4Gamechangers - Magee: "Brauchen Unternehmer und Querdenker"
Seit 2017 versucht das 4Gamechangers Festival globale Zukunftsthemen und internationale Stars in Wien zu einer Veranstaltung zusammenzubringen, die auf intellektuellen Austausch ebenso setzt wie auf glanzvolle Unterhaltung. Bei der neuen Ausgabe, die vom 14. bis 16. Mai auf Einladung von ProSiebenSat.1Puls4 und ORF "Unternehmer, Influencer, Rebellen, Visionäre und bedeutende Persönlichkeiten" in der Marx Halle Wien versammelt, steht Nachhaltigkeit mehr denn je im Zentrum.
Wenn es um Innovation und Wandel geht, sind Klima- und Umweltthemen in den vergangenen Jahren immer wichtiger geworden. Nur logisch daher, dass die 17 Nachhaltigkeitsziele - Sustainable Development Goals (SDGs) -, die 2015 von allen UN-Mitgliedsstaaten angenommen wurden, auch beim 4Gamechangers Festival eine Rolle spielen werden. Mit dem US-Amerikaner Sam Hunter Magee hat man dafür einen Mann gewinnen können, der geradezu ideal Wissenschaft und Wirtschaft, Kreativität und Rationalität zu verbinden scheint. Der frühere Lehrer und Künstler verfügt über einen schillernden Lebenslauf, war "Arts administrator" am Massachusetts Institute of Technology (MIT) und ist heute "Director on Creativity and Entrepreneurship" des Lemann Programs am Harvard College.
Jugend hat genug Veränderungs-Potenzial
"Ich liebe meine Aufgabe", schwärmt Magee im Interview mit der APA. "Ich versuche Anstöße zu geben und Ansporn zu sein - für junge Leute, die Ideen haben, aber zu großen Respekt davor, ihre Umsetzung auch wirklich anzugehen. Dabei kann mithilfe von Kreativität echter social impact entstehen." Magee zählt nicht zu jenen, die der Jugend von heute ihren Willen oder ihre Fähigkeit absprechen, positiv auf die Zukunft Einfluss zu nehmen. Er habe jede Menge Gegenbeispiele - Startups, die aus den "Harvard Health Lab accelerators" entstanden sind und heute in den USA, aber auch etwa in Brasilien oder in afrikanischen Staaten erfolgreich seien.
"Detoxify ist etwa ein Unternehmen, das aus Holzabfällen einen Wasserfilter entwickelt hat, der schneller, besser und billiger ist als alles andere auf dem Markt. Community Cares ist ein in Boston ansässiges Unternehmen, das Veranstaltungen und Messen für unterversorgte Gemeinden organisiert, zu denen Vertreter des Gesundheitswesens eingeladen sind", zählt Magee auf. "Lotus ist eine von drei Studentinnen gegründeten App-basierte Gemeinschaft für Frauen, die Probleme mit der reproduktiven Gesundheit haben. Oder Vocation, ein Joint Venture zwischen dem MIT und Harvard, bei dem der Grad der Müdigkeit eines Nutzers an seinem Arbeitsplatz gemessen wird: Wann wird jemand zu müde sein, um seine Aufgaben zu erledigen?"
Das klingt nach neuem Schwung für die Wirtschaft - aber hat nicht erst die Ausbeutung aller Ressourcen durch ungebremsten Kapitalismus den Planeten in die heutige Krise gebracht? Guter Punkt, meint Magee - und hat auch für diesen Einwand nicht nur ein strahlendes Lächeln bereit: "Kapitalismus ist ein Experiment, wie wir zurechtkommen. Mit Kreativität und Einsatzbereitschaft werden wir auch in Zukunft dafür sorgen, dass dieses Experiment gelingt. Natürlich braucht der Kapitalismus Kurskorrekturen. Aber genau dafür brauchen wir Unternehmer genauso wie Querdenker."
SDGs malerisch veranschaulichen
Hört man dem Innovator und Motivator bei der begeisterten Aufzählung von Ideen, deren Saat aufgegangen ist, zu, ist man ein wenig enttäuscht, wenn er auf seinen eigenen Wien-Auftritt zu sprechen kommt und diesen mit "Paintings" beschreibt, mit denen er die 17 SDGs - die von der Bekämpfung von Armut und Hunger bis zur Sorge um das "Leben unter Wasser" reichen - anschaulich machen will. Damit will er an allen drei Festivaltagen präsent sein und mit den Besuchern ins Gespräch kommen. Freilich werde das über simple Malerei hinausgehen und auch moderne Technik miteinbeziehen, erzählt Magee schmunzelnd - und will nicht zu viel über die konkrete Umsetzung verraten.
Auf seiner Homepage erinnert seine für das 4Gamechangers Festival vorbereitete neue Kunstinstallation "Hope" allerdings stark an jenen interaktiven Auftritt für Artivive, mit dem er im Herbst in Wien präsent war: Die Arbeiten wirken wie eine bunte Mischung aus Surrealismus und Comics und verbinden Tarot-Motive des italienischen Künstlers Luigi Scapini mit Animationen von Angela Ho. Kulminieren soll sein Auftritt in einer Keynote am letzten Festivaltag (16. Mai, 12.25 Uhr), für die er sich Unterstützung auf die Bühne holen und das letzte der 17 Nachhaltigkeitsziele, die Bildung von Partnerschaften zur Umsetzung der Ziele, in den Mittelpunkt stellen will.
An möglichen Partnern fehlt es bei dieser Mischung aus Symposium, Unterhaltung, Musik und Innovationsmesse sicher nicht. Angekündigt sind etwa auch die äthiopische Rechtsanwältin und Menschenrechtsaktivistin Yetnebersh Nigussie Molla, der deutsche Autor Sebastian Fitzek, Friedensnobelpreisträger Mohamed ElBaradei, der frühere Software-Entwickler und heutiges Mitglied des Club of Rome Charly Kleissner oder die südafrikanische Schauspielerin Charlize Theron. Die Oscar-Preisträgerin setzt sich mit ihrem 2007 gegründeten Charlize Theron Africa Outreach Project für die Förderung von Gesundheit und Bildung in Afrika ein.
Service: https://4gamechangers.io; https://unric.org/en/sdg-1; www.samhuntermagee.com/sam