wurden mit großen Mengen Text trainiert und können diesen sehr gut ausgeben, wodurch leicht der Eindruck entstehen kann, dass diese Modelle über großes Wissen in allen denkbaren Disziplinen verfügen. Dem ist nicht so. ChatGPT versteht unsere Welt nicht und hat kein Domänenwissen, es ist nur sehr gut darin, Beziehungen zwischen Wörtern herzustellen und auszugeben." Auch die, durch die aktuelle Begeisterung immer wieder erwähnte, Universelle Künstliche Intelligenz (AGI - Artificial General Intelligence) ist jedoch ein unerreichtes Ziel der KI-Forschung, von dem wir noch sehr weit entfernt sind.
Künstliche Intelligenz in der Finanzausbildung
Dennoch werden die jetzt neu entstehenden Anwendungen für Veränderungen im Finanzbereich sorgen. Nicht alle Tätigkeiten oder Rollen erfordern tiefgehendes Domänenwissen oder Kenntnisse über die Finanzprozesse des eigenen Unternehmens. Repetitive Prozesse und Tätigkeiten werden künftig immer stärkerem Automatisierungsdruck durch ChatGPT und anderen Technologien ausgesetzt sein. Für Finanzstudierende und -expert*innen bedeutet dies, in der Aus- und Weiterbildungsplanung die richtigen Eckpfeiler zu setzen, um auch künftig gut aufgestellt zu sein. Oberösterreichische Unternehmen müssen die richtigen Anwendungsfelder für den Einsatz generativer KI wie ChatGPT finden und Mitarbeiter*innen muss das richtige Rüstzeug in die Hand gegeben werden, um positiv in die berufliche Zukunft blicken zu können. Für beides soll das vorgestellte Tool einen möglichen Ausgangspunkt bilden, wünscht sich der wissenschaftliche Mitarbeiter.
New Work durch Automatisierung in Finanzabteilungen - Dos and Don'ts wichtig
Die Integration von Large Language Modellen wie ChatGPT eröffnet Finanzmitarbeiter*innen potenziell neue Möglichkeiten bei Finanzentscheidungen und der Abfrage von Finanzinformationen. Finance Tools wie das Vorgestellte ermöglichen eine intuitive Kommunikation und fundierte Entscheidungsfindung. Es ist jedoch wichtig, neben möglicher Fallstricke bei der Auswahl des richtigen Anwendungsfalls, potenzielle Risiken von Datenmissbrauch und Datenschutz zu berücksichtigen. Finanzexpert*innen werden nach wie vor eine sehr relevante Rolle in heimischen Unternehmen einnehmen, jedoch künftig immer weniger repetitive, vergleichende oder texterstellende Aufgaben selbst ausführen.
Informationen zum Studium Controlling, Rechnungswesen und Finanzmanagement gibt's hier www.fh-ooe.at/crf
Über Fabian Altendorfer
Der Oberösterreicher aus Lembach im Mühlkreis feiert im Sommer seine Bachelorsponsion am FH OÖ Campus Steyr. Studiert hat der 28-jährige Controlling, Rechnungswesen und Finanzmanagement. Seine berufliche Karriere startete er 2010 mit einer Lehre zum Bankkaufmann in der Raiffeisenlandesbank Oberösterreich AG und schloss anschließend den Studienbefähigungslehrgang ab, bevor er im Herbst 2020 das betriebswirtschaftliche Bachelorstudium in Steyr aufnahm. Während des Studiums absolvierte er ein Auslandssemester in den USA und präsentierte Forschungsbeiträge bei wissenschaftlichen Konferenzen in Frankreich und der Schweiz.
Rückfragekontakte: Fabian Altendorfer Student und wissenschaftlicher Mitarbeiter FH OÖ Campus Steyr Studiengang Controlling, Rechnungswesen und Finanzmanagement Tel: +43 660 6547675 E-Mail: fabian.altendorfer@fh-steyr.at Mag. Susanne Halmerbauer, MBA Marketing, FH OÖ Campus Steyr Tel.: +43 664 80484 33030 E-Mail: susanne.halmerbauer@fh-steyr.at Christina Musalek, MSc Koordination F&E FH OÖ Forschungs & Entwicklungs GmbH Roseggerstraße 15 | 4600 Wels/Austria Tel.: +43 5 0804 14123 e-mail: christina.musalek@fh-ooe.at Web: www.fh-ooe.at