Wasserwiederverwertung – auch zur Entlastung von Gewässern
Wasserwiederverwertung (water reuse) wird in Zukunft vermehrt notwendig sein, weil die Klimakrise häufiger Trockenperioden bringt. Dadurch würden die Seen, Bäche und Flüsse sowie das Grundwasser als wertvolle Ressourcen geschont und teilweise wieder aufgefüllt, erklären Experten gegenüber APA-Science.
Technisch ist Wasserwiederverwertung kein Problem, aber ökonomisch und ökologisch meist (noch) nicht überall sinnvoll. „In der Wissenschaft ist das Thema schon vollkommen auf dem Radar“, sagt Günter Blöschl vom Institut für Wasserbau und Ingenieurhydrologie der Technischen Universität (TU) Wien. Viele österreichische Forscher sind an Projekten auf der ganzen Welt beteiligt. Das dort gewonnene Wissen und die Techniken könnte man auch in der Alpenrepublik einsetzen.
Reinigung ist ein Muss
„Abwässer können genutzt werden, aber erst nach einer gründlichen Reinigung“, erklärt Helmut Habersack vom Institut für Wasserbau, Hydraulik und Fließgewässerforschung (IWA) der Universität für Bodenkultur (Boku) Wien: „Ungereinigt haben sie in Seen und Fließgewässern nichts zu suchen, und im Grundwasser schon gar nicht“. In Österreich sei es demnach zurecht verboten, mit Abwässern etwa landwirtschaftliche Flächen zu bewässern, und man darf es nur nach der Aufreinigung durch eine Kläranlage beispielsweise in die Donau einleiten.
„Natürlich spielt die Größe der Gewässer eine Rolle, denn bei größeren Flüssen werden übrig gebliebene Verunreinigungen stärker verdünnt, als bei einem kleinen Bach“, erklärt er. Doch selbst nach den üblichen Reinigungsschritten sind in Abwässern noch Substanzen, die nicht in einen Fluss, See und ins Grundwasser gehören, zum Beispiel Hormone und Medikamentenrückstände aus dem menschlichen Urin, die in Kläranlagen derzeit nicht herausgefiltert werden. „Sie können etwa die Fruchtbarkeit von Fischen und anderen Wasserbewohnern beeinträchtigen“, sagt Habersack.
Wasserbau-Großlabor in Wien
Jüngst öffnete das neue Wasserbaulabor der Boku offiziell seine Schleusen. Am Brigittenauer Sporn, zwischen Donau und Donaukanal, sind in einem großen Neubau nun maßstabs- und naturgetreu Gewässer- und Strömungsexperimente mit weltweit einzigartigen Durchflüssen von 10.000 Liter pro Sekunde ohne Pumpen möglich.
Der Klimawandel bringt mit den höheren Temperaturen mehr Verdunstung. Gleichzeitig kann es über längere Zeiträume weniger Niederschläge geben. Auch Rückgänge bei der Gletscherspende, also von Gletschern im Sommer abgegebene Schmelzwasser, werden den künftigen Wasserhaushalt prägen. Im neuen Wasserbaulabor steht u.a. die Dürreproblematik in Flüssen wie auch Hochwasserschutz und Rückbau von Flüssen unter Einfluss des Klimawandels und der Landnutzungsänderung im Zentrum des Betriebes.
Auch ein integriertes Hochwasserrisikomanagement könnte in Dürrezeiten helfen: Durch den Erhalt und die Verbesserung von Überflutungsflächen – und damit die Verhinderung einer weiteren Bodenversiegelung – könnte man Wasser für die Grundwassererneuerung zurückhalten und in Trockenzeiten wieder zur Verfügung stellen. „Hier kann man sehr schön versuchen, Win-Win-Lösungen zu entwickeln – zu Hochwasserschutz, Dürrebekämpfung und Schutz von Biodiversität.“ Ein entsprechend groß angelegtes EU-Projekt namens „DANUBE4all“ begann im Jänner 2023 und verfolgt über die nächsten fünf Jahre das Ziel, „erstmals einen Donaurückbauaktionsplan unter Einbeziehung der Bevölkerung zu entwickeln“, so Projektkoordinator Helmut Habersack, der auch wissenschaftlicher Leiter des Wasserbaulabors ist.
Vieles ist möglich und manches teuer
„Technisch ist es vollkommen unproblematisch, Wasser so zu reinigen und wieder aufzubereiten, dass man eine Qualität erreicht, die sowohl chemisch wie bakteriologisch absolut unbedenklich ist“, erklärt Blöschl: „Dies wird derzeit aber nur in größerem Maßstab in Regionen gemacht, wo das Wasser wirklich superknapp und daher der Leidensdruck entsprechend groß ist“.
Nur wenige der betroffenen Regionen könnten sich eine aufwendige Aufreinigung überhaupt ökonomisch leisten, wie etwa Israel und Singapur. Für viele andere sehr trockene Gebiete ist sie einfach zu teuer.