Kristall-Schau im NHM - Vom Salz in der Suppe bis zum Katzenstreu
Kristalle sind aus unserem Alltag nicht wegzudenken. "Obwohl sie so wichtig sind, wie das Salz in der Suppe, werden sie oft übergangen", sagte Vera Hammer zur APA. Sie hat die neugestaltete Dauerausstellung "Welt der Kristalle" im Naturhistorischen Museum (NHM) Wien kuratiert, wo man ab Mittwoch (14. Juni) Minerale aus der Sammlung des Hauses am Ring bewundern kann. "Das sind die Materialien der Zukunft", so die Kuratorin.
"Der Anblick einer sinnvollen Ordnung wirkt erquickend auf Augen und Geist." Mit diesem Zitat des amerikanischen Dichters Edgar Allen Poe eröffnete Katrin Vohland, Generaldirektorin des NHM Wien, am Dienstag die Pressekonferenz. Denn in den renovierten und neugeordneten Vitrinen des Naturhistorischen Museums funkelt es förmlich. Braunschwarzer Rauchquarz, glasklarer Bergkristall, rosafarbener Calcit oder grün schwimmender Fluorit. Die geologische Geschichte der Erde hat im Lauf der Zeit fast alle chemischen Elemente zu allen möglichen Mineralen geformt. Kristalle sind nicht nur schön anzuschauen, sie sind ein großer Bestandteil unseres Körpers und Lebens.
Aus dem Alltag nicht wegzudenken
"Es gibt keinen Bereich unseres heutigen Alltags, in dem Kristalle nicht vorkommen", so Hammer. "Deshalb ist es auch so schade, dass sie ganz aus dem Unterricht und den Lehrplänen verschwunden sind. Denken Sie an unsere Knochen und unsere Zähne", sagte die Sammlungsleiterin der Mineralien- und Edelsteinsammlung am NHM. Zeolithe verwenden all jene, die einen Geschirrspüler zu Hause haben. Es wird aber auch für Katzenstreu und Düngemittel verwendet.
In der Ausstellung im Saal 1 werden optische Phänomene wie Doppelbrechung im Calcit, Dispersion des Lichtes an einem Edelstein und das Schillern des Opals ebenso erklärt, wie das Kristallwachstum. Eine ganze Wandvitrine ist dem Kohlenstoff gewidmet. Seine vielfältigen Verbindungen bauen Zellen, Proteine und die DNA auf. Graphit zum Beispiel brauchen wir für Batterien. Fullerene werden in Anti-Aging-Cremes und in der Solartechnik verwendet. Carbon Nanotubes sind winzige Röhren aus Kohlenstoff, die sehr "stark im Kommen sind", betonte die Kuratorin, weil "man sie mit Kunststofffasern verstärken kann".
Smartphone besteht zu 85 Prozent aus Kristallen
Jede moderne Elektronik, ob im Haushaltsgerät, im Smartphone, in der Energieversorgung oder in Fahrzeugen basiert heute wesentlich auf der Verwendung von Silizium-Kristallen. "Das Smartphone besteht zu 85 bis 90 Prozent aus Kristallen", so die Kuratorin. Hämatit ist ein natürlicher Rostschutz, der in seiner natürlichen Form auch in Österreich vorkommt. "Die Ausstellung ist vielleicht nicht hochwissenschaftlich, aber vielleicht rütteln wir auch die Politiker wach, denn dies sind sehr wichtige Rohstoffe, an denen wir arbeiten müssen."
In der Ausstellung gibt es eine neue Medienstation, die das Periodensystem "erlebbar" macht. Eine andere Station macht es möglich, bestimmte Mineralien in den Sälen 1 bis 4 zu finden. Der Film "Cosmic Eye" zoomt durch alle bekannten Größenordnungen des Universums, von der DNA des Menschen bis zu den gigantischen Weiten des Kosmos. Es gibt auch zwei neue, tiefer gelegte Vitrinen für die kleineren Gäste, die "Bodenrutscher-Fraktion", wie die Kuratorin sie liebevoll nennt: eine "Alpine Kluft" und eine "Schau-Tropfsteinhöhle".
"Wir sind ja auch eine Einrichtung mit einem Bildungsauftrag und gerade weil Minerale so wichtig sind, im Alltäglichen Leben, aber auch für neue Technologien, wollten wir den Besuchern und Besucherinnen die Struktur der Säle stärker erschließen", sagte Vohland zur APA über die Dauerausstellung.
Service: https://www.nhm-wien.ac.at