Klima-Glossar: CO2-Zertifikate
CO2-Zertifikate sind Instrumente, um den Treibhausgas-Ausstoß zu bewirtschaften - mit dem Ziel, diesen zu reduzieren. Unternehmen können sich freiwillig für die Zertifikate entscheiden oder werden gesetzlich dazu verpflichtet. Letzteres betrifft jene Unternehmen, die sehr viel CO2 ausstoßen, wie Strom- und Wärmeproduzenten und Industrieanlagen, wie etwa Stahlwerke, Raffinerien oder Zementwerke.
Europaweit sind es laut Europäischer Umweltagentur im Jahr 2020 rund 12.300, in Österreich um die 200 Firmen, die von dieser Verpflichtung betroffen sind. Die Top-3-Unternehmen mit den meisten CO2-Emissionen in Österreich sind laut Agentur die Voestalpine, OMV und Wien Energie.
Ob nun freiwillige oder unfreiwillige Klimakompensation, Unternehmen, die gleichen hier durch den Kauf von CO2-Zertifikaten jeweils ihre "Klimasünden" aus und können sich dann als "klimaneutral" vermarkten. Dabei entspricht ein Zertifikat einer Tonne CO2. Das Geld, das für die Zertifikate gezahlt wird, fließt oft in Projekte, in deren Rahmen CO2 wiederum reduziert wird. Solche projektgebundenen Zertifikate verfallen mit dem Kauf, sie werden "stillgelegt" und können deshalb nicht weiter gehandelt werden.
Im Falle der gesetzlich verpflichtenden CO2-Kompensation im Rahmen des EU-Emissionshandelssystems (EU-EHS) werden CO2-Zertifikate hingegen wie Wertpapiere EU-weit gehandelt, man spricht von Emissionshandel. Dieser wurde 2005 eingeführt und deckt rund 40 Prozent des Treibhausgasausstoßes in der EU ab. EU-Mitgliedsländer verfügen je nach Größe über ein bestimmtes Kontingent an Zertifikaten, die sie an ihre Unternehmen vergeben können - sie tun das teilweise kostenlos, teilweise über Versteigerungen.
Ein Zertifikat bedeutet ein Emissionsrecht. Stößt ein Unternehmen mehr CO2 aus, als ihm durch seine durch die CO2-Zertifikate erworbenen Rechte zusteht, muss es Strafen zahlen oder zusätzliche Zertifikate kaufen. Durch Angebot und Nachfrage entsteht ein Preis für die Emissionsrechte. Dieser liegt aktuell bei über 60 Euro pro Tonne.
Diesen Preis ist für viele Klimaschutz-Expertinnen und -Experten zu gering, so empfahl etwas die Initiative "Scientists for Future" für 2030 einen Emissionshandels-Preiskorridor von 70 bis 450 Euro pro Tonne CO2. Das "Climate Change Center Austria" verwies in einer Stellungnahme im Oktober 2021 darauf, dass "die großen Risiken des Klimawandels und das Ziel Klimaneutralität 2040" wohl noch viel höhere Mindestpreise verlangen würden.