Computer gab bei Live-Test tiefe Einblicke in Sinfonie
Am 7. Februar spielte das Concertgebouw-Orchester in Amsterdam Richard Strauss' "Alpensinfonie". Dem lauschten aber nicht nur Menschen. Auch ein von österreichischen Forschern entwickeltes Computersystem hörte mit und folgte dem Klangkörper genau. Der Testlauf war überaus erfolgreich: Notentext und Zusatzinformationen wurden in Echtzeit auf Tablets übertragen.
Es ist eine große wissenschaftliche Herausforderung, einem Computerprogramm das Rüstzeug mitzugeben, um überhaupt Musik in einem rohen Audiosignal zu erkennen. Ein aus etwa 30 Personen bestehendes Forschungsteam um Gerhard Widmer, Professor für Computational Perception an der Universität Linz und Abteilungsleiter am Österreichischen Forschungsinstituts für Artificial Intelligence (OFAI) in Wien, hat das geschafft: Sein System kann ein Musikstück verlässlich blitzschnell erkennen, zeigt den Notentext an und folgt dem individuellen Spiel eines Einzelmusikers oder Orchesters in Echtzeit.
Vorführung in Amsterdam
Dem bisher aufwendigsten Test stellten sich die Forscher und ihr Programm nun im Rahmen einer öffentlichen Vorführung in Amsterdam. "Bei der Orchesterprobe hat gar nichts funktioniert. Die Vorführung selbst war dann sehr erfolgreich, alles hat geklappt", erklärte Widmer gegenüber APA-Science.
Auf den iPads und Android-Tablets der Zuhörer wurde die jeweils richtige Partitur-Seite und der gerade gespielte Takt angezeigt. Zusätzlich erschienen "einfache, nicht von der Musik ablenkende Sätze, die hin und wieder auftauchten, um den Zuhörer auf etwas Bestimmtes im Stück aufmerksam zu machen", so Widmer. Auch auf kompositorische Finessen oder Instrumentierungstricks, die Strauss verwendet, wurde hingewiesen. Strauss' Alpensinfonie bot sich hier besonders an, "weil sie lautmalerische Programmmusik par excellence ist" und aus 22 mit Titel überschriebenen Szenen besteht. Die Texte kamen von einem Musikwissenschafter vom Concertgebouw-Orchester.
Reichhaltigere Konzert-Erlebnisse
Der Test war Teil eines internationalen Forschungsprojekts, dessen Ziel die Entwicklung von Methoden und Technologien ist, die klassische Konzerte zu reichhaltigeren Erlebnissen für neue Publikumsschichten machen. Das sogenannte "PHENICX"-Projekt wird seitens der EU mit drei Mio. Euro finanziert.
Den Kontakt mit österreichischen Konzerthäusern wollen die Wissenschafter nach dem Test in den Niederlanden intensivieren. Gute technische Voraussetzungen für ein solches Projekt gebe es etwa im neuen Musiktheater in Linz, wo bereits Bildschirme in der Rücklehne der Vordersitze integriert sind. Auch mit der Wiener Staatsoper, die seit einiger Zeit Livestreaming von Opernaufführungen anbietet, gebe es Möglichkeiten zur Kooperation.
Service: "PHENICX"-Projekt: http://phenicx.upf.edu; Concertgebouw-Orchester: http://www.concertgebouworkest.nl/en; Video von einem Testlauf
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