Treibhausgase – Mengen und Trends in Österreich
Österreich ist mit seinem Ausstoß an Treibhausgasen am globalen Temperaturanstieg beteiligt. Sie stammen hierzulande genauso wie weltweit vorwiegend aus der Verbrennung fossiler Energieträger, vulgo Erdöl, Erdgas und Kohle. „Natürliche“ Ursachen für die rasante Klimaerwärmung schließen die Wissenschafter mittlerweile fast komplett aus.
Bereits heute liegt der mittlere globale Temperaturanstieg rund 1,2 Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau und die Jahre 2014 bis 2020 waren die wärmsten der menschlichen Messgeschichte. In Österreich war der Temperaturanstieg bislang sogar doppelt so hoch wie im globalen Mittel. Das wird laut Modellen weiterhin so sein. Der 2-Grad Anstieg ist demnach in Österreich schon Realität.
Klimaschutzbericht 2021
Laut Klimaschutzbericht 2021 wurden in Österreich im Jahr 2019 79,8 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent ausgestoßen. Das waren 1,5 Prozent mehr als im Jahr davor. Die Hauptverursacher sind: Energie und Industrie: 43,8 Prozent, Verkehr: 30,1 Prozent, Landwirtschaft: 10,2 Prozent und Gebäude: 10,2 Prozent. Der Rest entfällt auf
Positiv zu vermelden hat der Bericht: Die Emissionen der öffentlichen Kraft- und Fernwärmewerke sind seit 1990 um 43,4 Prozent zurückgegangen, vor allem, weil dort statt Kohle und Öl vermehrt Gas und erneuerbare Energieträger genutzt werden. Im Gebäudesektor sind die Emissionen seit 1990 um 36,8 Prozent gesunken. „Das ist vor allem auf Maßnahmen im Bereich der thermischen Sanierung, auf den steigenden Anteil von erneuerbaren Energieträgern, die Erneuerung von Heizungsanlagen und den höheren Anteil von Fernwärme zurückzuführen“, heißt es im Bericht. Sie sind dadurch im Vergleich zu den Klimazielen „auf Schiene“. Allerdings wurden hier in den jüngsten Jahren keine Verbesserungen mehr verzeichnet. Steigende Zahlen von Hauptwohnsitzen und größere Wohnflächen pro Einwohner mindern die Einsparungen. Auch die Emissionen aus der Abfallwirtschaft haben um 44,9 Prozent abgenommen und liegen ein Fünftel unter den Zielvorgaben. Die Energie- und Industrie-Emissionen sind um 3,9 Prozent geringer als 1990.
In der Landwirtschaft sind die Emissionen ebenfalls gesunken, nämlich um 14,3 Prozent. Sie liegt aber noch knapp über den Klimaschutzgesetz-Vorgaben. Zunächst gab es hier größere Einsparungen durch abnehmenden Viehbestand. Dieser stabilisierte sich jedoch ab etwa 2005 und damit auch die Treibhausgasemissionen.
In der Landnutzung wurde 1990 bis 2019 mehr aufgenommen als abgegeben, das heißt, sie ist eine „Netto-Senke“. Und zwar in allen sieben Hauptkategorien: Wald, Acker, Grünland, Feuchtgebiete, Siedlungsraum, sonstiges Land und Holzprodukte. Sie schluckten vier bis 19,7 Millionen Tonnen pro Jahr.
Sorgenkind Verkehr
Negativ ist: Die Emissionen aus dem Verkehr haben seit 1990 trotz immer strengerer Abgasnormen und modernerer Technik um 74,4 Prozent zugenommen. Sie steigen seit 2013 kontinuierlich, nachdem sie zwischen 2005 und 2012 sanken. Biokraftstoffe könnten die Emissionen verringern, doch wegen der billigen Preise von „klassischen“ Benzin und Diesel werden sie aktuell nur in sehr geringem Maße beigemischt. Im Sektor Verkehr wurden die Zielwerte deutlich (um 2,2 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent gegenüber dem Zielwert 2019) überschritten. Im Sektor Landwirtschaft wurden sie knapp verfehlt. Eine Übererfüllung gab es bei Industrie/Energie (1,2 Millionen), Abfallwirtschaft (0,5 Millionen) und auch minimal im Gebäudesektor.
Der Weg zum Netto-Null
Sämtliche Industriestaaten, also auch Österreich, müssen bis Mitte des Jahrhunderts (also innerhalb der kommenden drei Jahrzehnte) fast komplett auf fossile Energieträger verzichten und „Netto-Null-Emissionen“ schaffen, um das Klimaziel von Paris zu erreichen. Die Reduktionsvorhaben sind laut Klimaschutzbericht dafür aber zu schwach und würden das Klima im Durchschnitt um mehr als 3 Grad anstatt der anvisierten 1,5 bis 2 Grad Celsius anheizen.
Mit bestehenden Maßnahmen würden im besten Fall 17 Prozent weniger Treibhausgasemissionen bis 2050 erreicht. Auch mit den schon zusätzlich anlaufenden Maßnahmen wären nur 28 Prozent Rückgang möglich, deshalb bräuchte es weitere Anstrengungen, wie „die Ökologisierung des Steuer-, Anreiz- und Abgabensystems“, so die Autorinnen und Autoren des Klimaschutzberichtes: „Wichtig ist auch eine jeweils rasche und ambitionierte Beschlussfassung und Umsetzung“.
Das Budget ist schon zu einem Drittel aufgebraucht
Das Kohlenstoffbudget ist jene Menge an CO2-Emissionen aus anthropogenen Quellen, welche noch freigesetzt werden kann, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen. Für Österreich hat das Wegener Center für Klima und Globalen Wandel der Universität Graz berechnet, dass es 1.000 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent von 2017 bis 2050 beträgt. 314 davon wurden bereits bis 2020 verbraucht, fast ein Drittel wurde also innerhalb von drei Jahren „verschleudert“.
Die Konsum-basierten Emissionen lagen 1997 bis 2011 um 50 bis 60 Prozent über den Produktions-basierten. Das heißt: Die Österreicherinnen und Österreicher kaufen Sachen zu, die anderswo CO2-Emissionen verursacht haben, zum Beispiel Kohlestrom, Kraftfahrzeuge, Baumaterial und Waren des Gesundheitsbereichs. Auch das Konsumverhalten müsste sich demnach in Österreich ändern, um die tatsächlichen CO2-Emissionen zu senken.
Emissionen der Bundesländer
2018 betrugen die Treibhausgasemissionen in Oberösterreich 27 Prozent, Niederösterreich 23 Prozent, Steiermark 17 Prozent, Wien 11 Prozent, Tirol und Kärnten je 6 Prozent, Salzburg 5 Prozent, Vorarlberg 3 Prozent, Burgenland 2 Prozent.
Österreich im EU-Vergleich:
Pro Kopf betrugen 2019 die Treibhausgas-Emissionen in den EU-27 Staaten durchschnittlich 8,1 Prozent. In Österreich lagen sie mit 9 Tonnen leicht über dem Mittelwert.
Österreich im globalen Vergleich:
2018 lagen die Pro-Kopf-CO2-Emissionen in Österreich mit 8 Tonnen deutlich über dem globalen Durchschnitt von 4,9 Tonnen. Deutschland hat damals zum Vergleich9,1 Tonnen, China 7,9 und die USA 16 Tonnen.
Die wichtigsten Treibhausgase
Treibhausgase wie Kohlenstoffdioxid (CO2), Methan (CH4) und Stickstoffdioxid (N2O) absorbieren die langwellige infrarote Wärmestrahlung, die von der Erdoberfläche ausgesendet, und ansonsten in den Weltraum abgestrahlt würde.
CO2/Kohlendioxid
Ein Treibhausgas, das ca. 120 Jahre in der Atmosphäre bleibt. Trägt 60% zur globalen Erwärmung bei und entsteht vor allem, wenn man fossile Brennstoffe verbrennt.
Fluorierte Treibhausgase (F-Gase)
Diese Treibhausgase kommen im Gegensatz zu Kohlendioxid, Methan und Lachgas nicht in der Natur vor. Sie werden künstlich hergestellt und sind zum Beispiel in Kältemitteln, Feuerlöschern und Dämmstoffen enthalten und werden bei der Halbleiterproduktion frei.
Lachgas
Ein Gas mit dem 298-fachen Treibhauspotential von CO2, das im Schnitt 114 Jahre in der Atmosphäre bleibt. Trägt 5-6% zur globalen Erwärmung bei und entsteht vor allem in der Landwirtschaft.
Methan
Ein Gas mit dem 25-fachen Treibhauspotential von CO2, bleibt 9-15 Jahre in der Luft. Stammt in gleichen Teilen aus Landwirtschaft und Industrie, und trägt 20% zur globalen Erwärmung bei.