apa.at
Mehr zum Thema / Stefan Thaler / Montag 04.08.25

Was ist…?

Plastikflaschen in der Landschaft und im Meer sind ein bekanntes Motiv. Aber woher stammt Mikroplastik tatsächlich? Wie gefährlich ist das Material und wo wird es inzwischen überall gefunden?
APA (AFP) Mikroplastik wirft viele Fragen auf

…Mikroplastik?

Nach einer gängigen Definition werden Kunststoffteilchen, die kleiner als fünf Millimeter sind, als Mikroplastik bezeichnet. Sie bestehen aus unterschiedlichen Polymeren und Zusatzstoffen, sogenannten Additiven. Bei einer Größe von 0,001 Millimetern oder weniger spricht man von Nanoplastik. Es gibt aber auch andere Definitionen.

…der Unterschied zwischen Plastik und Kunststoff?

Umgangssprachlich werden die Begriffe synonym verwendet, wobei Kunststoff der Überbegriff ist und sich Plastik eigentlich vom Wortstamm her auf bestimmte Kunststoffe, wie Duroplaste und Thermoplaste, bezieht und damit eigentlich Elastomere wie „Gummi“ exkludiert.

…das Attraktive an Kunststoffen?

Kunststoff ist ein vielseitiger Werkstoff: günstig, leicht, beliebig formbar, gleichzeitig kann er fest und beständig sein. Holz, Glas oder Metall sind im Vergleich nicht so vielfältig einsetzbar und wurden deshalb oft von Plastik ersetzt. Auch die moderne Medizin wäre heutzutage ohne Kunststoffe kaum möglich.

…mit der Abbaubarkeit von Plastik?

Abhängig vom konkreten Material, den Umweltbedingungen und der Größe der Produkte sind Kunststoffe sehr langlebig. Klassische Zigarettenstummel verrotten nach ein paar Jahren. PET-Flaschen oder Windeln überdauern viele Jahrhunderte. Einer der Stoffe, der am schlechtesten abgebaut wird, konkret kann das mehrere Tausend Jahre dauern, ist Styropor. Andererseits gibt es auch kompostierbare oder bioabbaubare Kunststoffe, die sich deutlich schneller zersetzen.

…die Hauptquelle für Mikroplastik?

Hier gibt es nur Schätzungen und Hochrechnungen. Zum Teil wird Reifenabrieb als größte Quelle genannt, laut Zahlen, die im Auftrag der EU-Kommission erhoben wurden, stehen inzwischen Farben, Lacke und Anstriche an erster Stelle. Auch der Abrieb von Textilien, Verpackungen sowie die Verluste von Kunststoffpellets gelten als massive Verschmutzer.

…das Risiko für den Menschen?

Im Blut, in Organen bis hin zum Gehirn wurden bereits Plastikpartikel gefunden. Diese enthalten viele Chemikalien, wobei einige davon nachweislich schädlich für die menschliche Gesundheit sind. Zudem können auf den Oberflächen der Partikel zum Beispiel auch Schadstoffe oder Krankheitserreger anreichern. Es gibt noch keinen Nachweis für einen kausalen Zusammenhang mit bestimmten Krankheitsbildern, aber zunehmend Hinweise von negativen Effekten wie z.B. Entzündungsreaktionen, die langfristig den Organismus schädigen und schwächen können.

…das Risiko für die Umwelt?

Mikroplastik ist im Meer, in Oberflächengewässern und Tiefseesedimenten ebenso zu finden wie auf landwirtschaftlich genutzten Flächen, den Bergen und in diversen Organismen. Die Auswirkungen sind aber ebenfalls noch kaum erforscht. Letztendlich können die Partikel auch von Meerestieren aufgenommen oder über Salat und Co. in die Nahrungskette gelangen.

…der Unterschied zwischen primärem und sekundärem Mikroplastik?

Primäre Mikropartikel werden gezielt für den Gebrauch, etwa in Kosmetika oder Waschmitteln, produziert. Sekundäre Mikropartikel entstehen quasi „natürlich“ durch Alterungs- und Zerfallsprozesse von Kunststoffen und stellen den größten Teil des Mikroplastik dar.

…der ungewöhnlichste Ort, wo Mikroplastik gefunden wurde?

Das ist kaum zu beantworten, da Mikroplastik inzwischen praktisch überall nachweisbar ist – vom Meeresgrund über Ackerflächen bis zu den Berggipfeln. Partikel im Magen-Darm-Trakt von freilaufenden Feldhasen oder beim Menschen in der Plazenta haben in mittlerweile über 10 Jahren Forschung dazu am Umweltbundesamt dann aber doch überrascht. Denn lange Zeit war unklar, ob Mikroplastik mit dem Blut in die Plazenta oder in andere Organe gelangen kann.

Quelle: Umweltbundesamt

Stichwörter