Klimawandel drückt vermehrt verschmutztes Flusswasser ins Trinkwasser
Durch den Klimawandel schwinden nicht nur die Grundwassermengen, sondern in dieses wichtige Trinkwasserreservoir dringt in Österreich und auf der ganzen Welt vermehrt verschmutztes Nass aus Bächen und Flüssen, berichtet ein österreichisch-deutsches Forscherteam im Fachjournal "Water Research". Man sollte deswegen "endlich den Wasserverbrauch senken" und Oberflächengewässer besser von Schadstoffen befreien, so die Forscher.
Der Grundwasserspiegel sinkt in vielen Gegenden weltweit, weil die "Neubildungsrate" durch den Klimawandel abnimmt, und für die landwirtschaftliche Bewässerung und Trinkwasserversorgung mehr entnommen wird als nachkommt, erklären die Forscher. Bisher drückte das Grundwasser an vielen Stellen nach oben und speiste Bäche und Flüsse. Nunmehr würde vermehrt Fließwasser in den Untergrund sickern und in Grundwasserreservoirs gelangen. "Als Folge dieser Druckumkehr können Schadstoffe ins unterirdische Nass eindringen", so die Forscher um Anke Uhl vom Arbeitskreis Quellen und Grundwasser der Deutschen Gesellschaft für Limnologie: "Denn in den Bächen und Flüssen fließen nicht nur Regen- und Quellwasser, sondern auch die Abläufe von Kläranlagen."
Auch Qualität des Trinkwassers leidet
"Wir reichern das Grundwasser dadurch zunehmend mit Abwasserinhaltsstoffen an - mit Resten von Medikamenten, Haushaltschemikalien, künstlichen Süßstoffen und anderen Schadstoffen", erklärt Christian Griebler vom Department für Funktionelle und Evolutionäre Ökologie der Universität Wien. Es schwindet also nicht nur die Menge des vorhandenen Trinkwassers, sondern auch dessen Güte, so die Forscher.
"Wir sehen hier eine direkte Folge des Klimawandels, wodurch unsere wichtigste Wasserressource, das Grundwasser, gefährdet ist", so Hans Jürgen Hahn von der Universität Koblenz-Landau (Deutschland) in einer Aussendung. In Deutschland wären die beeinträchtigten Regionen quer über das Bundesgebiet verteilt.
In Österreich würde sich der Grundwassermangel vor allem in jenen Regionen im Osten und Südosten verschärfen, wo es ohnehin schon Probleme gibt, erklärte Griebler der APA. Die Klimaprognosen sagen nämlich für die Südsteiermark, Kärnten, das Burgenland und das Weinviertel in Niederösterreich zukünftig weniger Niederschläge voraus, außerdem bewirken die steigenden Temperaturen eine erhöhte Verdunstung. Dadurch ist die Grundwasserbildung reduziert. "Zudem wird bei steigender Trockenheit mehr Grundwasser für die Bewässerung in der Landwirtschaft entnommen", so der Ökologe: "Intensiv bewässerte Flächen finden sich beispielsweise im südlichen Wiener Becken und im Seewinkel."
Wasser sparen hilft
Um das Problem zu entschärfen, sollte man "industriell wie privat Wasser sparen, um weniger Grundwasser fördern zu müssen", meinen die Forscher. Außerdem müsse man den Eintrag langlebiger Schadstoffe in den Wasserkreislauf drastisch reduzieren und konsequent "vierte Reinigungsstufen" in Kläranlagen einbauen. Dort werden "Spurenstoffe" herausgefiltert, also Schadstoffreste, die selbst in kleinen Mengen Wirkung zeigen, wie etwa von Medikamenten.
"Obwohl sie in den Gewässern in niedrigen Konzentrationen vorkommen, können sie Auswirkungen auf das ökologische Gleichgewicht oder die menschliche Gesundheit haben, zum Beispiel eine hormonähnliche Wirkung", heißt es im "Lagebericht 2022 - Kommunales Abwasser" des österreichischen Landwirtschaftsministeriums. Dort ist auch verzeichnet: "Nach der dritten Behandlungsstufe kommen in kommunalen Kläranlagen in Österreich nur sehr vereinzelt weitergehende Reinigungsverfahren wie Sandfiltration, Mikrofiltration oder UV-Desinfektion zur Anwendung". Verbesserung ist derzeit offensichtlich nicht vorgesehen: "Ein generelles Nachrüsten kommunaler Kläranlagen mit einer weitergehenden Abwasserreinigung wird derzeit in Österreich als nicht erforderlich und nicht zweckmäßig erachtet".
Service: Internet - Publikation: https://doi.org/10.1016/j.watres.2022.118649, Abwasser-Lagebericht: http://go.apa.at/JSdO9T0G