Zahnsteinmikroben zeigen Landwirtschafts-Ausbreitung in Europa
Im Zahnstein menschlicher Überreste ist das Erbgut von Mundmikroben der Steinzeitleute konserviert. Es dokumentiert die Ausbreitung der Landwirtschaft im Süden Europas, berichtet ein Forscherteam mit österreichischer Beteiligung. Mundhöhlenbakterienlinien der Bauern aus dem Nahen Osten ersetzten jene der hiesigen Jäger und Sammler. Am weitesten verbreitet in den Mundhöhlen der Menschen waren damals "Anaerolineaceae"-Bakterien, so die Forscher in der Fachzeitschrift "Pnas".
Mit den Steinzeitbauern, die von der Levante über den Balkan und entlang des Mittelmeeres nach Europa wanderten, kamen auch andere Anaerolineaceae-Linien aus dem Nahen Osten ins Abendland und verteilten sich hier, berichten die Forscher um Claudio Ottoni von der Universität Rom (Italien). An der Studie wirkten auch Forscher des Departments für Evolutionäre Anthropologie der Universität Wien mit. Ansonsten änderte sich die Mundflora der Menschen beim Übergang vom Jäger- und Sammler-Dasein zur Landwirtschaft recht wenig, erklären sie. Die Steinzeitleute haben in Europa demnach ihre Ernährung wohl eher gemächlich umgestellt.
Anaerolineaceaebakterien-Erbgut gibt es auch in den Zahnsteinen heute lebender Menschen, so die Wissenschafter. Es ist dort aber viel spärlicher zu finden als bei den steinzeitlichen Europäern. Später in der Geschichte hat sich das Mundhöhlenmikrobentum demnach stärker verändert, als bei der Einführung der Landwirtschaft.
Service: https://dx.doi.org/10.1073/pnas.2102116118