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Mehr zum Thema / Stefan Thaler / Montag 04.08.25

Wie vermeiden?

Ein Leben ohne Kunststoffe ist kaum mehr vorstellbar. Dadurch nimmt aber auch der Kontakt mit Mikroplastik zu. Was kann dagegen gemacht und wie kann die Aufnahme solcher Teilchen vermindert werden?
APA (Gindl) Über mögliche Langzeitfolgen ist noch wenig bekannt

„Grundsätzlich macht es natürlich Sinn, dass man einfach das Plastik in seinem Lebensumfeld reduziert, wenn man seine Exposition reduzieren will“, erklärt Helene Walch vom Umweltbundesamt im Gespräch mit APA-Science. Ein Ansatz im Wohnbereich sei, synthetische Wohntextilien und Kleidung durch natürliche Materialien zu ersetzen. In der Küche wiederum könnten so manche Utensilien gegen ein Pendant aus Metall oder Holz getauscht werden.

Bei Getränken macht man in Österreich mit Leitungswasser in Glas oder Metall gefüllt grundsätzlich nichts falsch. Laut der Expertin ist bei abgefüllten Produkten nicht auszuschließen, dass ein Eintrag stattfindet. Auch Wasser aus Glasflaschen könne fallweise deutlich mehr Plastikteilchen enthalten. „Wenn bei Mehrwegflaschen zum Beispiel im Waschprozess Einträge stattfinden oder Waschwässer zu lange im Kreislauf geführt werden, dann kann sich natürlich am Ende auch etwas im Getränk wiederfinden“, so Walch. Gleichzeitig bietet ein funktionierendes Mehrwegsystem erhebliche ökologische Vorteile – durch reduzierte Abfallmengen und geringeren Energie- und Rohstoffverbrauch.

Verzicht auf Plastik-Teebeutel

Decke ein Mensch seinen Wasserbedarf nur aus Plastikflaschen, könne er mehr als 20-mal so viele Teilchen aufnehmen wie einer, der nur Leitungswasser nutze, schrieben Forscher vor kurzem im Journal „Brain Medicine“ in einem Kommentar zu mehreren vorangegangenen Studien. Eine weitere Quelle für Mikro- und Nanoplastik seien Plastik-Teebeutel. Das Ziehenlassen eines Kunststoffteebeutels bei 95 Grad könne erhebliche Mengen davon freisetzen.

Eine Untersuchung des Umweltbundesamtes im Auftrag der Arbeiterkammer Salzburg hat erst kürzlich Kunststoff-Partikel unterschiedlicher Art in zahlreichen Softdrinks gefunden. Plastikverschlüsse auf Glasflaschen würden zu einem höheren Abrieb neigen, und mitunter seien Dosen innen auch mit Kunststoff beschichtet. Eine weitere Studie ergab, wenig verarbeitete Lebensmittel vorzuziehen, da bei hoch verarbeiteten Produkten während der Herstellung wesentlich mehr potenzielle Eintragungspfade für Mikroplastik bestehen.

„Grundsätzlich macht es natürlich Sinn, dass man einfach das Plastik in seinem Lebensumfeld reduziert, wenn man seine Exposition reduzieren will.“ Helene Walch vom Umweltbundesamt

Plastik und Wärme keine gute Kombination

Generell sollten Lebensmittel vor dem Erwärmen (etwa in der Mikrowelle) aus Plastikbehältern entfernt werden. Geraten wird zur Verwendung von Glasbehältern. Auch Kaffeekapseln aus Plastik, Mixen in Plastikschüsseln, Plastikschneidbretter, Plastikmahlwerke bei Gewürzen und generell Einwegplastikflaschen sollten vermieden werden. Auch das häufige Verzehren von filtrierenden Tieren, wie Muscheln und Garnelen, kann eine erhöhte Mikroplastik-Aufnahme mit sich bringen.

Wo sehr einfach angesetzt werden könnte, seien aktiv zugesetzte Mikroplastikpartikel, wie man sie in Kosmetika und Körperpflegeprodukten findet, etwa in Peelings, oder auch in Reinigungsmitteln. Das werde auch auf den Verpackungen gekennzeichnet, so Walch. Wenn man zu anderen Produkten greife, könnte zudem gleich nicht in Plastik verpackte Ware gekauft werden, etwa Seifenstücke in Kartonschachteln.

Bei allen Empfehlungen gilt allerdings weiter: Über die möglichen Langzeitfolgen ist noch wenig bekannt. Expertinnen und Experten plädieren dennoch dafür, den Mikroplastikeintrag möglichst zu reduzieren.

Service: Einschlägige Studien und Kommentar: https://dx.doi.org/10.61373/bm025c.0020, https://dx.doi.org/10.1126/sciadv.adr8243, https://doi.org/10.1021/acs.est.9b01517, https://doi.org/10.3390/ijerph19095283, https://doi.org/10.1021/acs.est.9b02540, https://doi.org/10.1021/acs.est.3c01942

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