Datenbank über geologische Störungen in Europa online
Wissenschafter haben eine Datenbank über geologische Störungen in Europa erarbeitet, die seit kurzem online ist. Das System bietet nicht nur Experten über Ländergrenzen hinweg harmonisierte Informationen über Verwerfungen im Untergrund, sondern erlaubt auch Laien die Suche nach dem Verlauf einzelner Störungen und Zusammenhänge zwischen diesen. Die Datenbank basiert auf einer von der Geologischen Bundesanstalt (GBA) für Österreich entwickelten Struktur.
Störungen im Untergrund sind allgegenwärtig. "Es handelt sich dabei um geologische Flächen, an denen sich Gesteinsblöcke aneinander vorbeibewegt haben - also tektonische Vorgänge, die in der Erdgeschichte ständig und überall passieren", erklärte Esther Hintersberger von der GBA gegenüber der APA. Solche Verwerfungen können nicht nur die Quelle von Erdbeben sein. Sie müssen auch für alle Aktivitäten im Untergrund berücksichtigt werden, vom Tunnelbau über die Erzeugung geothermischer Energie bis zur Gewinnung von Grundwasser, und können Gefahren - etwa Wassereinbrüche oder induzierte Erdbeben - darstellen, die durch nahe gelegene unterirdische Aktivitäten ausgelöst werden. Zudem sind viele Störungen nach wie vor in Bewegung, in Österreich etwa im Ennstal, im Lavanttal oder im Inntal, aber auch im Wiener Becken.
Über Landesgrenzen hinweg
Im Rahmen des GeoERA-Projekts HIKE ("Hazard and Impact Knowledge for Europe") haben zahlreiche geologische Dienste und Forschungseinrichtungen aus europäischen Ländern zusammengearbeitet, - aus Österreich war die GBA beteiligt. "Störungen hören ja selten an einer Landesgrenze auf, doch die nationalen geologischen Dienste sind üblicherweise nur für ihr Landesgebiet zuständig und entsprechend enden geologische Karten meistens auch an den Grenzen", sagte Hintersberger. Zudem gebe es in vielen Ländern unterschiedliche Herangehensweisen, wie Störungen beschrieben werden. Und Risiken würden meist nur im Rahmen lokaler Projekte bewertet.
Ziel des Vorhabens sei es deshalb gewesen, die vorhandenen Daten der beteiligten europäischen Länder zu harmonisieren, gemeinsam darzustellen und zu vernetzen, und auch ein gemeinsames Vokabular dafür zu entwickeln. Letzteres erlaubt auch die gezielte Suche nach bestimmten Störzonen bzw. nach den jeweiligen Verwerfungen eines Landes.
Suche deutlich vereinfacht
So kann man nun beispielsweise grenzüberschreitend eine Verwerfung verfolgen, die in Österreich Lavanttal-Störung und in Slowenien Labot-Störung heißt. Beim Klick auf eine in der Datenbank verzeichnete Störung erhält man strukturierte Informationen u.a. darüber, aus welcher Richtung sie einfällt und wie sie verläuft, ihre Bewegung, die Größe des Versatzes und wann sie zuletzt aktiv war. Zudem können auch Zusammenhänge zwischen einzelnen Störungen und Infos zum jeweiligen gesamten Störungssystem dargestellt werden.
Das Informationssystem soll nicht nur geologischen Diensten und Forschungseinrichtungen bei der Gefahren- und Risikobewertung unterstützen. "Auch interessierte Laien können sich auf der Karte über die Lage von Störungen informieren - eine Frage, die uns etwa nach Erdbeben immer wieder gestellt wird", so Hintersberger.
Service: https://geoera.eu/projects/hike10/faultdatabase/