Armutsgefährdung von Alleinerziehenden hat weiter zugenommen
Alleinerzieherinnen und Alleinerzieher sind stärker von Armut und sozialer Ausgrenzung betroffen und zuletzt hat sich ihre Situation weiter verschärft, zeigt eine Studie. Demnach waren 2020 in Österreich 45 Prozent der Ein-Eltern-Familien armuts- oder sozial ausgrenzungsgefährdet, im Bevölkerungsschnitt waren es 17 Prozent. Während der Anteil bei Haushalten mit Kindern insgesamt leicht zurückging, ist er bei Alleinerziehenden gestiegen.
In Österreich sind - je nach Erhebungsform - zwischen zehn und 20 Prozent der Familien Ein-Eltern-Haushalte. Karin Heitzmann von der Wiener Wirtschaftsuniversität (WU) hat anhand der aktuellsten EU-SILC-Daten berechnet, wie sich Armutsgefährdung und soziale Ausgrenzung dieser Gruppe von 2008-2010 bis 2017-2019 entwickelt hat. Das Ergebnis ihrer Studie, die sie bei einem Online-Pressegespräch von "Diskurs. Das Wissenschaftsnetz" vorgestellt hat: Während der Anteil an Armuts- und Ausgrenzungsgefährdeten in der Gesamtbevölkerung de facto stagniert hat (2008-2010: 19 Prozent, 2017-2019: 18 Prozent) und bei den Haushalten mit Kindern insgesamt leicht zurückgegangen ist (von 20 auf 17 Prozent), gab es bei den Ein-Eltern-Haushalten einen Zuwachs von 40 auf 46 Prozent.
Das wirke sich vor allem für die Biografie der davon betroffenen Kinder stark nachteilig aus - "ein höchst relevantes, aber wenig beachtetes gesellschaftliches Problem", wie in der Presseunterlage gewarnt wird. Als Gründe für die zunehmende Armutsgefährdung von Ein-Eltern-Familien macht Sozialwissenschafterin Heitzmann aus, dass im Zeitverlauf weniger Alleinerziehende ganzjährig vollzeiterwerbstätig waren (Rückgang von 39 auf 31 Prozent) und es gleichzeitig mehr Alleinerziehende mit nicht-österreichischer Staatsbürgerschaft gab (Anstieg von elf auf 23 Prozent). Beide Faktoren sind mit einem höheren Armuts- und Ausgrenzungsrisiko verbunden.
Um gegenzusteuern, bräuchte es laut Studie ein Gesamtpaket bestehend aus Maßnahmen, um das Einkommen von Ein-Eltern-Haushalten zu erhöhen (etwa höhere Absetzbeträge oder Negativsteuern bei geringem Erwerbseinkommen, höhere soziale Transferleistungen, höhere Unterhaltsvorschüsse), sowie "passgenaue Regulierungen" und Sach- und Dienstleistungen v.a. in der Familien-, Gesundheits-, Arbeitsmarkt- und Wohnungspolitik.